Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Weichen sind gestellt
Die Deutsche Bahn hat ein Herz für die Gemeinschaft. Nach den Visionen der unternehmenseigenen „Zukunftsforscher“fahren Züge in zehn Jahren womöglich nur noch dann, wenn eine bestimmte Auslastung erreicht ist. Wer also viele Freunde hat oder gleich das ganze Dorf mitnimmt, kommt auch künftig von A nach B.
Das Konzept nennt sich „on demand“-Verkehr – oder deutscher – „dynamischer Fahrplan“. Stammkunden kommt das angesichts von Sperrungen, Umleitungen und Oberleitungsschäden auch heute schon bekannt vor. Die Deutsche Bahn hat aber auch ein Herz für Singles. Da man erkannt haben will, dass Menschen heute auch mal reisen um des Reisens willen, soll der Bahnhof zum „Ort der Begegnung“werden – mit Spiel, Spaß und Unterhaltung.
Schön wäre ja, wenn man dort dann nicht nur andere wartende Reisende trifft, sondern auch mal auf einen pünktlich einfahrenden Zug. Sich die Zeit damit zu vertreiben, den Fahrplan zu studieren, ist ja angesichts der neuen Dynamik dann leider keine Option mehr. Apropos Abwechslung: Laut den Prognosen werden Reisende künftig mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln unterwegs sein, also etwa mit dem Bus zum Bahnhof kommen, dann den Zug nehmen und mit dem E-Bike am Ankunftsort weiterfahren. Also ganz anders als heute, wo wir alle mit dem Flugtaxi in der Bahnhofshalle landen.
Freies WLAN in allen Zügen und auf allen Strecken wird von den Zukunftsforschern nicht erwähnt. Das bedeutet: Die Bahn plant das sogar noch in der Gegenwart. (off)