Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Spielen, suchen, denken
Auch zu Hause sollten Hunde sinnvoll beschäftigt werden
● FRANKFURT/MAIN (dpa) - Das Wetter ist mehr als ungemütlich, der Hund ist verletzt oder darf aus anderen Gründen gerade nicht herumtoben: Ganz ohne Gassigehen geht es für die Tiere natürlich nicht. Besitzer können den Hund aber zusätzlich zu Hause mit allerlei Spielen beschäftigen, die ihn geistig auslasten. Ein weiterer Vorteil: Die Bindung zwischen Zwei- und Vierbeiner wird weiter gefestigt. Da Hunde bis ins hohe Alter spielen, können auch die vierbeinigen Senioren entsprechend beschäftigt werden.
Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt, außerdem gibt es im Handel etliche Angebote. Das Geld für teure Spiele können sich Besitzer nach Meinung von Experten allerdings sparen. Denn sie haben oft den Nachteil, dass sie keine oder nur wenige Variationsmöglichkeiten haben und daher schnell langweilig werden. „Selbst kreierte Spiele sind viel abwechslungsreicher und kosten nichts oder nur wenig“, sagt die Vorsitzende des Berufsverbands zertifizierter Hundetrainer, Julia Dittmers aus Posthausen.
Geistig anstrengend für die Tiere sind Denkspiele. „Damit wird zudem die Kreativität des Hundes gefördert“, erklärt die Hundetrainerin Chris Maron aus Usingen (Hessen). So lieben es viele Hunde, etwas auszupacken. Das ist für den Halter einfach zu bewerkstelligen: Er steckt zum Beispiel Futterstücke in Zeitungspapier und diese gemeinsam mit weiterem Papier in einen Karton.
Wer möchte, kann den Karton auch noch zukleben und verpacken. Dann bekommt der Hund sein „Geschenk“überreicht und darf es auspacken. „Das ist auch gut geeignet für ängstliche Hunde. Ihnen kann man anfangs helfen, indem man zum Beispiel das Päckchen selbst ein Stückchen öffnet“, rät Maron.
Noch weniger Aufwand für den Halter sind Suchspiele. Dabei werden Leckerlis in der Wohnung versteckt. Anfangs darf der Hund zuschauen und auf einen Befehl wie zum Beispiel „Such“zu den Leckerlis laufen und diese fressen. „Beim Wartenlassen kann der Hund auch schön Selbstkontrolle üben“, erklärt Dittmers. Fortgeschrittene Hunde dürfen schließlich nicht mehr beim Verstecken der begehrten Beute zuschauen.
Gut geeignet sind auch Schnüffelteppiche, die ähnlich wie Flokatis aussehen. Sie können im Handel gekauft oder mit ein bisschen Aufwand selbst gebastelt werden. Im Internet gibt es etliche Anleitungen. In diesem Teppich werden die Futterstücke versteckt und müssen vom Hund gefunden werden. Allerdings sollte man es mit solchen Suchspielen nicht übertreiben. „Nasenarbeit ist für Hunde sehr anstrengend. Für den Anfang reichen fünf Minuten locker“, sagt Dittmers.
Geistig gefordert werden die Tiere beim Einstudieren von Tricks. So kann dem Hund zum Beispiel beigebracht werden, die Schlappen zu holen, seinem Besitzer die Socken auszuziehen oder Schubladen aufzumachen.
Bringt das Tier gerne Sachen, kann man es auch aufräumen lassen. „Man legt ein Spielzeug ins Zimmer und fordert den Hund auf, dieses zu bringen“, erklärt die Hundetrainerin Maron. Der Mensch selbst sitzt direkt neben der Kiste, in die der Hund das Spielzeug einräumen soll. Er hält die Hand über die Kiste und lässt sich das Spielzeug zunächst geben. Im Verlauf des Trainings zieht er die Hand weg – so lernt der Hund, dass er die Sachen in die Kiste werfen soll. Fortgeschrittene Hunde können mehrere Spielsachen aufräumen, die außerdem einen Namen haben. So können sie auf Befehl etwa den „Teddy“wegräumen, dann das „Schwein“und schließlich den „Ball“.
Wer mehr Action möchte und entsprechend Platz hat, kann sich zu Hause einen kleinen Parcours aufbauen. So bilden mehrere hintereinander aufgestellte Stühle einen Tunnel, aus zwei Eimern und einem Besenstiel wird ein Hindernis zum Überspringen. Durch kleine Pylonen kann der Hund Slalom laufen. Oder der Mensch bildet mit seinen Armen einen Kreis und der Hund springt hindurch.
Sehr beliebt und ein Klassiker sind Zerrspiele. Dabei ziehen Mensch und Hund in entgegengesetzter Richtung an einem Spielzeug, zum Beispiel an einem Seil. „Das ist allerdings nur für Hunde geeignet, die bei diesem Spiel nicht aggressiv werden, einen Spielabbruch akzeptieren, ihre Beute nicht verteidigen und bei denen das Verhältnis zum Menschen geklärt ist“, zählt Mike Ruckelshaus von der Tierschutzorganisation Tasso in Sulzbach auf.
Er empfiehlt, die Beschäftigung im Haus auch für sinnvolles Training zu nutzen. So können beim Hund auch die normalen Gehorsamsübungen wie „Sitz“, „Platz“und „Bleib“abgefragt werden. Außerdem kann er im Haus desensibilisiert werden – zum Beispiel gegen laute Geräusche.
Es gibt CDs mit entsprechenden Geräuschen wie zum Beispiel Donner. „Zunächst wird die CD leise abgespielt, währenddessen spielt man mit dem Hund und gibt ihm Leckerchen. So verbindet er die Geräusche mit etwas Tollem“, sagt Ruckelshaus. Hat sich das Tier an die leisen donnernden Geräusche gewöhnt, wird die CD immer lauter abgespielt.
„Selbst kreierte Spiele sind viel abwechslungsreicher und kosten nichts oder nur wenig.“
Hundetrainerin Julia Dittmers