Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Eine Feier ohne große Symbolik
12. Winter-Paralympics eröffnet – Deutliches Zeichen der Verständigung bleibt aus
PYEONGCHANG (SID/dpa) - Zehn Minuten trennten die Mannschaften von Nord- und Südkorea beim Einmarsch der Nationen: Die bunte Eröffnungsfeier bei den 12. Winter-Paralympics sendete nicht das erhoffte Signal für Frieden und Hoffnung wie noch vor vier Wochen bei Olympia in die Welt. Die beiden verfeindeten Länder liefen am Freitagabend bei einer stimmungsvollen Show mit eigenen Delegationen ins Olympiastadion von Pyeongchang ein. Immerhin gab es warmen Applaus für die kleine nordkoreanische Delegation, zudem brachte je ein Sportler aus beiden Ländern das Feuer zusammen ins Stadion. Bei der Eröffnung der Olympischen Spiele am 9. Februar hatte es an gleicher Stelle noch eine demonstrative Verbrüderung und einen gemeinsamen Einmarsch unter der Einheitsflagge gegeben – dazu zwei enorm bedeutsame Handschläge zwischen Südkoreas Präsidenten Moon Jae-in und Kim Yo-jong, der Schwester des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-un. Vor den Paralympics konnten sich beide Verbände nicht verständigen.
Diesmal musste sich Moon Jae In bei der offiziellen Eröffnung mit einer „Botschaft an die Welt“begnügen. „Wir träumen von einer Welt, in der jeder respektiert und gleich behandelt wird. Das ist ein Traum, der durch die Paralympics mit Leben erfüllt wird“, so Südkoreas Präsident.
Thomas Bach, Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), sah, wie seine Landsfrau Andrea Eskau die deutsche Fahne ins Olympiastadion trug. Die 46-Jährige vom USC Magdeburg führte die 20 Athleten des Deutschen Behindertensportverbandes (DBS) sowie die vier Begleitläufer an und meinte: „Es war total erhebend. Insbesondere der Moment, in dem die Nation aufgerufen wurde. Es war toll.“
Um 21.50 Uhr entzündeten Rollstuhl-Curler Seo Soon-seok gemeinsam mit Curlerin Kim Eun-jong, die vor wenigen Tagen in Pyeongchang Silber gewonnen hatte, das Feuer. Insgesamt sind in Südkorea knapp 600 Sportler aus 48 Nationen am Start. In 80 Wettbewerben in sechs Sportarten (Ski alpin, Biathlon, Langlauf, Rollstuhlcurling, Snowboard und Eishockey) werden ab Samstag die Medaillen vergeben.
Eine Medaillenvorgabe vom DBS gibt es für das Team um „Golden Girl“Anna Schaffelhuber (fünf Goldmedaillen in Sotschi) für die acht Wettkampftage nicht. Man sei dabei, „um zu gewinnen“, sagte DBS-Präsident Friedhelm Julius Beucher jedoch in aller Deutlichkeit. Vor allem Eskau kann es wieder richten und das, obwohl es nach der Eröffnungsfeier nur ein paar Stunden bis zu ihrem ersten Rennen waren. „Ob das trainingstechnisch gut ist, ist mir schnurz“, so die 46-Jährige. Vor vier Jahren in Sotschi hatte Eskau jeweils Gold im Biathlon und Langlauf geholt. Aber auch Martin Fleig (Freiburg) und Anja Wicker (Stuttgart) werden im Biathlon und Langlauf ebenso gute Medaillenchancen eingeräumt wie Clara Klug (München) oder Vivian Hösch (Freiburg). „Wir wollen uns gut verkaufen, sportlich und im gesamten Auftreten als Team“, so Bundestrainer Ralf Rombach.