Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Schuler setzt Bestmarken
Pressenhersteller aus Göppingen beklagt aber zögerliche Investitionen der Autobauer
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GÖPPINGEN/RAVENSBURG - Der Pressenhersteller Schuler hat das vergangene Jahr zwar mit Rekordwerten bei Umsatz und Betriebsergebnis abgeschlossen, beim Auftragseingang und Auftragsbestand aber Rückgänge verzeichnet. Schuld daran sind nach Angaben von Schuler-Chef Stefan Klebert die „spürbaren Rückgänge“im größten Geschäftsbereich Automobil. Die Autohersteller hätten erhebliche Mittel in den Ausbau der Elektromobilität geleitet und dafür Investitionen in neue Produktionskapazitäten zurückgestellt, sagte Klebert am Freitag in Göppingen. Erst gegen Ende des Jahres sei die Nachfrage wieder gestiegen.
Klebert, der am 24. April nach siebeneinhalb Jahren an der Spitze von Schuler den Pressenhersteller verlässt und den Vorstandsposten an Domenico Iacovelli übergibt, zog dennoch ein positives Fazit über das abgelaufene Geschäftsjahr: „2017 spiegelt die erfolgreichen Veränderungen der vergangenen Jahre wider. Sowohl das neue Produktionskonzept als auch die Akquisitionen Yadon und Aweba trugen positiv zum Ergebnis bei. Beide Übernahmen sind nicht nur finanziell eine Erfolgsstory, sondern haben Schuler auch strategisch wichtige Märkte im Inund Ausland erschlossen“, sagte der Manager im neuen Schuler Innovation Tower, der Mitte 2017 im Stadtzentrum von Göppingen eingeweiht wurde.
Das Unternehmen, das zum österreichischen Maschinen- und Anlagenbauer Andritz gehört, hat einen Umbau der Fertigung in Deutschland hinter sich. Diesem Konzept, das Klebert noch einmal als „notwendig“bezeichnete und durch das die Personalkosten 2017 um rund 30 Millionen gesenkt werden konnten, fiel unter anderem die Produktion am Standort Weingarten (Kreis Ravensburg) zum Opfer. Auch die Gießerei in Göppingen wurde dicht gemacht. Mittlerweile wird nur noch an zwei deutschen Standorten (Göppingen, Erfurt) produziert.
Umbau abgeschlossen
Vor Jahresfrist erklärte Klebert, dass die Produktion in Deutschland „nicht weiter wachsen wird“. Rückenwind für das Geschäft von Schuler würde stattdessen aus China und den Vereinigten Staaten kommen. Dieses Szenario spiegelte sich in den Geschäftszahlen 2017 wider. Den Umsatz hatte Schuler im vergangenen Jahr um fünf Prozent auf 1,23 Milliarden Euro gesteigert. Doch Wachstumsraten von mehr als 20 Prozent verzeichnete der Konzern in Nordamerika, immerhin noch sieben Prozent in China. In Europa, wo zwar immer noch die Hälfte der Erlöse erwirtschaftet werden, lag das Plus bei bescheidenen 0,6 Prozent. Das Konzernergebnis lag mit 72 Millionen Euro knapp sieben Prozent unter dem des Vorjahrs – 2016 hatte Schuler durch einen steuerlichen Einmaleffekt beim Ergebnis zwischenzeitlich von einer niedrigeren Steuerquote profitiert.
Pressen für Model 3 von Tesla
Als Highlight machte Klebert im vergangenen Jahr den Betriebsstart der Pressenlinie für den kalifornischen Elektroautohersteller Tesla aus. Teile für die Massenmarkt-Limousine Model 3 werden dort auf SchulerPressen gefertigt, und auch bei Teslas Oberklasse-Limousine Model S und dem SUV Model X sind die Göppinger im Geschäft. Die Elektromobilität bezeichnete Klebert als „Chance für Schuler“da jedes Auto eine Karosserie brauche – „ganz egal ob es von einem Verbrennungsmotor, einem Hybridaggregat oder rein elektrisch angetrieben wird“.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der nach eigenen Angaben weltgrößte Hersteller von Umformtechnik mit Umsatz und Ergebnis auf Vorjahresniveau – Sondereffekte ausgeklammert. Damit wird Schuler deutlich vorsichtiger als im vergangenen Jahr. Vor Jahresfrist hatte Klebert als mittelfristige Marschroute ausgegeben, den Umsatz bis 2020 auf zwei Milliarden Euro steigern zu wollen. Dieses Ziel dürfte nur noch schwer zu erreichen sein.