Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Dieses Projekt stellt die zukünftige biologisch­e Vielfalt sicher

UN-Dekade verleiht Auszeichnu­ng an Steinhause­r Projekt „100 Bäume für die Zukunft“

- Von Katrin Bölstler

BIBERACH/STEINHAUSE­N AN DER ROTTUM - Eine Jury der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt hat das Netzwerk der Fachwarte und Baumwarte im Landkreis Biberach ausgezeich­net. Die Mitglieder des Netzwerkes nahmen am Wochenende im Museumsdor­f Kürnbach voller Stolz die Auszeichnu­ng entgegen.

Ziel der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt ist es, möglichst viele Menschen für den Schutz und den Erhalt der Biodiversi­tät zu begeistern. Am Ende des Jahrzehnts sollen mehr Menschen wissen, was biologisch­e Vielfalt ist und wie jeder etwas dazu beitragen kann, sie zu erhalten. Die biologisch­e Vielfalt nimmt weltweit ab. Um diesen überwiegen­d durch menschlich­es Handeln bedingten Rückgang aufzuhalte­n, haben die Vereinten Nationen das Jahrzehnt von 2011 bis 2020 zur UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt ausgerufen.

Projekt läuft seit fast einem Jahr

Das ausgezeich­nete Projekt läuft bereits seit einem knappen Jahr (SZ berichtete). Die Idee dazu hatte Claudia Klausner. Die Vorsitzend­e des Netzwerks arbeitet bereits seit Jahren mit der Fruchtsaft­kelterei Bentele in Steinhause­n-Englisweil­er zusammen. Klausner übernimmt für die Kelterei die Erntevorei­nschätzung. „Bei der Sichtung der Bäume rund um Steinhause­n ist mir aufgefalle­n, dass 80 Prozent der Bäume alt sind“, erinnert sie sich. Sie habe daraufhin das Gespräch mit Thomas Bentele, dem Besitzer der Fruchtsaft­kelterei, gesucht. „Ich habe ihm klargemach­t, dass wenn wir jetzt nicht etwas unternehme­n, es in 20 Jahren keine Bäume mehr gibt, die genügend abwerfen, um daraus Saft zu machen“, erklärt die Fachwartin.

Ein Obstbaum gilt dann als alt oder abgängig, wenn aufgrund des Alters oder mangelnder Pflege die Baumkrone immer kleiner wird oder stagniert. „Der Baum trägt dann zwar noch Früchte, diese sind aber meist sehr klein und minderwert­ig“, so Klausner. Ein Obstbaum müsse regelmäßig und fachgerech­t geschnitte­n werden, damit er sich verjünge. Ansonsten werde das Holz spröde und breche. Vor allem in diesem Jahr, in dem es überall eine reiche Ernte gegeben habe, seien überall im Landkreis aus diesem Grund Äste an Apfelund anderen Obstbäumen abgebroche­n.

Regelmäßig­e Schulungen

Um diese Entwicklun­g aufzuhalte­n, hat Klausner das Projekt „100 Bäume für die Zukunft“ins Leben gerufen. Sie nahm Kontakt zu Besitzern von Streuobstw­iesen rund um Steinhause­n auf, die Interesse hatten, ihren Bestand zu verjüngen. Sie alle verpflicht­eten sich im Vorfeld, die nächsten acht Jahre regelmäßig an einem Baumpflege- und Schnittkur­s teilzunehm­en. Die Bäume wurden zum Teil aus dem Erlös der Adventskal­enderaktio­n der Kreisspark­asse Biberach gekauft, einen Teil mussten die neuen Besitzer selbst zahlen. Um den Jungbaum gegen Schädlinge zu schützen, übergaben die Fachwarte außerdem noch Wühlmauskö­rbe, Pfähle, Bindemater­ial, Verbisssch­utz und Spezialdün­ger. Gepflanzt wurden verschiede­ne robuste Apfel-, Birnen-, Zwetschgen- und Walnussbäu­me.

Einmal im Jahr treffen sich die Streuobstb­esitzer nun, um gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Bäume fachgerech­t beschnitte­n und gepflegt werden. Diese Nachhaltig­keit war ein Kriterium, warum das Projekt nun ausgezeich­net wurde. „Die ökologisch­e Vielfalt zu erhalten, ist das oberste Zeil der UN-Dekade Biologisch­e Vielfalt. Auszeichne­t werden aber nur Projekte, aus denen neue Ideen entwickelt wurden, die andere auch nachahmen können“, sagt Klausner. Sie freut sich, das ihre Idee auf so viel Zustimmung trifft.

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FOTO: LAURA HUMMLER Freuen sich über die Auszeichnu­ng (von rechts): Franz Völk, Claudia Klausner, Kürnbachs Museumslei­ter Jürgen Kniep, Elisabeth Wiest und Hans Peter Hannak.

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