Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ein außergewöhnlicher Einsatz
Aulendorfs Feuerwehrkommandant blickt auf Wertstoffhof-Brand zurück.
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AULENDORF - Sieben Kilometer Schläuche, Feuerwehren aus sechs Städten, 150 Einsatzkräfte: Der Brand auf dem Wertstoffhof in Aulendorf hat am vergangenen Samstagabend, mitten in der Fasnetszeit, ein enormes Aufgebot gefordert. Es war ein außerordentlicher und belastender Einsatz, auch für die Feuerwehr Aulendorf mit ihren vier Abteilungen und deren Kommandanten Markus Huchler, der die Einsatzleitung innehatte. „Für mich“, sagt er, „war es von der Anzahl der Einsatzkräfte in meiner 20-jährigen Kommandantenkarriere der größte Einsatz“. Für einige beteiligte Kameraden sei es gar das „erste richtige Großbrandfeuer“gewesen, das sie zu sehen bekamen. „Jetzt wissen sie, warum wir das immer üben.“
Seinen Eindruck, als er am Samstagabend wenige Minuten nach der Alarmierung der Wehr um 19.45 Uhr beim Wertstoffhof ankam, beschreibt Huchler so: „Die Halle ist von hinten bis vorne in Vollbrand gestanden, es war taghell, hat geraucht und gestunken.“„Scheiße“, habe er beim Anblick der Flammen gedacht und dann sofort begonnen, nachzualarmieren und den Einsatz aufzubauen. Bürgermeister Matthias Burth zeigte sich auch am Tag danach beeindruckt, wie Huchler den Einsatz mit klaren Ansagen straff organisiert habe.
Der Kommandant selbst verteilt die Lorbeeren gerne weiter, lobt die Mannschaften und die beteiligten Kommandanten für ihre Unterstützung und Hinweise, allen voran den Waldseer Kommandanten Alois Burkhardt. „Seine Hilfe und Erfahrung haben sehr geholfen, und die Zusammenarbeit hat hervorragend geklappt.“Neben den Aulendorfer und Bad Waldseer Wehren waren auch die Feuerwehr Altshausen, Ravensburg, Weingarten und des ZfP Bad Schussenried vor Ort.
Riegelstellung aufgebaut
Die Feuerwehr baute zunächst eine Riegelstellung auf, um die Ausbreitung des Feuers zur Firma Burger hin zu verhindern, und begann mit den Löscharbeiten an der Halle. Schnell sei klar gewesen, dass die Wasserversorgung größer angelegt werden musste. „Dass die Wasserversorgung schwach ist da draußen, ist bekannt. Für diese Dimension war sie nicht ausreichend“, sagt Huchler. Deshalb verlegten die Feuerwehren insgesamt rund sieben Kilometer Schläuche und schlossen bei zwei verschiedenen Wasserversorgern an – in Zollenreute bei der Oberen Schussentalgruppe, an der Schwarzhaus-Kreuzung und beim Norma bei Schussen-Rotachtal. „Als wir gemerkt haben, dass wir zu wenig Wasser haben, haben wir auch noch den Schlauchwagen aus Ravensburg-Weißenau angefordert.“Rund 500 Schläuche, schätzt Huchler, seien verwendet worden.
„Zum Glück gab es keinen Personenschaden“, stellt der Kommandant fest, auch die Feuerwehrleute kamen unbeschadet von dem Großeinsatz zurück. „Es war richtig, dass die Gruppenführer gleich Atemschutz angeordnet haben.“Um genügend Atemschutzausrüstung vor Ort zu haben, wurde der Gerätewagen Atemschutz von der Feuerwehr in Weingarten hinzugerufen, die für den gesamten Landkreis für genau solche Fälle Atemschutzgeräte bereithält. Die Werksfeuerwehr des ZfP Bad Schussenried stellte gegen 24 Uhr ihren großen Lüfter auf, um die Halle rauchfrei zu bekommen und zu sehen, wo es noch raucht und brennt.
„Jetzt wissen sie, warum wir das immer üben.“Markus Huchler
Landwirte liefern Löschwasser
„Ganz toll war auch, dass der stellvertretende Kreisbrandmeister die Sache mit dem kontaminierten Löschwasser übernommen hat“, sagt Huchler. Um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, wurde das Wasser abgepumpt und in die Kläranlage Langwiese in Ravensburg gefahren, da die Aulendorfer Kläranlage entsprechende Stoffe nicht filtern kann. Einen großen Teil des Wassers transportierten Landwirte ab, die in ihren Güllefässern zunächst auch Löschwasser herbeigeschafft hatten. Verwundert zeigt sich Huchler noch immer darüber, dass diese keine Sondergenehmigung bekamen, über die Bundesstraße zu fahren, sondern über den Mochenwangener Wald und durch Ravensburg hindurch fahren mussten.
Gegen vier Uhr am frühen Sonntagmorgen beendete die Aulendorfer Feuerwehr den Akuteinsatz, wurde allerdings um 8 und kurz nach 15 Uhr zum Nachlöschen erneut zum Wertstoffhof gerufen. „Das ist kräftezehrend“, beschriebt Huchler, auch im Hinblick darauf, dass die Wehr in den wenigen Tagen seit dem Großeinsatz bereits zu mehreren anderen Einsätzen, etwa einem Verkehrsunfall am frühen Montagmorgen, gerufen wurde.
Und auch wenn der Einsatz am Wertstoffhof selbst abgeschlossen ist, beschäftigt er die Aulendorfer Wehr noch weiter. „Wir sind jetzt am Aufräumen“, sagt Huchler. Neben Feuerwehranzügen und Gerätschaften, die gereinigt, repariert und aufgeräumt werden müssen, muss die Wehr auch ihre rund 500 Schläuche wieder bei der Feuerwehr in Baienfurt abholen. „Die haben eine Schlauchwaschanlage“, erklärt Huchler.