Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kreisverkehr wird vorerst nicht gebaut
Gemeinderat hat Entscheidung über Kreisel zurückgestellt. Hohe Kosten ein Grund.
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AULENDORF - Der seit 2014 diskutierte Kreisverkehr an der Ampelkreuzung Schwarzhausstraße und Allewindenstraße, eine Hauptverkehrsachse durch Aulendorf, ist vorerst vom Tisch. Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung nach längerer Diskussion die weitere Entscheidung über den Kreisverkehr an der Landesstraße 285 zurückgestellt.
Hauptgrund dafür waren die Kosten, die von ursprünglich geschätzten 300 000 Euro mittlerweile auf rund 620 000 Euro gestiegen sind. Nun soll die Stadtverwaltung (erneut) überprüfen, wie der Verkehrsfluss auf der Kreuzung optimiert werden kann.
Das Planungsbüro Brennerplan sieht dafür zwei Möglichkeiten: verlängerte Grünphasen auf der Brücke und eine Linksabbiegespur auf der Schwarzhausstraße.
Kreisel ist zu teuer
Die hohen Kosten von fast einer dreiviertel Million Euro für den geplanten Kreisverkehr und das Thema Sicherheit für Fußgänger sowie Radfahrer waren Hauptthemen der Diskussion im Gremium. Bürgermeister Matthias Burth machte deutlich, dass für ihn der durch die Elektrifizierung der Südbahn notwendige und mehr als eine Million Euro teure Neubau der Rugetsweiler Brücke noch vor dem Kreisverkehr erste Priorität habe. Die Entscheidung, ob die Brücke künftig nur eine Fuß- und Radwegbrücke sein wird oder doch auch einspurig von Autos befahren werden kann, muss laut Burth im Frühjahr getroffen werden.
Zudem sei eine weitere Baustelle an der Kreuzung zusätzlich zum Ausbau der Südbahn problematisch. „Ich tue mich schwer, den Kreisel zu bauen, und gleichzeitig haben wir Schienenersatzverkehr als Folge des Südbahn-Ausbaus.“
Stadtrat Hans-Peter Reck (CDU) machte klar: „Erst müssen wir wissen, wie es mit der Brücke weitergeht, und dann erst über den Kreisel entscheiden.“CDU-Kollege Konrad Zimmermann schloss sich an. „Wir haben im Gremium hier oft genug gesagt, dass die Rugetsweiler Brücke oberste Priorität hat. Wir haben auch noch die Themen Kindergarten und Schulen und müssen aufpassen, dass wir uns finanziell nicht übernehmen. Wir können in unserer Situation nicht eine dreiviertel Million für einen Kreisel zahlen, obwohl eigentlich der Baulastträger dafür zuständig ist. Wir sollten das Projekt erst noch mal zur Seite legen.“
Das sah auch Pascal Friedrich (SPD) so. „Wir waren alle sehr euphorisch für den Kreisel, weil er die Hauptverbindungen in der Stadt entlasten würde. Auch in Bezug auf Lärmminderung wäre es die beste Lösung. Mit der Südbahn haben wir das nächste Großprojekt vor uns, daher sollten wir den Kreisverkehr die nächsten zwei Jahre noch mal zurückstellen.“Friedrich mahnte jedoch, das Projekt nicht in der Schublade verschwinden zu lassen.
Genau das war die Befürchtung von Ralf Michalski (FWV). Nach einer durch Pierre Groll (BUS) angestoßenen Diskussion über das Thema Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer wurde Michalski deutlich: „Mir kommt es so vor, als ob der Kreisel jetzt durch die Hintertür gekippt werden soll.“
Groll hatte zuvor kritisiert, dass sich mit dem Kreisel die Sicherheit für Fußgänger „deutlich verschlechtert“, da keine Zebrastreifen an den vier Kreisel-Ausfahrten, sondern „nur“sogenannte Querungshilfen über die Straßen führen sollten. „Autofahrer achten erfahrungsgemäß kaum darauf und fahren schneller durch, und unsere Schulkinder werden über den Haufen gefahren.“Andererseits würden vier Zebrastreifen den gewünschten flüssigen Verkehrsfluss wieder bremsen.
Michalski nannte es „fadenscheinig“, sich wegen der „Fußgängersicherheit aus dem Projekt rauszuschleichen“. Denn Autofahrer müssten rein verkehrsrechtlich am Kreisel blinken und anhalten, falls ein
Fußgänger die Straße kreuze – die Sicherheit sei also gegeben.
Wie Burth erklärte, seien vier Zebrastreifen vom RP abgelehnt worden, nur ein Zebrastreifen sei jedoch nicht erlaubt. Groll betonte, er sei nicht grundsätzlich gegen den Kreisel, aber „wir sollten uns noch mal Gedanken machen über eine sichere Regelung für Fußgänger“. Dem schloss sich auch Stefanie Dölle (CDU) an. An der Planung, Radfahrer durch den Kreisel zu führen, gab es vom Gremium keine Kritik.
Auch Lärm war Thema
Ob der Kreisel tatsächlich die gewünschte Lärmentlastung für die Anwohner bringt, wurde ebenso diskutiert. Christoph Kapitel vom Planungsbüro
Kapitel, der die Kreisverkehrspläne und Kosten vorgestellt hatte, sah das gegeben: „Der Lärm nimmt ab, da der Verkehr flüssiger läuft und Anfahrverkehr abnimmt.“
Letztlich stimmte das Gremium einstimmig dafür, die Entscheidung über den Kreisverkehr zurückzustellen und die Optimierungsvorschläge an der Kreuzung (verlängerte Grünphase auf der Brücke und Linksabbiegespur auf der Schwarzhausstraße) zu überprüfen. Zudem soll die derzeitige Radwegsituation verbessert werden. Groll schlug vor, die Radfahrer nicht über die Fußgängerampel, sondern von der Brücke rechtzeitig auf die Straße zu führen. Auch hier soll die Verwaltung nun Vorschläge erarbeiten.