Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Für 41 Kinder fehlen Kindergartenplätze
Richtungsweisende Entscheidungen im Weingartener Gemeinderat – Warum die Stadt der TWS das Straßenbeleuchtungsnetz für einen Euro verkauft
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WEINGARTEN - Provokante These: Die Weingartener Bürger interessieren sich nicht für die Themen im Gemeinderat. Anders sind die verwaisten Sitzreihen in eigentlich jeder Sitzung nicht zu erklären. Doch am kommenden Montag müsste das eigentlich anders sein. Dann werden im Gremium einige Themen behandelt, welche die Bürger in der persönlichen Lebenswelt betreffen beziehungsweise ganz neue Möglichkeiten aufzeigen: Probleme bei der Kinderbetreuung, ein spannender und attraktiver neuer Veranstaltungsort für private Feiern oder die Stärkung des Einzelhandels stehen unter anderem auf der Tagesordnung. Und auch die ständigen Probleme mit unbeleuchteten Straßenzügen könnten bald gelöst werden.
So plant die Stadtverwaltung das gesamte Straßenbeleuchtungsnetz, mit Ausnahme der Straßenlaternen, für einen Euro an die TWS Netz zu verkaufen. Der Hintergedanke dabei: Das Straßenbeleuchtungsnetz in Weingarten ist total veraltet und dürfte durch Sanierung und Unterhalt in den kommenden Jahren rund 200 000 Euro kosten. Dieses Geld will sich die Stadt in Zukunft sparen. Und nicht nur das. Die veralteten Laternen hatten in der Vergangenheit immer wieder für Ärger unter Anwohnern gesorgt, in deren Straßen teilweise großflächig die Beleuchtung ausgefallen war. Ein Bereitschaftsdienst der TWS soll darauf künftig schneller reagieren können. Zudem könnten, wie schon für Ravensburg berichtet, auch in Weingarten Antennen auf den Laternen installiert werden, um das Handynetz auf die neueste Generation mit 5G auszubauen.
Mit der Zeit zu gehen und sich auf die heutigen und künftigen Anforderungen besser einzustellen, ist auch der Hintergedanke eines anderen Tagesordnungspunktes. So müssen die Stadträte am Montag darüber entscheiden, ob sie die Teilnahme an einem Ideenwettbewerb des Landes unterstützen. Sollte die Bewerbung erfolgreich sein, würde die Stadt Zuschüsse für eine lokale Online-Plattform, sprich einen digitalen Weingartener Markt, erhalten. So könnte der lokale Einzelhandel in Zeiten von riesigen Internetportalen wie „Amazon“oder „Ebay“einen besseren Zugang zu diesem digitalen Absatzmarkt erhalten.
Zugang ist auch das richtige Stichwort in Sachen Kleinkindbetreuung. Laut aktueller Prognose wird nicht jedes Kind für das anstehende Kindergartenjahr 2018/19 einen Platz erhalten. Aktuell fehlen insgesamt 41 Plätze (26 für Kinder über drei Jahren und 15 für Kinder jünger als drei Jahre). Aufgrund dieses drängenden Bedarfs schlägt die Stadtverwaltung vor, eine zusätzliche Kindergartengruppe im Blauen Hort der Promenadenschule einzurichten. Aktuell wird dieser vom Martin-Luther-Kindergarten genutzt, dessen eigentliche Räume derzeit neu gebaut werden. Ab September dürfte der Blaue Hort aber wieder zur Verfügung stehen. Die katholische Gesamtkirchengemeinde hat sich als Träger schon bereit erklärt, die Gruppe als Außengruppe des Kindergartens St. Lioba zu betreiben. Mit dieser Maßnahme könnten zumindest die Kinder, die älter als drei Jahre alt sind, versorgt werden. Die jüngeren Kinder würden, laut Sitzungsvorlage, auf mehrere bestehende Einrichtungen aufgeteilt werden.
Gute Nachrichten dürfte es derweil für alle Hochzeitspaare, Geburtstagskinder und Freunde von gepflegten Feierlichkeiten geben. Geht der Beschluss durch, wird die Stadt künftig eine große Rasenfläche hinter dem Hofgut Nessenreben in Richtung Wald auch an Privatpersonen vermieten. Allerdings ist nur die Wiese mitsamt den Toiletten inbegriffen. Die Gebäude können nicht angemietet werden. Dafür sind die Preise mehr als fair. 200 Euro wird die Miete pro Tag kosten. Hochzeiten oder Geburtstage mit bis zu 300 Gästen sind vorstellbar. Wenn da nicht unzählige Brautpaare der Stadt Weingarten die Termine aus der Hand reißen.