Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Facebook toleriert Leugnung des Holocausts
NEW YORK (dpa) - Facebook-Chef Mark Zuckerberg will Beiträge von Holocaust-Leugnern weiterhin nicht grundsätzlich von seiner Plattform verbannen. Er selbst sei Jude und finde es zutiefst beleidigend, wenn Menschen den Völkermord an den Juden im Zweiten Weltkrieg bestritten, sagte der 34-Jährige im Interview mit dem US-Technikblog „Recode“. „Aber am Ende glaube ich nicht, dass unsere Plattform das herunternehmen sollte, weil ich denke, dass es Dinge gibt, bei denen verschiedene Menschen falsch liegen. Ich denke nicht, dass sie absichtlich falsch liegen“, erklärte er.
Scharfe Kritik kam vom Zentralrat der Juden, vom Internationalen Auschwitz Komitee und vom Wiesenthal-Zentrum. Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) reagierte empört via Twitter. „Wer den Holocaust leugnet, den sollte niemand verteidigen“, schrieb Maas am Donnerstag. „Antisemitismus darf nirgendwo einen Raum haben.“
Bei Zuckerbergs Äußerungen geht es vor allem um Länder, in denen die Leugnung des Holocaust nicht strafbar ist. In Deutschland ist die Leugnung oder Verharmlosung des Massenmords an Juden illegal. Hier werden laut Facebook entsprechende Inhalte entfernt.
Der Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, Christoph Heubner, kritisierte die „Absurdität der Argumentation“Zuckerbergs und sprach von einem neuen Zeichen von Ignoranz und Arroganz, gepaart „mit einer politischen Blindheit, die fast an Naivität grenzt“. Er warnte vor den Auswirkungen für die Betroffenen und für die gesellschaftliche Atmosphäre.