Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Zum Zwischentitel gegurkt
Bayern siegen glanzlos in Frankfurt – Herbstmeisterschaft spielt für Heynckes keine Rolle
FRANKFURT (SID/falx/dpa) - Wie wichtig die 23. Herbstmeisterschaft für den FC Bayern München war, zeigte die leicht verwunderte Reaktion von Thomas Müller. „Ach, ist das schon durch?“, fragte der Angreifer nach dem mühevollen und eher unverdienten 1:0 (1:0) bei Eintracht Frankfurt: „Dann feiern wir das halt auch.“Dank der Schützenhilfe des FSV Mainz bei Leipzig (2:2) ist der Rekordmeister bis zur Winterpause nicht mehr vom Spitzenplatz zu verdrängen. Zum siebten Mal in Folge! „Das ist, glaube ich, nicht von Bedeutung“, sagte Trainer Jupp Heynckes: „Wichtig ist, dass wir in den letzten Wochen Fahrt aufgenommen haben und das Team wieder attraktiven Fußball spielt. [...] Wir schießen jetzt keine Raketen ab.“
Im weiteren Saisonverlauf, sagte Müller, könnte das Ergebnis der streckenweise arg giftig geführten Frankfurt-Partie noch wichtig werden. Spielerisch glänzen konnte keine der beiden Mannschaften – Grätschen und Fouls wurden dagegen zuhauf ausgepackt. Nicht verwunderlich also, dass diese auch die zwei entscheidenden Geschichten des Spiels bildeten: Zum einen ein hartes Einsteigen von Arturo Vidal gegen Aymen Barkok in der siebten Minute, über das Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic hinterher meinte: „Bei 17 anderen Bundesligisten wäre es Rot gewesen.“Klare Notbremse, so die Frankfurter. Ein anderer Bayern-Spieler hätte noch eingreifen und eine klare Torchance verhindern können, argumentierte der Schiedsrichter. Das Bittere aus Frankfurter Sicht war: Vidal durfte auf dem Spielfeld bleiben und köpfelte nur 13 Minuten später das entscheidende Tor des Spiels.
Die andere Szene war selbst in den Zeiten des viel diskutierten Videobeweises eine Premiere: Die erste Begnadigung via Video. Der Frankfurter Marius Wolf sah in der 72. Minute die Rote Karte, weil er James Rodriguez gefoult hatte. Der 22Jährige stapfte bereits frustriert Richtung Kabine und bekam gar nicht mehr mit, wie Schiedsrichter Harm Osmers einen Hinweis von seinem Video-Assistenten Frank Willenborg bekam. Der Referee schaute sich die Szene noch einmal auf dem Monitor an, danach war für ihn klar: Rot ist zu hart, eine Gelbe Karte reicht aus – jetzt muss nur noch der Frankfurter Spieler zurück auf den Platz. „Ich war schon an der Tür zur Kabine“, erzählte Wolf hinterher. „Plötzlich holte mich unser Zeugwart zurück. Ich hatte mein Trikot noch an. Der Schiedsrichter kam zu mir und hat sich entschuldigt.“
Für die Bayern also einmal eine andere Fußballerfahrung: „Uns hat das viel Spaß gemacht, auch mal unsere Kämpfermentalität zeigen zu Hinten hielt Tom Starke, der Ersatz des kurzfristig verletzten Ersatzkeepers Sven Ulreich die Null fest.
In guter Verfassung haben sich auch die Gastgeber präsentiert, deren Trainer Niko Kovac sich allerdings einen anderen Ausgang gewünscht hätte: „Wir hätten mehr verdient gehabt als eine Niederlage. Mehr heißt: ein Unentschieden.“