Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Bregenzer Experimente
Rossinis „Barbier von Sevilla“und „Das Jagdgewehr“von Larcher
● BREGENZ - Es ist fast Halbzeit bei den Bregenzer Festspielen, „Carmen“hatte bisher eine Regenabsage und ist „mehr oder weniger voll“, doch die Spannung bleibt bei Intendantin Elisabeth Sobotka und ihrem Team erhalten. Denn es stehen zwei weitere wichtige Premieren an: Zunächst am 13. August Rossinis „Barbier von Sevilla“im Theater am Kornmarkt mit jungen Sängern des Opernstudios unter der Regie von Brigitte Fassbaender. Zwei Tage später ist auf der Werkstattbühne im Festspielhaus die Uraufführung von Thomas Larchers erster Oper „Das Jagdgewehr“zu erleben.
Nach den drei Mozartopern auf Libretti von Lorenzo da Ponte in den vergangenen Sommern, folgt heuer mit Rossinis „Il barbiere di Sevilla“gleichsam die Vorgeschichte zu Mozarts „Die Hochzeit des Figaro“. Erstmals hat Brigitte Fassbaender, die erfahrene Sängerin, Regisseurin und Theaterintendantin, nicht nur die vorhergegangene Meisterklasse für die jungen Sänger geleitet. Sie führt auch Regie in dem quirligen, spritzigen Stück. Ein eigenes Bild für das bekannte Werk zu finden, sei gar nicht so einfach. Doch freut sie sich über die Besetzung der begabten jungen Riege. Bis auf einen Sänger seien alle Rollendebütanten, die offen sind für alles, erzählt sie bei einem Pressetermin. „Ich bin ein großer Rossini-Fan“, sagt sie, und „man muss nichts ernster nehmen als eine Komödie“. Das Opernstudio wird nach den guten Erfahrungen mit Mozart übrigens sehr gut angenommen, die vier Vorstellungen des „Barbiers“sind so gut wie ausverkauft.
Debüt in vielerlei Hinsicht
„Das Jagdgewehr“ist eine Auftragskomposition der Bregenzer Festspiele an den Tiroler Komponisten Thomas Larcher. Er legt damit seine erste Oper vor und nun, da die kompositorische Arbeit für ihn längst getan ist, sieht er der Uraufführung relativ entspannt entgegen. Auch für Karl Markovics, den österreichischen Regisseur, Schauspieler und Filmemacher ist es ein Debüt mit seiner ersten Opernregie und „ein Geschenk, vom Nullpunkt an dabei zu sein“. Larcher und seine Librettistin Friederike Gösweiner haben die gleichnamige Novelle des Japaners Yasushi Inoue umgeschrieben. Der Prozess von der Erzählung zum Libretto, zur Partitur und zum Klavierauszug, aus dem er nur „viele Noten oder wenig Noten“und die dynamischen Angaben herausgelesen habe, sei ein ganz besonderer gewesen.
In der Novelle geht es um einen Dichter, der ein Gedicht über einen Jäger geschrieben hat. Ein Jäger wiederum erkennt sich darin wieder und schickt dem Dichter drei Briefe von drei Frauen, zu denen er in Beziehung stand. Diese Briefe werden als Erinnerungen und Erlebnisse verarbeitet. Für Markovics geht es um Schmerzen, um Verlust. Dirigent Michael Boder ist begeistert von der farbenreichen Orchestrierung Larchers, es sei eine Musik, die packt und die auch beim ersten Mal Hören klar sein soll: „Der Zuhörer soll sie nicht unbedingt verstehen, aber sie soll ihn erreichen.“
Der irische Tenor Robin Tritschler singt die Partie des Dichters, er springt innerhalb kürzester Zeit ein für Mark Padmore, der alle Auftritte bei den Festspielen absagen musste, für den Larcher aber die Rolle geschrieben hatte. Doch so viel man in der Probe hören konnte, hatte Operndirektorin Susanne Schmidt ein glückliches Händchen mit dem Ersatz-Engagement. Denn sowohl vom Typus wie auch in der Stimmfarbe ist er Padmore sehr nahe.
Barbier von Sevilla: Premiere am 13.8., weitere Vorstellungen am 14., 16., 18.8., jeweils 19.30 Uhr, Theater am Kornmarkt. Das Jagdgewehr: Premiere 15.8., weitere Vorstellungen 17., 18.8., jeweils 20 Uhr, Werkstattbühne. Tickets unter 0043 5574 407 6.