Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Frischer Wind“bei der Opernbühne
Neuer Vorstand will die Arbeit des Wangener Vereins professioneller aufstellen
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WANGEN - Aufbruchstimmung bei der Opernbühne Württembergisches Allgäu: Nach dem Wechsel an der Spitze zum Ende vergangenen Jahres geht das aktuelle Vorstandsteam um Philipp Ahner mit neuen Ideen und Konzepten an die Aufgaben. Dabei will es eine Mahnung von Ahners Vorgänger Adolf Wetzel in die Tat umsetzen.
Im November vergangenen Jahres hatte Wetzel, der die Opernbühne lange leitete und von 1986 bis 2010 auch ihr Dirigent war, den Staffelstab übergeben und seinen Nachfolgern ins Stammbuch geschrieben: „Auf Dauer wird es ohne professionelle Mitarbeit nicht mehr gehen.“Zudem brauche man eine bessere Finanzausstattung.
Ein eigenes Büro soll kommen
Der neue Vorstand hat jetzt entsprechende erste Schritte eingeleitet: „Neue Akzente“will der Vorsitzende Ahner setzen, wie er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“sagt. Dazu gehört administrativ, „in einem ersten Schritt“, die Einrichtung eines Büros, das personell möglichst mit einer Teilzeitkraft ausgestattet sein soll. Dem Vorsitzenden schwebt vor, dass dort Homepage, Finanzen, Verträge und Terminkoordination betreut wird. „Also alles, was eine Geschäftsstelle leistet.“
Finanziell hilfreich könnten dabei Zuschüsse aus dem Leader-Programm sein, mit dem Projekte im Ländlichen Raum unterstützt werden. Das jedenfalls hoffen Philipp Ahner und seine Kollegen. Eine Entscheidung in der ersten Bewerbungsrunde steht nach seiner Auskunft Anfang Februar an.
Die neuen Verantwortlichen der Opernbühne, die sich mit ihren Inszenierungen seit Langem einen hervorragenden Namen erarbeitet hat (zuletzt mit der Luther-Oper), wollen aber auch inhaltlich auf dem Weg zur Professionalisierung Neues anstoßen. Ahner nennt dazu drei Stichworte: Kooperation, Teilhabe und Digitalisierung. Dahinter steckt der Gedanke, (junge) Menschen für (Opern-)Musik zu begeistern, denen derlei Klänge bislang emotional fern waren.
Beispielgebend fällt ihm dabei Julia Roberts ein. In der Rolle der Prostituierten Vivian Ward des Filmklassikers „Pretty Woman“geriet sie unverhofft in einer Opernaufführung und brach in Tränen aus, weil die Musik sie so berührte.
Und ebenfalls erklärt er exemplarisch, was ihm als Leiter der Meersburger Sommerakademie gelungen sei und er sich unter dem Begriff Kooperation vorstellt: lokale Profis, Musiklehrer, Laien, Schüler, Studierende, und „herausragende Gäste“zusammenzubringen.
Jüngst hatte er unter anderem dazu ein Gespräch mit Hans Wagner, dem Leiter der Jugendmusikschule Württembergisches Allgäu. Und der 42-jährige Professor für Musikpädagogik und -didaktik sagt: „Dafür brenne ich: dass Menschen zu einem gemeinsamen musikalischen Schaffen bewegt werden, das sonst nicht stattfindet.“
Opernbühne wird digital
Womit Ahner schon beim Ziel der Teilhabe ist. In diesem Zusammenhang spricht er von Türen, die er öffnen möchte. Und er glaubt, ein Mittel dafür zu kennen: „Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, mit Menschen über ihre musikalischen Schwerpunkte ins Gespräch zu kommen“, so der Wangener, der beruflich auch als Lehrer und in der Lehrerausbildung tätig ist.
Als ein Mittel, Menschen für (Opern-)Musik zu begeistern, sieht er die neuen Medien. Zuletzt wurde die Homepage der Opernbühne neu gestaltet. „Das hat noch nichts mit Musik zu tun“, gibt er zu, als er das auch politisch seit geraumer Zeit alles beherrschende Stichwort der Digitalisierung anspricht. Er erläutert: Musik sei heute überall abrufbar. Und auch über das eigene digitale Angebot des Vereins könnten Menschen ihr näher kommen. Etwa indem die Opernbühne die Möglichkeit schafft, Klänge über die Bewegungen des Smartphones zu verändern. „Wichtig ist: Die Geräte sind nicht nur zum Konsum da, sondern um Musik selbst zu gestalten“, sagt Philipp Ahner.
All dies sieht der neue Chef der Opernbühne als Anfang. Als Beginn der Professionalisierung des rund 150 Mitglieder starken Vereins. Dazu gehört auch die neue, stringente Aufgabenteilung im Vorstand. Denn Ahner ist klar: „Adolf Wetzel hat Vieles in liebevoller ehrenamtlicher Tätigkeit zu Hause gemacht – das schaffe ich nicht.“Wohl aber, Freude an der neuen Aufgabe zu erleben: „Es macht viel Spaß, alle sind engagiert dabei. Es herrscht ein frischer Wind.“