Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
1600 Unterstützer fürs WG-Kennzeichen
Kreisverwaltung bietet jetzt auf Orte „personalisierte“Halterungen an – Retro-Initiative plant weitere Veranstaltungen
RAUM WANGEN - Zur Kennzeichendebatte im Raum Wangen und im Landkreis Ravensburg gibt es neue Entwicklungen: Das Landratsamt bietet ab sofort „personalisierte“Kennzeichenhalterungen an. Autofahrer könnten mit von jeder Kommune im Landkreis für diese Rahmen selbst festzulegenden Textzusätzen „Flagge zeigen“für ihre jeweilige Heimatgemeinde. Unterdessen hat die Online-Petition für die Wiedereinführung des WG-Kennzeichens mittlerweile mehr als 1600 offizielle Unterstützer gefunden.
Kißlegg und Bodnegg machen den Anfang, schreibt das Landratsamt: Ab sofort gibt es für die zwei Gemeinden auf deren Wunsch hin die „personalisierten“Kfz-Kennzeichenhalterungen. Landrat Harald Sievers hat diese jetzt gemeinsam mit den Bürgermeistern Christof Frick, Bodnegg, und Dieter Krattenmacher, Kißlegg, der Öffentlichkeit vorgestellt, wie aus einer Mitteilung der Kreisverwaltung hervorgeht. So kommt Bodnegg darauf etwa mit dem Slogan „Bodnegg natürlich aktiv“daher. Die Gemeinde Kißlegg bietet den Schriftzug „Kißlegg im Allgäu“an.
Chance, um „Flagge zu zeigen“
Die für jede Kommune mit einem selbst festgelegten Textzusatz individuell angefertigten Kennzeichenhalterungen „bieten unseren Bürgerinnen und Bürgern die Möglichkeit, ihre Verbundenheit mit ihrer Heimat auszudrücken“, so die beiden Rathauschefs. ANZEIGEN Für Landrat Sievers sind die Halterungen mit dem Signet der Städte und Gemeinden nach den Kreiseinfahrtsschildern und der bereits seit längerer Zeit beim Landratsamt erhältlichen Kennzeichenhalterung „Landkreis Ravensburg – wo der Süden am schönsten ist“eine weitere gute Möglichkeit, „Flagge zu zeigen“, wie es in der Mitteilung heißt. Und bei Kißlegg und Bodnegg soll es demnach nicht bleiben: Auch andere Städte und Gemeinden im Landkreis haben laut Kreisverwaltung Interesse an ortsbezogenen Halterungen. Dies zeigten „weitere konkrete Bestellungen“.
Nicht bleiben soll es unterdessen für die Initiative zur Wiedereinführung des WG-Kennzeichens bei dem allein möglichen „RV“auf den Kennzeichen selbst. Die Gruppe heimatverbundener Allgäuer hatte sich im Frühsommer in Wangen bei einem ersten Treffen zusammengefunden und kurz darauf eine Online-Petition gestartet. Diese hat – Stand Donnerstagnachmittag – 1657 Unterstützer gefunden, davon 1425 im Landkreis Ravensburg, wie der entsprechenden Seite von „openpetition.de“zu entnehmen ist.
Der Ratzenrieder Berthold Büchele, einer der Initiatoren der Gruppierung, ist mit diesem Zwischenstand mehr als zufrieden, wie er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“erklärte. Die im Juli gestartete, und an das Landratsamt sowie den Kreistag gerichtete Petition hat derzeit ein Quorum von 65 Prozent erreicht und läuft bis Jahresende.
Selbst wenn sie dann noch nicht die für die 100-Prozent-Marke nötige Zahl von 2200 Online-Unterschriften erreicht haben sollte, ficht ihn dies nicht an. Laut dem Wangener Gerold Fix, ein weiterer Mitbegründer Initiative, sei das Quorum keine rechtlich verbindliche Zahl. Sie richte sich nach der rechnerischen Anzahl der Stimmen, die ein Abgeordneter brauche, um in ein Parlament – hier also der Kreistag – gewählt zu werden.
Und: Anderswo sei die Zahl der Unterstützer deutlich niedriger gewesen, so Berthold Büchele. Etwa im Bodenseekreis, aber auch in Gegenden, in denen die Bemühungen um die Einführung von Retro-Kennzeichen von Erfolg gekrönt gewesen seien. Dazu zieht er eine E-Mail eines Mannes aus Mecklenburg heran, der nach eigenen Angaben schon an „etlichen Kennzeichen-Petitionen“teilgenommen hat. Viele seien schnell eingeschlafen und hätten nur einige Hundert Stimmen erreicht. Anders die Initiative im Württembergischen Allgäu: „Sie sind auf einem sehr guten Weg“, schreibt der Mann.
Jetzt geht es in Isny weiter
Zudem sei man guten Mutes, auch auf anderen Wegen weitere Unterstützer zu finden: Vor zwei Wochen seien bei einem Stand auf dem Wangener Wochenmarkt rund 100 Unterschriften zusammen gekommen. Zudem plant die Initiative weitere Informationsveranstaltungen zur Wiedereinführung des im Zuge der Gebietsreform in den 1970er-Jahren abgeschafften und bis dato im Altkreis Wangen gültigen WG-Kennzeichens: am Dienstag, 16. Oktober, im Gasthaus Engel in Isny (19.30 Uhr) und im November an einem noch festzulegenden Termin in Leutkirch.
Positive Signale haben die WGInitiatoren nach eigenen Angaben auch aus anderen Richtungen erhalten: Gespräche mit Kreisräten – sie entscheiden letztlich über das Ansinnen – gäben Anlass zu „gedämpftem Optimismus“, wie Gerold Fix auf „openpetition.de“schreibt.
Berthold Büchele widerspricht auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“der Vermutung übrigens nicht, dass das neue Angebot des Landratsamts zu kommunal geprägten Kennzeichenhalterung in Zusammenhang mit den Aktivitäten der WG-Initiative stehen könnte. Ein Ersatz für die von ihnen propagierte Wahlfreiheit zwischen „RV“und „WG“auf den Schildern selbst sie dies aber nicht: „Wir wollen gleichberechtigt mit den anderen Städten und Gemeinden sein.“Dabei verweist er auf die in 315 von rund 400 Landkreisen bundesweit mögliche Wahl von Retrokennzeichen.
Gleichwohl gewinnt Büchele der Initiative des Kreises Positives ab: Wenn zum Beispiel Leutkirchern die Chance auf das WG-Kennzeichen hätten und auf dem Nummernschild zugleich auf ihre Heimatstadt hinweisen könnten, „dann finde ich die Idee sogar gut“.
Die Kennzeichen-Halterungen sind bei den Bürgerbüros (KfzZulassung) des Landratsamtes in Bad Waldsee, Leutkirch, Ravensburg und Wangen erhältlich sowie in den Rathäusern von Bodnegg und Kißlegg. Alle Kfz-Kennzeichen in der Standard-Größe 52 x 11 Zentimeter passen laut Landratsamt in die Halterungen und können „eingeklickt" und stabil am Fahrzeug befestigt werden.
Die Online-Petition der WG-Kennzeicheninitiative ist über folgenden Link erreichbar: openpetition.de/!WG2018. Deren nächste Infoveranstaltung ist am Dienstag, 16. Oktober, um 19.30 Uhr im Gasthof Engel in Isny.