Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Kiel darf in Kiel kicken
DFL erteilt eine Ausnahmegenehmigung für Liga eins
KIEL (SID/dpa) - Aufatmen bei Holstein Kiel: Die „Störche“dürfen im Falle des Aufstiegs in die Fußball-Bundesliga nun doch im eigenen Stadion spielen. Der Lizenzierungsausschuss der Deutschen Fußball Liga (DFL) erteilte am Mittwoch eine Ausnahmegenehmigung auf Widerruf. „Umfangreiche Zusagen“des Klubs und die Unterstützung durch die Stadt Kiel sowie das Land Schleswig-Holstein hätten den Ausschlag zu dieser Entscheidung gegeben.
„Wir sind sehr froh, dass die DFL einlenkt und wir im Falle eines Falles zu Hause spielen können“, sagte Sportchef Ralf Becker. Heute (20.30 Uhr/Eurosport Player) und am Montag kämpfen die Störche in der Relegation gegen den VfL Wolfsburg zunächst auswärts um den erstmaligen Aufstieg in die Bundesliga: „Wir haben ohnehin wahnsinnig viel Vorfreude auf die Partien. Wir können unheimlich viel gewinnen. Das ist nochmal ein kleiner Baustein, dass wir im Falle eines Falls zu Hause spielen können“, sagte Becker.
Auf der Facebook-Seite der Kieler war von einer „Hammermeldung“die Rede, das Schreckensszenario von 34 Auswärtsspielen ist vom Tisch. Die Pläne der Kieler sehen ein Erreichen der notwendigen Kapazität von 15 000 Plätzen durch eine Zusatztribüne im Bereich der Gegengerade schon bis Ende Oktober vor. Die Fertigstellung der Osttribüne und die damit verbundene Erhöhung des Fassungsvermögens auf 18 400 Plätze (9060 Sitzplätze) ist für Sommer 2019 terminiert.
„Auf Basis dieser jetzt veränderten Unterlagen und Planungen hat der Lizenzierungsausschuss eine Ausnahmegenehmigung für die Nutzung des Holstein-Stadions in der Bundesliga auf Widerruf erteilt“, heißt es in der DFL-Erklärung. Das Holstein-Stadion ist mit dem aktuellen Fassungsvermögen von 12 000 Zuschauern gemäß der DFL-Statuten zu klein für Liga eins – und eigentlich auch für die 2. Liga.
In der Fußball-Republik hatte der Fall Kiel zuletzt für energisches Kopfschütteln gesorgt. Ein Ausweichstadion für seine Bundesliga-Heimspiele muss Holstein dennoch suchen. Grund: Der Lizenzierungsausschuss behält sich den Widerruf der Ausnahmegenehmigung für den Fall vor, dass zugesicherte Maßnahmen nicht erfüllt werden. Zumindest formell wurde Kiel bereits fündig. Sollten sich die Kieler gegen Wolfsburg durchsetzen, werden sie bei der DFL die HDI-Arena von Hannover 96 als alternative Heimspielstätte angeben.
Labbadia hat großen Respekt
Der Erstliga-16. Wolfsburg hat vor dem Team des scheidenden Trainers Markus Anfang derweil großen Respekt. „Wir brauchen wirklich eine Top-Leistung, um als Sieger vom Platz zu gehen“, sagte VfL-Coach Bruno Labbadia. Fast schien es so, als wolle der dritte Wolfsburger Trainer in dieser Saison Holstein sogar zum Favoriten machen. „Man merkt, dass die Mannschaft schon länger zusammen spielt. Die Automatismen stimmen. Holstein Kiel hat Qualität. Das ist eine eingespielte Truppe. Das können wir gar nicht sein“, meinte Labbadia, lenkte dann aber irgendwann ein und gestand: „Wir sind der Bundesligist, und wir nehmen die Favoritenrolle an.“
Von den finanziellen Möglichkeiten her spricht alles für den VfL, Meister von 2009 und Pokalsieger von 2015. Sein Personaletat ist in etwa zehnmal so hoch wie der von Kiel. VfL-Kapitän Paul Verhaegh weiß: „Die können nur gewinnen, wir alles verlieren.“