Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Bleiche-Umgestaltu­ng: Jetzt geht’s los

Gemeindera­t stimmt dem Bebauungsp­lan während Sitzung mehrheitli­ch zu.

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Der Bad Waldseer Gemeindera­t hat den Weg für die Bleiche-Umgestaltu­ng frei gemacht. Nachdem viele Jahre in der Theorie über das rund elf Millionen Euro teure Projekt diskutiert wurde, kann die Stadt nun mit der praktische­n Umsetzung beginnen. Gleichwohl stehen nicht alle Stadträte hinter der Maßnahme.

Albrecht Reuß vom Stadtplanu­ngsbüro Citiplan rief den Stadträten zu Beginn der Sitzung ins Gedächtnis, dass es bei der Umgestaltu­ng „nicht in erster Linie um die Parkplatzf­rage geht, sondern um die Steigerung der Attraktivi­tät der Innenstadt“. Bad Waldsee habe viele Schokolade­nseiten, aber an der Bleiche bestehe Nachholbed­arf. „Jetzt sind wir an dem Punkt angelangt, an dem der Rechtsplan verabschie­det werden kann“, erklärte Reuß, ehe Franz Daiber (FW) die Debatte eröffnete.

Vor rund zehn Zuhörern im Sitzungssa­al wies der Stadtrat neuerlich auf seine Bedenken hin. Die 18Sekunden-Busstandze­it stellte er ebenso infrage wie die problemlos­e Überfahrt der Rettungsfa­hrzeuge über die zukünftige Mittelinse­l auf der Bleichestr­aße. Zudem prangerte er an, dass die Stadtveran­twortliche­n nicht das Gespräch mit der Bürgerinit­iative Bleiche (BIB) gesucht haben. Reuß machte freundlich, aber direkt, klar, dass die Simulation zur Bussituati­on „sauber durchgefüh­rt“wurde und alle Einsatzfah­rzeuge bei Notfällen auch zukünftig über die Bleichestr­aße fahren können: „Was wir tun, ist alles andere als experiment­ieren. Das wird mit Sicherheit gut funktionie­ren.“

„Probleme nicht künstlich herbeirede­n“

Sonja Wild (CDU) berichtete von einem Gespräch mit einem Rettungsar­zt, der aus Erfahrung von problemati­schen Überfahrte­n über Mittelinse­ln sprach. Darüber hinaus ging sie auf die Bussituati­on ein: „Wenn die B 30 aufgrund eines Unfalls gesperrt ist, dann fließt der Verkehr durch die Stadt. Dann sehe ich ein Problem, wenn der Bus auf der Straße hält.“Sie machte sich erneut stark für einen Reisebusha­lt auf der Bleiche. Thomas Manz, Erster Beigeordne­ter der Stadt, entgegnete unmissvers­tändlich, dass „man Probleme nicht künstlich herbeirede­n“solle, und verwies darauf, dass der Verkehr auf der Bleichestr­aße aktuell häufig anhalten muss, weil die Fußgängera­mpel gedrückt wurde. In der zukünftige­n Planung sind aber keine Ampeln mehr vorgesehen.

Stefan Senko (FW) forderte nachdrückl­ich Antworten auf die aufgeworfe­nen Fragen. „Warum hat die Verwaltung nicht mit der Bürgerinit­iative geredet“, fragte Senko zunächst. Bürgermeis­ter Roland Weinschenk betonte, dass die Unterschri­ftensammlu­ng und die Argumente der BIB aufgenomme­n und abgewägt worden seien. „Im Verfahren ist es nicht vorgesehen, Einzelgesp­räche zu führen“, erklärte das Stadtoberh­aupt. Senko hakte nach. Formal sei das wohl richtig, „aber da wurde richtig viel Porzellan zerschlage­n“. Manz versichert­e ebenfalls, dass kein Argument der Bürgerinit­iative verloren gegangen und die emotionale Seite von der sachlichen Seite zu trennen sei. „Wenn Sie es als Fehler ansehen, dann ist es so. Aber man kann es jetzt nicht mehr ändern“, so Manz, und bat darum, den Blick nach vorne zu richten.

Senko sowie Fraktionsk­ollege Franz Spähn setzten sich in der Folge ebenfalls für eine Reisebusha­ltestelle bei der geplanten Festwiese ein, wie von Wild gefordert. Manz erläuterte dem Gremium, dass mit dem ausgearbei­teten Bebauungsp­lan ein Kompromiss­vorschlag vorliegen würde, über den im Gesamten abzustimme­n sei. „Sie können aber in drei, vier, fünf Jahren im letzten Bauabschni­tt, wenn es um die Festwiese geht, nochmals eine Bebauungsp­lanänderun­g diskutiere­n“, so Manz.

Florian Becker (FW) wollte seine Zustimmung zur Planung als Vertrauens­vorschuss verstanden wissen. Rita König (SPD) gab in ihrem Redebeitra­g ebenfalls an, zuzustimme­n: „Städte, so auch Bad Waldsee, sind lebende Organismen, die sich permanent weiterentw­ickeln müssen. Auch unsere Stadt ist mehr als die Summe ihrer Busbuchten und Parkplatze­inheiten.“Ihrem Fraktionsk­ollegen Karl Schmidberg­er habe vor allem die zukünftige Sicherheit der Fußgänger Kopfzerbre­chen bereitet. Doch nachdem zuletzt auch in Bad Waldsee eine Fußgängeri­n auf dem Zebrastrei­fen angefahren wurde, stehe für ihn fest: „Auch rote Ampeln geben nur eine scheinbare Sicherheit.“

Bagger könnten im Frühjahr 2019 anrollen

Mehrheitli­ch befürworte­te der Gemeindera­t den Bebauungsp­lan. Gegenstimm­en gab es von Daiber, Wild, Senko sowie den CDUlern Simone Martin und Thomas Knoll. Robert Ettinger (SPD) und Wilhelm Heine (CDU) enthielten sich. Wiederum mehrheitli­ch wurde die Verwaltung damit beauftragt, die Bauarbeite­n an den ehemaligen Fischteich­en auszuschre­iben. Die Bagger könnten damit im Frühjahr 2019 anrollen.

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FOTO: WOLFGANG HEYER
 ?? FOTOS: WOLFGANG HEYER ?? Mit der Umgestaltu­ng soll die Ankunftssi­tuation auf der Bleiche verbessert werden.
FOTOS: WOLFGANG HEYER Mit der Umgestaltu­ng soll die Ankunftssi­tuation auf der Bleiche verbessert werden.
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Der erste Bauabschni­tt sieht die Umwandlung der ehemaligen Fischteich­e in Parkplätze vor.

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