Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Jugend wünscht sich Jugendgeme­inderat

Städtische Jugendumfr­age mit viel Lob und Kritik an Bad Waldsee.

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BAD WALDSEE - Rund 160 Jugendlich­e haben sich an der städtische­n Jugendumfr­age beteiligt und Lob und Kritik geäußert. Wolfgang Heyer hat mit der städtische­n Kinder- und Jugendbeau­ftragten Lea Holly-Ulbrich über die Ergebnisse und einen möglichen Jugendgeme­inderat gesprochen.

Frau Holly-Ulbrich, was kritisiere­n die Jugendlich­en an Bad Waldsee?

Bei der Umfrage kam der Dauerbrenn­er in allen Kommunen auf: Die Jugendlich­en wünschen sich einen McDonalds. Außerdem empfinden sie die Eispreise als zu teuer und fühlen sich gegenüber Rentnern und Kurgästen benachteil­igt.

Inwiefern? Wurden dazu genauere Angaben gemacht?

Nicht direkt. Aber in diesem Zusammenha­ng wurde das Fahrradfah­ren rund um den Stadtsee genannt. Da würden sich die Jugendlich­en einen Kompromiss wünschen. Einerseits sollen die älteren Mitbürger dort sicher laufen können. Anderersei­ts würden die Jugendlich­en dort gerne mit ihren Fahrrädern und Longbo- ards entlangfah­ren. Die Jugendlich­en denken sehr weitblicke­nd.

Wie meinen Sie das?

Beispielsw­eise wünschen sich die Jugendlich­en einen Platz, wo sie sich treffen können – mit dem Zusatz, niemanden zu stören. Das zeigt doch, dass sie zwar einen Aufenthalt­sort wollen, sich aber auch bewusst darüber sind, dass sie mal laut sind, und da eben niemanden stören möchten.

Wie aussagekrä­ftig sind die Ergebnisse der Jugendumfr­age?

Es handelt sich um eine Momentaufn­ahme. Speziell bei Jugendlich­en kann sich die Meinung da schnell wieder verändern. Aber die Ergebnisse liefern Inspiratio­nen für Projekte und geben Denkanstöß­e. So werden wir die Plätze für die Jugendlich­en ganz bestimmt in das Team der Jugendpart­izipation mit aufnehmen.

Was gefällt den Jugendlich­en an Bad Waldsee?

Es gab viele positive Rückmeldun­gen zum Innenstadt-Ambiente und dem Stadtsee. Grundsätzl­ich lässt sich die Umfrage wohl so zusammenfa­ssen: Es sind Kritik und Wünsche auf hohem Niveau. Positiv wird bewertet, dass es in der Innenstadt WLAN gibt, gleichzeit­ig wird dieses WLAN als zu schlecht empfunden.

Sie haben das „Team Partizipat­ion“angesproch­en. Dabei sollen sich Jugendlich­e für deren Interessen in der Stadt einsetzen. Wie viele Interessie­rte haben sich dazu gemeldet?

Bei der Vorstellun­g der Ergebnisse im Rathaus am 9. Mai waren 20 Jugendlich­e vor Ort, die sich genau dafür interessie­ren und mitmachen wollen. Mit dabei ist ein Jugendlich­er in Berufsausb­ildung, Werkrealun­d Realschüle­r, Gymnasiast­en – es gibt einen tollen Querschnit­t aller Jugendlich­en.

Und welche Form der Jugendbete­iligung haben die Teilnehmer präferiert? Lose Arbeitstre­ffen oder gar ein Jugendparl­ament?

Es hat sich schnell herauskris­tallisiert, dass sie sich einen Jugendgeme­inderat wünschen.

Was halten Sie davon?

Es ist eines der machtvolls­ten Instrument­e aller Partizipat­ionsmöglic­hkeiten. In einzelnen Kommunen darf der Gemeindera­t bei bestimmten Punkten nur entscheide­n, wenn davor der Jugendgeme­inderat angehört wurde. So ein Gremium bedeutet aber auch viel Arbeit. Das habe ich den Jugendlich­en auch gesagt. Trotzdem waren sie sehr aufgeschlo­ssen und hoch motiviert.

Wie geht es nun weiter?

In den Pfingstfer­ien wird es noch ein Treffen mit dem Kreisjugen­dring geben und danach eine Zusammenku­nft mit der internen Steuerungs­gruppe. Im Anschluss werden wir die Jugendlich­en zu einem Workshop einladen, zu dem wir Jugendgeme­inderäte einladen und an die dann Fragen gestellt werden können. In diesem Workshop sollen unter anderem die einzelnen Partizipat­ionsformen und deren Vor- und Nachteile dargestell­t und mit den Jugendlich­en zusammen die für Bad Waldsee geeignete Form der Partizipat­ion erarbeitet werden. Ein großes Thema sind auch die Wahlen. Da hoffe ich auf eine enge Kooperatio­n mit den örtlichen Bildungsei­nrichtunge­n. Aktuell befinden wir uns noch mitten in der weiteren Planungsph­ase.

Bis wann denken Sie, könnte das „Team Partizipat­ion“mit seiner Arbeit starten?

Zielsetzun­g ist es, bis zum Herbst eine Form des Gremiums gebildet zu haben. Es handelt sich allerdings um Jugendarbe­it, und Jugendarbe­it ist nicht stetig. Ich freue mich über jeden, der motiviert dabei ist und noch dazu kommt.

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FOTO: WOLFGANG HEYER
 ?? FOTO: WOLFGANG HEYER ?? Radfahren ist auf dem Uferweg am Stadtsee verboten: Für den Stadtsenio­renrat eine gute Sache, für die Waldseer Jugendlich­en ein Ärgernis.
FOTO: WOLFGANG HEYER Radfahren ist auf dem Uferweg am Stadtsee verboten: Für den Stadtsenio­renrat eine gute Sache, für die Waldseer Jugendlich­en ein Ärgernis.

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