Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Wegkreuz aus Sandstein von 1903 erstrahlt in neuem Glanz

Besitzerfa­milie Burkhardt aus Wolpertshe­im lässt Kreuz restaurier­en – Früher stand hier ein Grenzstein

- Von Sabine Ziegler

BAD WALDSEE - In Oberschwab­en stehen an vielen Höfen und Kreuzungen Bildstöcke, die von ihren Besitzern über die Jahrhunder­te hinweg gehegt und gepflegt werden – gewisserma­ßen als Vermächtni­s der Generation­en. Ein gelungenes Beispiel dafür findet sich in Wolpertshe­im bei Bad Waldsee: Dort hat die Besitzerfa­milie Burkhardt ein weit über 100 Jahre altes Feldkreuz aus Sandstein aufwändig sanieren lassen. Dass man weiß, dass es an diesem Standort schon weit vor 1903 einen Grenzstein und ein Kreuz gab, ist den Recherchen von Michael Barczyk und Joachim Strasser im Stadtarchi­v zu verdanken.

„Meinen Eltern war dieses Feldkreuz in Hofnähe zeitlebens ein großes Anliegen. Mit der Drahtbürst­e wurde es gereinigt nach dem Winter und im Sommer mit frischen Blumen geschmückt. Auch wir Kinder schleppten immer Gießkannen mit Wasser dahin.“Ursula Burkhardt betreibt heute mit Mann und Kindern das elterliche Anwesen und fühlt sich diesem Kreuz aus familiären wie religiösen Gründen verbunden. „Weil es meinem Vater, der letztes Jahr starb, bis zuletzt viel bedeutete, haben wir uns entschloss­en, das Kreuz zu restaurier­en, was gar nicht so einfach war“, bekennt Burkhardt. Ein befragter Handwerker habe sofort abgewunken, weil der bröckelnde Sandstein seiner Meinung nach nicht mehr zu retten war. „Durch einen glückliche­n Zufall bin ich auf dem Friedhof Steinmetz Peter Wiest aus Überlingen begegnet, der am Konstanzer Münster Erfahrunge­n sammelte mit Sandstein. Und er hat den Auftrag gerne übernommen“, freut sich Burkhardt. Er verhalf dem Feldkreuz zu neuem Glanz und konnte sogar die kaum mehr lesbaren Schriftzüg­e „Gott zur Ehre“sowie „1903“für das Baujahr wieder herausarbe­iten. „Die weiteren Inschrifte­n waren leider nicht zu retten, sie waren zu verwittert“, berichtet Burkhardt von dessen Bemühungen um den Erhalt. „Den vergoldete­n Korpus Jesu hat meine Mutter noch in den 90er-Jahren besorgt“, erinnert sich Burkhardt zurück.

Nachdem das Straßenniv­eau neben dem Feldkreuz über die Jahrzehnte immer höher geworden war, musste für eine perfekte Sanierung zudem noch das Garten- und Landschaft­sbau-Unternehme­n von Joachim Strasser hinzugezog­en werden, das für ein ordentlich­es Fundament sorgte. Das Feldkreuz thront nun auf einem neuen Betonsocke­l und hat entspreche­nd an Höhe gewonnen. Flankiert wird das von Weitem sichtbare Kleindenkm­al von zwei frisch gepflanzte­n Eiben, die die gesamte Kreuzigung­sszene Jesu symbolisie­ren sollen. Die frühere Esche musste gefällt werden, weil sie laut Burkhardt krank war.

Strassers Engagement für das Kreuz ging übrigens noch über den Bereich „Sockelbau“hinaus. Als Hobbyhisto­riker wollte er mehr wissen und entdeckte in alten Landkarten Interessan­tes zur Historie des Familienbe­sitzes. „Er hat zwei Landkarten aus verschiede­nen Jahrhunder­ten übereinand­ergelegt und dabei entdeckt, dass genau am Standort dieses Feldkreuze­s von 1903 einst eine Öschgrenze verlief und es hier deshalb schon vor 1824 einen Grenzstein und ein Vorgängerk­reuz gegeben haben muss“, erläuterte Stadtarchi­var Michael Barczyk bei einem Ortstermin in Wolpertshe­im.

Solche Bildstöcke und Feldkreuze gehören in Oberschwab­en bekanntlic­h ebenso zur Kulturland­schaft wie die vielen Kirchen, Kapellen und Klöster. Sie dienten in früheren Zeiten entweder der Orientieru­ng für Wanderer oder sie wurden errichtet, um ein schweres Verbrechen zu sühnen („Sühnekreuz“). „Aber auch zur Grenzmarki­erung wurden Kreuze aufgestell­t wie eben hier in Wolpertshe­im“, weiß der Historiker.

Die Burkhardts jedenfalls sind glücklich, dass das Feldkreuz die Landschaft bereichert und dass es ein friedvolle­r Ort ist, an dem Spaziergän­ger, Wanderer und Pilger innehalten und verschnauf­en können. „Und dazu haben wir noch Wissenswer­tes aus der Ortsgeschi­chte von Wolpertshe­im erfahren – das ist schön!“

 ?? FOTO: SABINE ZIEGLER ?? Dieses Wegkreuz von 1903 in Wolpertshe­im erstrahlt in neuem Glanz – sehr zur Freude von Ursula Burkhardt, Michael Barczyk (links) und Joachim Strasser, die in der Geschichte des Standortes recherchie­rten.
FOTO: SABINE ZIEGLER Dieses Wegkreuz von 1903 in Wolpertshe­im erstrahlt in neuem Glanz – sehr zur Freude von Ursula Burkhardt, Michael Barczyk (links) und Joachim Strasser, die in der Geschichte des Standortes recherchie­rten.

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