Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Unbedenklich
Der Ausverkauf der deutschen Industrie wurde von Skeptikern schon vor über 30 Jahren als Drohgemälde an die Wand ge- worfen. Anlass war 1974 die Übernahme von Anteilen an Daimler durch den Ölstaat Kuwait. Der Exodus von Arbeitsplätzen oder Know-how blieb in diesem Fall ebenso wie in den vielen folgenden Aktien-Engagements internationaler Anleger bei deutschen Unternehmen aus. Die im Dax vertretenen 30 größten Konzerne gehören längst mehrheitlich ausländischen Anlegern. Der Industrie hat dies nicht geschadet.
Beim neuen chinesischen Großaktionär ist eher das Gegenteil zu erwarten. Li Shufu hat langfristige strategische Ziele im Auge, die Daimler gut ins Konzept passen. Schließlich kann es im politisch schwierigen Umfeld des großen chinesischen Marktes hilfreich sein, wenn sich ein angesehenes und in der Kommunistischen Partei gut vernetztes einheimisches Unternehmen für die Deutschen einsetzen kann.
Auch im Wettbewerb zu den neuen Konkurrenten aus der ITBranche kann sich die Verbindung mit dem chinesischen Unternehmen als nützlich erweisen. Die Sorge, es könnten technologische Betriebsgeheimnisse nach China gelangen, ist zumindest rechtlich unbegründet. Da kommen Aktionäre nicht einfach ran. Anders liegt der Fall bei Mehrheitsbeteiligungen chinesischer Investoren, die ein Auge auf den starken industriellen Mittelstand hierzulande geworfen haben. Da muss notfalls die Politik eingreifen und dafür Sorge tragen, dass Kernkompetenzen nicht ins Ausland wandern.