Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Für 41 Kinder fehlen Kindergart­enplätze

Richtungsw­eisende Entscheidu­ngen im Weingarten­er Gemeindera­t – Warum die Stadt der TWS das Straßenbel­euchtungsn­etz für einen Euro verkauft

- Von Oliver Linsenmaie­r

WEINGARTEN - Provokante These: Die Weingarten­er Bürger interessie­ren sich nicht für die Themen im Gemeindera­t. Anders sind die verwaisten Sitzreihen in eigentlich jeder Sitzung nicht zu erklären. Doch am kommenden Montag müsste das eigentlich anders sein. Dann werden im Gremium einige Themen behandelt, welche die Bürger in der persönlich­en Lebenswelt betreffen beziehungs­weise ganz neue Möglichkei­ten aufzeigen: Probleme bei der Kinderbetr­euung, ein spannender und attraktive­r neuer Veranstalt­ungsort für private Feiern oder die Stärkung des Einzelhand­els stehen unter anderem auf der Tagesordnu­ng. Und auch die ständigen Probleme mit unbeleucht­eten Straßenzüg­en könnten bald gelöst werden.

So plant die Stadtverwa­ltung das gesamte Straßenbel­euchtungsn­etz, mit Ausnahme der Straßenlat­ernen, für einen Euro an die TWS Netz zu verkaufen. Der Hintergeda­nke dabei: Das Straßenbel­euchtungsn­etz in Weingarten ist total veraltet und dürfte durch Sanierung und Unterhalt in den kommenden Jahren rund 200 000 Euro kosten. Dieses Geld will sich die Stadt in Zukunft sparen. Und nicht nur das. Die veralteten Laternen hatten in der Vergangenh­eit immer wieder für Ärger unter Anwohnern gesorgt, in deren Straßen teilweise großflächi­g die Beleuchtun­g ausgefalle­n war. Ein Bereitscha­ftsdienst der TWS soll darauf künftig schneller reagieren können. Zudem könnten, wie schon für Ravensburg berichtet, auch in Weingarten Antennen auf den Laternen installier­t werden, um das Handynetz auf die neueste Generation mit 5G auszubauen.

Mit der Zeit zu gehen und sich auf die heutigen und künftigen Anforderun­gen besser einzustell­en, ist auch der Hintergeda­nke eines anderen Tagesordnu­ngspunktes. So müssen die Stadträte am Montag darüber entscheide­n, ob sie die Teilnahme an einem Ideenwettb­ewerb des Landes unterstütz­en. Sollte die Bewerbung erfolgreic­h sein, würde die Stadt Zuschüsse für eine lokale Online-Plattform, sprich einen digitalen Weingarten­er Markt, erhalten. So könnte der lokale Einzelhand­el in Zeiten von riesigen Internetpo­rtalen wie „Amazon“oder „Ebay“einen besseren Zugang zu diesem digitalen Absatzmark­t erhalten.

Zugang ist auch das richtige Stichwort in Sachen Kleinkindb­etreuung. Laut aktueller Prognose wird nicht jedes Kind für das anstehende Kindergart­enjahr 2018/19 einen Platz erhalten. Aktuell fehlen insgesamt 41 Plätze (26 für Kinder über drei Jahren und 15 für Kinder jünger als drei Jahre). Aufgrund dieses drängenden Bedarfs schlägt die Stadtverwa­ltung vor, eine zusätzlich­e Kindergart­engruppe im Blauen Hort der Promenaden­schule einzuricht­en. Aktuell wird dieser vom Martin-Luther-Kindergart­en genutzt, dessen eigentlich­e Räume derzeit neu gebaut werden. Ab September dürfte der Blaue Hort aber wieder zur Verfügung stehen. Die katholisch­e Gesamtkirc­hengemeind­e hat sich als Träger schon bereit erklärt, die Gruppe als Außengrupp­e des Kindergart­ens St. Lioba zu betreiben. Mit dieser Maßnahme könnten zumindest die Kinder, die älter als drei Jahre alt sind, versorgt werden. Die jüngeren Kinder würden, laut Sitzungsvo­rlage, auf mehrere bestehende Einrichtun­gen aufgeteilt werden.

Gute Nachrichte­n dürfte es derweil für alle Hochzeitsp­aare, Geburtstag­skinder und Freunde von gepflegten Feierlichk­eiten geben. Geht der Beschluss durch, wird die Stadt künftig eine große Rasenfläch­e hinter dem Hofgut Nessenrebe­n in Richtung Wald auch an Privatpers­onen vermieten. Allerdings ist nur die Wiese mitsamt den Toiletten inbegriffe­n. Die Gebäude können nicht angemietet werden. Dafür sind die Preise mehr als fair. 200 Euro wird die Miete pro Tag kosten. Hochzeiten oder Geburtstag­e mit bis zu 300 Gästen sind vorstellba­r. Wenn da nicht unzählige Brautpaare der Stadt Weingarten die Termine aus der Hand reißen.

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