Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Saniertes „Amtshaus“wertet Gut-Betha-Platz auf
Bauherr Wolfgang Hügle vermietet ab 6. Juli neun Ferienapartments in umgebauter „Glaserei Merk“
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BAD WALDSEE - Mit der Sanierung des einstigen „Amtshauses“gewinnt der Gut-Betha-Platz städtebaulich an Substanz. Stadtarchivar Michael Barczyk ist begeistert von diesem Projekt, weil es die Waldseer Altstadt „adelt“und „weil sich der Bauherr die Mühe gemacht hat, nach der Geschichte des Gebäudes zu graben“. Gekauft und in Absprache mit dem Denkmalschutz behutsam renoviert wurde das Gebäude von Wolfgang Hügle aus Ravensburg. Mit der Vermietung seiner insgesamt neun „Boutique“-Ferienapartments im „Amtshaus“möchte der Investor am 6. Juli starten.
Die meisten Waldseer Bürger können mit dem Begriff „Amtshaus“nichts anfangen. Besser bekannt ist das mächtige Bürgerhaus in der Hauptstraße 59 als „Glaserei Merk“. Hier haben die vier Geschwister Merk jahrzehntelang ihr Handwerk ausgeübt und bis in die späten 1990er-Jahre hinein auch ein Haushaltswarengeschäft geführt, wie Apotheker Florian Becker als Nachbar weiß. Nach dem Tod der jüngsten Schwester wechselte das Haus vor knapp zwei Jahren dann den Besitzer.
Ehemaliger Getreidespeicher
Das stattliche Haus, das laut Barczyk im Kern noch aus dem 15. Jahrhundert stammt, kam erst nach Auflösung des Klosters Schussenried anno 1803 in bürgerliche Hände. Zuvor diente es dem Kloster als „Amtshaus“in der Peripherie und zudem auch als Getreidespeicher für die Abgaben der Bauern. Von hier aus wurden die Besitzungen des Klosters im Raum Waldsee „verwaltet“.
Im August 2016 hat Hügle das Gebäude mit Sanierungsstau in der Absicht erworben, „es in ein Apartmenthaus umzuwandeln. Gut Hügle vermietet bereits Ferienwohnungen in Bottenreute und im Stadtzentrum von Ravenburg“, so der neue Besitzer gegenüber der SZ. Das Gebäude in Bad Waldsee sei „als weiterer Baustein individueller, hochwertiger ,Boutique’-Apartmenthäuser in der Region zu sehen, in denen zeitgemäßes Wohnen in historischen Gebäuden ermöglicht wird“.
Nach der Sanierung korrespondieren nun moderne Baustoffe an Wänden, Decken und Böden mit ursprünglicher Bausubstanz. „Das historische Fachwerk wurde vollständig erhalten und ist von innen sichtbar. Außen wurde die Fassade in Absprache mit dem Denkmalamt so erhalten, wie sie war“, betonte Hügle. Nach Überzeugung des Bauherrns ist die historische Substanz der Vorfahren ein Wert, den es zu bewahren gelte. „Schließlich ist es doch genau diese Mischung aus Tradition und Moderne, die unsere Region für Gäste aus dem In- und Ausland so attraktiv macht“, weiß Hügle.
Sein Projekt bereichert nach Einschätzung des Kurgeschäftsführers auch den Fremdenverkehrsstandort Bad Waldsee: „Das ,Amtshaus’ ist optisch zu einem Schmuckstück geworden und wertet unsere historische Altstadt weiter auf. Auch die zusätzlichen hochwertigen und modernen Übernachtungskapazitäten im Zentrum der historischen Innenstadt sind eine Bereicherung unserer touristischen Infrastruktur“, betonte Walter Gschwind auf SZ-Anfrage.
Aufzug in Haus eingebaut
Alle sechs Etagen im neuen „Amtshaus“sind nach dem Einbau eines Aufzugs barrierefrei erreichbar. Die möblierten Ferienwohnungen zur Selbstversorgung befinden sich nach Angaben Hügles wärme- und schalltechnisch auf dem neuesten Stand und verfügen allesamt über Einbauküchen. „Sie sind hochwertig eingerichtet mit klarem, schlichtem Design, wie es der moderne Gast heute erwartet. Und natürlich gibt es auch freies WLAN“, unterstreicht der Bauherr.
Eine Rezeption befindet sich übrigens nicht im Haus. „Alles rund um das Thema ,Buchungen’ wird von uns online vom Hofgut aus erledigt und über einen Code wird der Zugang für die Gäste der Stadtwohnungen freigeschaltet“, erläutert Hügle diese Methode, die inzwischen auch in Hotels zum Einsatz kommt.