Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Jeder Tag eine neue Herausford­erung“

Verein „Helfende Hände“Argenbühl hilft in Mutumba/Burundi

- Von Susi Weber

WANGEN - In loser Folge stellt die „Schwäbisch­e Zeitung“im Rahmen ihrer Weihnachts­aktion aus der Region stammende Organisati­onen vor, die nicht nur sozial engagiert sind, sondern auch Fluchtursa­chen reduzieren. Im dritten Teil unserer Serie steht der Argenbühle­r Verein Helfende Hände im Mittelpunk­t.

Aus der Kindernoth­ilfe entstanden, unterstütz­t er mehrere Projekte, zu denen jeweils ein direkter

Kontakt besteht.

2017 legte der Zusammensc­hluss von 18 Menschen aller Altersklas­sen aus Argenbühl, Wangen, Isny und der bayerische­n Nachbarsch­aft einen Schwerpunk­t auf Mutumba/ Burundi und die Missionsst­ation der Argenbühle­r Schwester Theresiane Maier.

Was 150 gefüllte Bananenkar­tons mit Hilfsproje­kten zu tun haben? Ferdl Rasch, Leiter der „Helfenden Hände“, erklärt es mit Schmunzeln – und mit Stolz: „So viel haben wir in diesem Jahr in etwa verkauft!“Kleidung, Haushaltsa­rtikel und Kleinmöbel aus Haushaltsa­uflösungen oder Spenden, ja „eigentlich alles, was wir kriegen können und bei Märkten gefragt ist“, wurden binnen eines Jahres auf 42 Märkten in der Region verkauft. Das Konzept klingt einfach, ist aber effizient: 18 Vereinsmit­glieder, davon ein Drittel Mädchen im Alter zwischen zehn und 14 Jahren, spenden einen Teil ihrer Zeit, um die wiederum gespendete Ware zu veräußern. Daneben sorgen sechs Strickerin­nen für Stulpen und Socken, die in Reha-Kliniken verkauft werden. „Von Standgebüh­ren abgesehen haben wir keine Ausgaben“, sagt Rasch. Eine für die Lagerung der Waren angemietet­e Garage wird sogar aus eigener Tasche bezahlt. 24 050 Euro kamen in diesem Jahr als Erlös zusammen, die unter anderem nach Chile, Indien, Indonesien und auf die Philippine­n flossen.

„Seit 2016 liegt unser Schwerpunk­t auf Burundi“, erzählt Rasch. 2017 wurde dort die Missionsst­ation in Mutumba mit 15 000 Euro bezuschuss­t. Die in die Jahre gekommene und recht marode gewordene Geburtssta­tion, die lange Jahre von der Argenbühle­r Schönstatt-Missionars­schwester Theresiane Maier betreut und seit 2010 von der aus Waldstette­n bei Schwäbisch Gmünd stammenden Schwester Lisette geleitet wird, musste grundlegen­d und für insgesamt 48 000 Euro saniert werden. „Das Asbestdach war undicht, die Holzkonstr­uktion von Termiten zerfressen. Elektrisch­e Leitungen hingen umher und Fenster fehlten“, beschreibt Rasch den Zustand. Und fügt hinzu: „In Mutumba ist jeder Tag eine neue Herausford­erung.“Schwester Lisette brenne es „häufig unter den Nägeln“. Zur Missionsst­ation gehören laut Rasch ein Schulungsz­entrum für Arbeitslos­e, junge Mütter und die Jugend, eine Krankensta­tion, Lehrwerkst­ätten, Schule und die Wasservers­orgung: „Nach Mutumba kommen die Menschen aus teilweise nahezu unzugängli­chen Gegenden und einem großen Umkreis. Sie sind teilweise Stunden unterwegs.“Dann zeigt Rasch Bilder von Kindern: „In diesem Jahr sind in Mutumba bereits 616 Kinder zur Welt gekommen.“

Dass es mit der Geburt allerdings nicht getan ist, schreibt Schwester Lisette in einer E-Mail an Ferdl Rasch: „Die unterernäh­rten Kinder erhalten Milch. Babys, die ihre Mutter verloren haben, erhalten Kindermilc­h. Leider wird das Milchprogr­amm der Schweiz nächstes Jahr eingestell­t und dann wissen wir nicht, woher wir die Babymilch bekommen können.“Daneben berichtet sie von einem Kind aus Mutumba, das dringend operiert werden muss: „Die Eltern können die OP nicht bezahlen. Nun haben sie sich an uns gewandt. So haben wir immer wieder neue Überraschu­ngen.“

„Langfristi­ges Engagement und Sinnhaftig­keit“

Rasch und die Mitglieder seiner Helfenden Hände sind immer wieder aufs Neue bemüht, die „Überraschu­ngen“ zumindest finanziell abzufedern. Nicht nur in Burundi.

Wichtig ist dem Verein der direkte und persönlich­e Kontakt, Transparen­z, langfristi­ges Engagement und Sinnhaftig­keit. Hervorgega­ngen ist die Argenbühle­r Gruppe aus dem Arbeitskre­is Bodensee-Oberschwab­en der Kindernoth­ilfe mit Sitz in Ravensburg, dem Rasch seit 2006 angehört. „Auch für die Kindernoth­ilfe machen wir noch, klar voneinande­r getrennt und für jeden erkennbar, Trödelmärk­te.“Mit den Helfenden Händen bestünde seit 2016 allerdings darüber hinaus die Möglichkei­t, Projekte aus der Region, wie beispielsw­eise auch die Missionsst­ation von Schwester Ingeborg Meroth aus Christazho­fen oder eben Burundi, zu unterstütz­en. Für diese Ansinnen wurde Rasch auch als neues Mitglied in den EineWelt-Ausschuss der Kirchengem­einde aufgenomme­n.

Die Kirche oder der Glaube waren es auch, der den aus Röthenbach stammenden Ferdl Rasch schon vor rund vier Jahrzehnte­n inspiriert­en: „Wir haben Pfarrer gehabt, die in der Entwicklun­gshilfe tätig waren und die in mir haben was spüren lassen. Schließlic­h habe ich auch angefragt, ob man mich in der Entwicklun­gshilfe brauchen könnte. Man hatte aber damals keine Verwendung für mich in der Dritten Welt.“

Heute leistet Rasch Entwicklun­gshilfe mehr denn je – und hat Freude daran, auch die Jugend mit einzubinde­n. „Hilfe am Nächsten ist keine Frage des Alters, sondern eine Frage der Einstellun­g“, sagt Rasch und merkt an: „Es ist schon einzigarti­g, dass Teenys jahrelang in einem caritative­n Verein mithelfen, in dem viele Helfer 60 bis 80 Jahre alt sind.“Noch jung an Jahren ist auch Raschs Stellvertr­eter Florian Widmann aus Bolsternan­g. Auch er schleppt Bananenkis­ten und Secondhand-Waren. Dafür, dass es Menschen in anderen Teilen dieser Welt ein Stück weit besser geht.

Informatio­nen gibt es unter www.helfende-haendearge­nbuehl.ibk.me und der Facebook-Seite Helfende Hände Argenbühl.

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FOTO: VEREIN Die Missionsst­ation auf Mutumba in Burundi profitiert vom Engagement des Argenbühle­r Vereins.
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FOTO: SUSI WEBER Ferdl Rasch, Leiter der „Helfenden Hände“

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