Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
OPCW bestätigt russische Herkunft des Gifts
London will UN-Sicherheitsratssitzung im Fall Skripal – Russland weist Bericht zurück
●
LONDON - Knapp sechs Wochen nach dem Attentat auf den früheren russischen Doppelspion Sergej Skripal und seine Tochter Julia im südenglischen Salisbury haben unabhängige Experten den Einsatz des Nervengiftes Nowitschok bestätigt, aber keine Hinweise auf die Täter oder Drahtzieher geliefert. Die Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) veröffentlichte am Donnerstag in Den Haag die Ergebnisse der Untersuchung ihrer Experten. Diese bestätigen britische Angaben, nach denen der in der früheren Sowjetunion fabrizierte Stoff Nowitschok verwendet worden war. Die OPCW äußerte sich aber nicht dazu, woher das Gift kam und wer daher vermutlich für den Anschlag Anfang März verantwortlich ist.
Der britischen Regierung zufolge produziert Russland seit zehn Jahren Nowitschok-Kampfstoffe, die erstmals in der Sowjetunion hergestellt wurden und als äußerst giftig gelten. Jenseits winziger Mengen für Laborexperimente ist die Produktion von Chemiewaffen gemäss der entsprechenden Konvention verboten.
Nach der Bestätigung seiner Erkenntnisse zum Giftanschlag durch unabhängige Experten hat Großbritannien eine Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu dem Thema beantragt. Die Sitzung solle voraussichtlich in der kommenden Woche stattfinden, verlautete am Donnerstag von der britischen Vertretung bei den Vereinten Nationen.
Russland hat die Ergebnisse der Chemiewaffenexperten zurückgewiesen. Russland akzeptiere keinerlei Ermittlungsergebnisse, solange Moskau keinen Zugang zu den Untersuchungen Großbritanniens und der OPCW erhalte, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Maria Sacharowa.
Forderung der Bundesregierung
Die Bundesregierung hat Moskau aufgefordert, endlich bei der Aufklärung des Giftanschlags mitzuarbeiten. „Russland ist nun aufgerufen, endlich eine konstruktive Rolle einzunehmen und die offenen Fragen zu beantworten“, sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Nach Großbritannien hatten auch zwei Dutzend Verbündete sowie die Ukraine mehr als 140 russische Diplomaten, darunter viele Spione, ausgewiesen.