Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Kochschule mit Wohnzimmeratmosphäre
In Hittelkofen bietet Bettina Daiber Kochkurse an – Die „Schwäbische Zeitung“hat die „Kochbar“getestet
● HAISTERKIRCH - Bettina Daiber hat sich ihren Traum von der eigenen Kochschule namens „Kochbar“erfüllt und lehrt die Teilnehmer ab Ende September das richtige Braten, Würzen und Eindecken. Zwischen vier und zehn Interessierte können in den zwei Küchen in der Dachwohnung in Hittelkofen ganz neue Geschmackserfahrungen machen. Der „Schwäbischen Zeitung“hat die 54Jährige exklusiv den ersten Kochkurs gegeben. Ein Erfahrungsbericht:
Tack, tack, tack: Behände führt Daiber das Messer im schnellen Takt über das Küchenbrett und schneidet die Zucchini in große Stücke. Ihr Blick schweift zu den Kochschülern. Launig betraut sie die Hobbyköche mit den nächsten Schritten. Es gilt Tomaten zu waschen und zu halbieren und parallel die Schweinemedaillons mit Rosmarin zu umgarnen. Routiniert führt sie vor, wie der Rosmarinzweig mithilfe des Küchengarns am Fleisch fixiert wird. Dann noch ein Knoten. Fertig. Schon können die Medaillons in die Pfanne. Zisch. Der wohlriechende Duft steigt den Teilnehmern sofort in die Nase. Zeit zum Durchatmen.
Dass ist in Daibers Fall wortwörtlich zu nehmen. Schließlich hat sie in den vergangenen Wochen und Monaten jede freie Minute mit der Realisierung ihrer Vision zugebracht und das ehemalige Büro im Dachgeschoss umbauen lassen. Rund 30 000 Euro investierte sie in die „gemütliche Kochschule mit Wohnzimmeratmosphäre“, wie Daiber ihren neuen Arbeitsplatz selbst nennt. Mit Blick auf die Showküche und den Essbereich ist sie stolz auf das Erreichte: „Es hat mich viel Mut gekostet, das hier umzusetzen. Aber jetzt bin ich so happy und freue mich auf alles, was da kommt.“Zuletzt machte sich Daiber zehn Jahre lang als Pflegemutter verdient und kümmerte sich um insgesamt 28 Kinder, die mal nur wenige Tage bei ihr und ihrem Mann lebten und mal mehrere Jahre. Der gelernten EndoskopieSchwester schwebte kurz eine weiterführende Ausbildung im Krankenhaus vor, ehe sie den Entschluss zur Selbstständigkeit und zur Kochschule fasste.
Weiter geht’s: Das Fleisch wird gewendet, aus der Pfanne gefischt und in Alufolie warm gehalten. Die bestimmenden Farben in der Pfanne sind nun grün und rot – Zucchini und Tomate. Schnell gesellen sich Sahne und Frischkäse hinzu und bedecken das Gemüse. Mit fließenden und zugleich präzisen Handbewegungen gibt Daiber Salz und Pfeffer hinzu. Das Fleisch kommt zurück in die Pfanne und schmort noch ein paar Minuten bei niedriger Temperatur. Jetzt wird die Soße abgeschmeckt und improvisiert. Erst etwas Chilisalz dazu, dann noch eine Zitronennote. Perfekt.
„Gewürze machen das Essen erst zum Genuss und lindern die Folgen“, sagt Daiber und lacht. Dieses Credo hat sie von Profikoch Alfons Schuhbeck übernommen. Etliche Kochkurse bei anderen Köchen hat sie bereits besucht und sich stets neue Inspiration geholt. Umgesetzt werden die neuen Eindrücke bei ihrer Catering-Tätigkeit. Seit sieben Jahren kocht sie auf Anfrage „alles, außer typisches Mittagessen“, wie sie selbst sagt. Daiber ist keine gelernte Köchin, befasst sich mit dem Thema aber schon ein Leben lang. Kein Wunder, ihr Vater war Koch. „Der Zuspruch von meinen Kunden hat mich dazu gebracht, jetzt auch die Kochschule zu eröffnen“, betont Daiber, die ihre Rezepte zwar selbst erarbeitet, aber auf die spontankreative Komponente pocht. „Man kann auch vom Rezept abweichen und mutig Neues ausprobieren. Wenn man etwas probiert und denkt, dass noch etwas Pfiff fehlt, dann ab ans Gewürzregal.“
Bevor der Hauptgang serviert wird, rühren die Kochschüler noch beiläufig Mehl, Milch, Eier, Zucker und Butter zusammen, geben den Teig in eine Form und ab damit in den Backofen. Der Pfitzauf, ein traditionelles Eiergebäck der schwäbischen Küche, geht langsam im Ofen auf. Indes läuft den Betrachtern das Wasser im Mund zusammen. Es ist angerichtet. Die Schweinemedaillons stehen auf dem pfiffig eingedeckten Tisch und warten auf ihren Verzehr.
Mit ihrer quirligen und unterhaltsamen Art schafft Daiber eine – auf gut schwäbisch ausgedrückt – hoimelige Atmosphäre. Getreu ihrem Motto „Kochen wie Daheim“, möchte sie mit saisonalen und regionalen Produkten aufzeigen, wie einfach, günstig und geschmackvoll gekocht werden kann. „Aus wenig viel machen“, sagt die passionierte Kochlehrerin dazu und beginnt zu essen. Wenige Minuten später kredenzt sie den warmen Pfitzauf direkt aus dem Ofen und stellt ein Schälchen Zwetschgen- und Mirabellenkompott dazu. Lecker. „Ich freue mich so darauf, die Räume mit Leben zu füllen“, meint Daiber und schließt beim ersten Bissen in das Gebäck genussvoll die Augen. Es folgt ein breites Lächeln und ihr ansteckendes Lachen. Die Neueröffnung wird am Freitag, 14. September, von 16 bis 20 Uhr und am Samstag, 15. September, von 11 bis 17 Uhr, mit zwei Tagen der offenen Tür gefeiert. Weitere Informationen unter www.essbar-bd.de
Den Kochkurs in 30 Sekunden zusammengefasst gibt es online zu sehen unter: