Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nichts zu meckern beim VfB
Korkut startet mit sechs Neuen und vermeldet „Idealzustand“– Parvard weiter umworben
STUTTGART (dpa) - Wenn da nicht die Sache mit Benjamin Parvard wäre, könnte Tayfun Korkut rundum zufrieden sein. Zwar machte der Coach des VfB Stuttgart beim gestrigen Trainingsauftakt auch so einen sehr optimistischen Eindruck. Ob er aber mit dem hochveranlagten Verteidiger noch eine Saison arbeiten kann, weiß er nicht. Nachdem Pavard schon in der abgelaufenen Saison starke Leistungen im VfB-Trikot gezeigt hat, dürfte sich der französische Nationalspieler mit seinen aktuellen Auftritten bei der WM in Russland endgültig in die Notizbücher europäischer Top-Clubs (Paris St. Germain) gespielt haben – nicht nur wegen seines Tors im Achtelfinale gegen Argentinien (4:3). Und auch die Spitzenteams der Bundesliga scheinen ihre Augen auf den Nachbarn zu richten. Wie die „L’Équipe“berichtet, sollen neben dem FC Bayern München auch Borussia Dortmund sowie RB Leipzig Interesse zeigen.
Zwar würde Korkut den 22-Jährigen aus sportlicher Sicht gerne halten, sollte jedoch ein Angebot ab 50 Millionen Euro ins Clubzentrum flattern, könnte die Führungsriege um Präsident Wolfgang Dietrich und Sportvorstand Michael Reschke trotz Pavards Vertrag bis 2021 schwach werden. Was dafür spricht: Nach der Saison besitzt der Shootingstar eine Ausstiegsklausel über 35 Millionen Euro. Ein Verlust wäre vorprogrammiert, aber kalkuliert: „Uns ist klar, dass wir Geld verlieren können, wenn wir Benji erst nächsten Sommer transferieren. Aber das ist er uns wert“, so Reschke zur „Bild“.
Dennoch sprach Korkut beim Trainingsauftakt von einem „Idealzustand“– und meinte damit, dass die Kaderplanungen bis auf die Unsicherheit um Pavard und eine weitere Offensivverstärkung anstelle des nach Wolfsburg abgewanderten Stürmers Daniel Ginczek bereits abgeschlossen sind. In den vergangenen Jahren hatten die Verantwortlichen oft bis zum Ende der Transferperiode gebraucht, um den Kader fertigzustellen – und damit wohl auch zu den Problemen beigetragen, die bis zum Abstieg 2016 führten.
Es sei ideal, „wenn die Ideen, die man am Ende der letzten Saison hatte, umgesetzt werden“, so Korkut. Je früher man gerade junge Spieler wie die Neuzugänge Pablo Maffeo (Manchester City) oder Borna Sosa (Dinamo Zagreb) habe, desto mehr könne man sich um sie kümmern. „Das ist eine gute Arbeitsatmosphäre.“
Neben Rechtsverteidiger Maffeo und Linksverteidiger Sosa waren auch die vier Neuzugänge Daniel Didavi (VfL Wolfsburg), Gonzalo Castro, David Kopacz (beide Borussia Dortmund) und Marc Oliver Kempf (SC Freiburg) dabei. Nationalstürmer Mario Gomez, der bis zum Trainingslagerstart am 27. Juli Urlaub hat, fehlte noch, genauso wie Marcin Kaminski, der Anfang kommender Woche einsteigt. Und eben Pavard.
Nach den spielerischen Schwächen, die in der vergangenen Saison trotz der starken Rückrunde zu sehen waren, könnten gerade der zentrale Mittelfeldspieler Castro und der Spielmacher Didavi dem Team guttun. „Wir können eins sagen: Dass wir da nun einen Ticken variabler sind“, sagte Korkut. „Wir haben zwei Spieler bekommen, die fußballerische Akzente setzen können.“
Ein konkretes Saisonziel wollte weder Reschke noch Korkut nennen. Ein „absolutes Ziel“sei aber, „an die Leistung der letzten Monate anzuknüpfen“. Dann könnte es weit gehen.