Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Kochschule mit Wohnzimmer­atmosphäre

In Hittelkofe­n bietet Bettina Daiber Kochkurse an – Die „Schwäbisch­e Zeitung“hat die „Kochbar“getestet

- Von Wolfgang Heyer ●» www.schwäbisch­e.de/ kochschule-daiber

● HAISTERKIR­CH - Bettina Daiber hat sich ihren Traum von der eigenen Kochschule namens „Kochbar“erfüllt und lehrt die Teilnehmer ab Ende September das richtige Braten, Würzen und Eindecken. Zwischen vier und zehn Interessie­rte können in den zwei Küchen in der Dachwohnun­g in Hittelkofe­n ganz neue Geschmacks­erfahrunge­n machen. Der „Schwäbisch­en Zeitung“hat die 54Jährige exklusiv den ersten Kochkurs gegeben. Ein Erfahrungs­bericht:

Tack, tack, tack: Behände führt Daiber das Messer im schnellen Takt über das Küchenbret­t und schneidet die Zucchini in große Stücke. Ihr Blick schweift zu den Kochschüle­rn. Launig betraut sie die Hobbyköche mit den nächsten Schritten. Es gilt Tomaten zu waschen und zu halbieren und parallel die Schweineme­daillons mit Rosmarin zu umgarnen. Routiniert führt sie vor, wie der Rosmarinzw­eig mithilfe des Küchengarn­s am Fleisch fixiert wird. Dann noch ein Knoten. Fertig. Schon können die Medaillons in die Pfanne. Zisch. Der wohlrieche­nde Duft steigt den Teilnehmer­n sofort in die Nase. Zeit zum Durchatmen.

Dass ist in Daibers Fall wortwörtli­ch zu nehmen. Schließlic­h hat sie in den vergangene­n Wochen und Monaten jede freie Minute mit der Realisieru­ng ihrer Vision zugebracht und das ehemalige Büro im Dachgescho­ss umbauen lassen. Rund 30 000 Euro investiert­e sie in die „gemütliche Kochschule mit Wohnzimmer­atmosphäre“, wie Daiber ihren neuen Arbeitspla­tz selbst nennt. Mit Blick auf die Showküche und den Essbereich ist sie stolz auf das Erreichte: „Es hat mich viel Mut gekostet, das hier umzusetzen. Aber jetzt bin ich so happy und freue mich auf alles, was da kommt.“Zuletzt machte sich Daiber zehn Jahre lang als Pflegemutt­er verdient und kümmerte sich um insgesamt 28 Kinder, die mal nur wenige Tage bei ihr und ihrem Mann lebten und mal mehrere Jahre. Der gelernten Endoskopie­Schwester schwebte kurz eine weiterführ­ende Ausbildung im Krankenhau­s vor, ehe sie den Entschluss zur Selbststän­digkeit und zur Kochschule fasste.

Weiter geht’s: Das Fleisch wird gewendet, aus der Pfanne gefischt und in Alufolie warm gehalten. Die bestimmend­en Farben in der Pfanne sind nun grün und rot – Zucchini und Tomate. Schnell gesellen sich Sahne und Frischkäse hinzu und bedecken das Gemüse. Mit fließenden und zugleich präzisen Handbewegu­ngen gibt Daiber Salz und Pfeffer hinzu. Das Fleisch kommt zurück in die Pfanne und schmort noch ein paar Minuten bei niedriger Temperatur. Jetzt wird die Soße abgeschmec­kt und improvisie­rt. Erst etwas Chilisalz dazu, dann noch eine Zitronenno­te. Perfekt.

„Gewürze machen das Essen erst zum Genuss und lindern die Folgen“, sagt Daiber und lacht. Dieses Credo hat sie von Profikoch Alfons Schuhbeck übernommen. Etliche Kochkurse bei anderen Köchen hat sie bereits besucht und sich stets neue Inspiratio­n geholt. Umgesetzt werden die neuen Eindrücke bei ihrer Catering-Tätigkeit. Seit sieben Jahren kocht sie auf Anfrage „alles, außer typisches Mittagesse­n“, wie sie selbst sagt. Daiber ist keine gelernte Köchin, befasst sich mit dem Thema aber schon ein Leben lang. Kein Wunder, ihr Vater war Koch. „Der Zuspruch von meinen Kunden hat mich dazu gebracht, jetzt auch die Kochschule zu eröffnen“, betont Daiber, die ihre Rezepte zwar selbst erarbeitet, aber auf die spontankre­ative Komponente pocht. „Man kann auch vom Rezept abweichen und mutig Neues ausprobier­en. Wenn man etwas probiert und denkt, dass noch etwas Pfiff fehlt, dann ab ans Gewürzrega­l.“

Bevor der Hauptgang serviert wird, rühren die Kochschüle­r noch beiläufig Mehl, Milch, Eier, Zucker und Butter zusammen, geben den Teig in eine Form und ab damit in den Backofen. Der Pfitzauf, ein traditione­lles Eiergebäck der schwäbisch­en Küche, geht langsam im Ofen auf. Indes läuft den Betrachter­n das Wasser im Mund zusammen. Es ist angerichte­t. Die Schweineme­daillons stehen auf dem pfiffig eingedeckt­en Tisch und warten auf ihren Verzehr.

Mit ihrer quirligen und unterhalts­amen Art schafft Daiber eine – auf gut schwäbisch ausgedrück­t – hoimelige Atmosphäre. Getreu ihrem Motto „Kochen wie Daheim“, möchte sie mit saisonalen und regionalen Produkten aufzeigen, wie einfach, günstig und geschmackv­oll gekocht werden kann. „Aus wenig viel machen“, sagt die passionier­te Kochlehrer­in dazu und beginnt zu essen. Wenige Minuten später kredenzt sie den warmen Pfitzauf direkt aus dem Ofen und stellt ein Schälchen Zwetschgen- und Mirabellen­kompott dazu. Lecker. „Ich freue mich so darauf, die Räume mit Leben zu füllen“, meint Daiber und schließt beim ersten Bissen in das Gebäck genussvoll die Augen. Es folgt ein breites Lächeln und ihr ansteckend­es Lachen. Die Neueröffnu­ng wird am Freitag, 14. September, von 16 bis 20 Uhr und am Samstag, 15. September, von 11 bis 17 Uhr, mit zwei Tagen der offenen Tür gefeiert. Weitere Informatio­nen unter www.essbar-bd.de

Den Kochkurs in 30 Sekunden zusammenge­fasst gibt es online zu sehen unter:

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FOTOS: WOLFGANG HEYER Bettina Daiber hat große Freude am Kochen und vermittelt ihr Wissen in ihrer Kochschule auf angenehme und unterhalts­ame Art und Weise.
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Pfitzauf mit Kompott.
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Zisch: Ein schönes Geräusch entsteht, wenn die Schweineme­daillons in die Pfanne gelegt werden.

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