Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ende des Burgfriedens
Keine Verbesserungen – Fan-Bündnis verlässt Verhandlungstisch mit DFB und DFL
FRANKFURT (dpa) - Nach dem Ende des Burgfriedens zwischen den Fans und den Dachorganisationen des deutschen Fußballs droht eine neue Eskalation in den Stadien. Mit der einseitigen Aufkündigung des Dialogs mit dem DFB und der DFL sind die Anhänger im Kampf um die Werte des Fußballs erneut auf Konfrontationskurs gegangen.
„Ihr werdet auch in dieser Saison von uns hören!“, kündigte der Zusammenschluss der Fanszenen in Deutschland in einem Statement an. In der vergangenen Saison habe sich der Eindruck manifestiert, „dass der Fußballsport noch weiter seiner sozialen und kulturellen Wurzeln beraubt werden soll, um ihn auf dem Altar der Profitgier von den Verbänden auszunehmen“, so das vor zwölf Monaten entstandene Bündnis. „Aus diesem Grund sehen wir keine andere Möglichkeit, als die Gespräche mit sofortiger Wirkung zu beenden und den Protest noch engagierter als zuvor in die Stadien zu tragen.“
Der DFB reagierte in einer Stellungnahme ebenso wie die DFL „mit Bedauern“auf den Schritt. Die Dachorganisationen empfanden den „Austausch bislang als offen und konstruktiv.“DFL und DFB stünden nach der einseitigen Aufkündigung „weiterhin für einen Meinungs- und Ideenaustausch zur Verfügung“. Dieser solle jedoch „sachlich und auf Faktenbasis geführt werden. Pauschale Beschuldigungen gegen die Verbände oder handelnde Personen sind nicht zielführend.“
Für die Grundwerte des Fußballs
Für Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS), kommt diese Entwicklung nicht überraschend. „Vielleicht wurden auf beiden Seiten zu hohe Erwartungen in den Dialog und in schnelle Ergebnisse gesetzt. Die aktuelle Situation hat sich über viele, viele Jahre entwickelt, da wäre es vermessen, zu glauben, man könnte das Rad innerhalb einer Saison zurückdrehen.“
In der 1. Runde des DFB-Pokals hatten die Fans bundesweit ihren aufgestauten Unmut öffentlich gemacht. Nun folgte der Bruch. Dabei hatten sich beide Seiten nach dem unruhigen Saisonauftakt 2017/18 („Krieg dem DFB“) vorsichtig angenähert. Doch „vielmehr verfestigte sich abermals der Eindruck, man wolle diesen Dialog nutzen, um mit einem medienwirksamen Gesprächsangebot und netten Worten die Taten um jeden Preis zu vermeiden“, kritisiert der Zusammenschluss.
Zu den größten Ärgernissen gehört die Einführung von Montagsspielen in der 3. Liga. Aus Sicht der Fans habe sich auch in Sachen Sportgerichtsbarkeit keine Verbesserung eingestellt. DFB und DFL werfen sie daher eine mangelnde Wertschätzung der Basis vor. „Wir sind weiterhin [...] motiviert, uns für die Grundwerte des Fußballs und gegen eine weitere Entfremdung durch Korruption, Gutsherrenmachenschaften und Kommerzialisierung einzutreten“, heißt es.