Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Brutal billig in Biberach
Der erste sinnliche Eindruck vom Asia-Restaurant Golden Star Deluxe in Biberach ist der Zigarettendunst im Vorraum, denn hier stehen Aschenbecher, die von einer Bedienung des SpeiseEtablissements eifrig mit Kippen gefüttert werden. Es ist 12.35 Uhr Mittag. Der Innenraum wirkt kalt und dunkel, da nur partiell beleuchtet. Die Szenerie mit dem Charme einer Fliesenfachausstellung wird gelegentlich unterbrochen von grellen Plastikfiguren. Der längliche Raum ist mit Tischen samt weißen Kunstlederstühlen bestückt, an denen sich zwei Handvoll Gäste verlieren. Im Zentrum des Interesses stehen zwei Büfettstraßen, von der heute aber nur eine in Betrieb ist. An einer Tiefkühltruhe mit unnatürlich bunt schimmernden Eissorten hängt ein Zettel, der den Gast warnt, nicht zu verschwenderisch mit dem Eis umzugehen, sonst werden fünf Euro fällig. Sozusagen als Strafaufschlag zum Büffetpreis, der mit 7,80 Euro brutal billig ist, zumal sich die Gäste hemmungslos vollstopfen dürfen. Natürlich muss so ein Restaurant ein wenig tricksen, um die Menschen rasch satt zu machen, bevor ihre Gier den Laden ruinieren kann. Eine Möglichkeit besteht darin, alles extradick zu panieren und zu frittieren, womit sich möglichst viel preiswertes Fett an die Speisen bringen lässt – und damit hohes Sättigungspotenzial. Diese Aufgabe erfüllen auch die öligen Asianudeln. Ein paar Meter weiter befindet sich Erdnusssoße in einem Behälter. Um sie überhaupt schöpfen zu können, muss der Löffel zunächst durch eine stark gelierte Glibberschicht vordringen. Von fortgeschrittener Reife sind auch die Tranchen der armen Ente, die schwarz-grau und wie verdorrt unter der Hitze einer Wärmelampe vor sich hin trocknen. Ein Wiederbelebungsversuch mit brauner Soße scheitert. Frittierte Alternativen – etwa Huhn, Pangasiusfilet und Tintenfischringe – sind da schon ein bisschen besser, auch wenn sie sich durch das Herausbacken im Fett geschmacklich kaum unterscheiden. Zum Glück gibt es noch die Abteilung Gebratenes mit Soße, da kann man sich zumindest das Rindfleisch einigermaßen schmecken lassen, weil es einen zarten Biss hat und auf der Basis von Sojasoße rund abgeschmeckt ist. Es zeigt: Die Küche könnte, wenn sie wollte. Auch die Zubereitung von Huhn auf thailändische Art in Kokossoße ist ein kulinarischer Hoffnungsschimmer, wenn auch weit entfernt von einem Glanzlicht. Totale Tristesse indes in der Gemüseabteilung: Zitronenfaltergelb leuchtet der Blumenkohl unter dem Einfluss eines Imitats von Sauce Hollandaise. Die Champignons in einer Tunke ohne näher bestimmbare Aromen sind schwärzlich und wirken wie übrig geblieben.
Der flinke Service bemüht sich um Freundlichkeit, was das Essen aber nicht besser macht. Zum Dessert gibts Wackelpudding, Dosenfrüchte und Schokoschaumküsse. Natürlich sind für solche Preise keine Sensationen zu erwarteten. Aber auch zur Mittagszeit muss sichergestellt sein, dass Gerichte irgendwann erneuert oder ausgetauscht werden. Da hilft es auch nicht viel, dass man bei genauem Hinsehen Dinge unter den Wärmelampen findet, die noch nicht verglüht sind und passabel schmecken.
China Restaurant
Golden Star Deluxe
Rißstraße 19
88400 Biberach
Telefon 07351-5771218 Geöffnet täglich 11.30-14.30 Uhr und ab 17.30 Uhr, All-You-Can-EatBüfett mittags ab 7,80 Euro, abends 15,80 Euro
Weitere „Aufgegabelt“-Folgen: www.schwäbische.de/aufgegabelt