Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Grundschul­e soll Neubau bekommen

Stadt Aulendorf rechnet mit Kosten von 3,3 Millionen Euro für mehr Platz.

- Von Paulina Stumm

AULENDORF - Die Aulendorfe­r Grundschul­e hat zu wenig Platz, um ihre rund 380 Schulkinde­r in einem modernen pädagogisc­hen Stil unterricht­en und betreuen zu können. Bereits Anfang des Jahres hatte die Schulleitu­ng der Stadt fehlende Klassenzim­mer und Gruppenräu­me benannt. Zwischenze­itlich hat die Architekti­n Karin Dettmar vom beauftragt­en Büro Spielraump­lanung berechnet, wie viel Fläche konkret fehlt. Ihre Ergebnisse und Vorschläge stellte sie am Montagaben­d dem Gemeindera­t vor.

Warum braucht die Schule mehr Platz?

Weil die Stadt wächst und mehr Kinder die Schule besuchen als beim letzten Anbau angenommen. Dazu kommt ein Wandel in der Pädagogik. Mit Ganztagsbe­treuung, Sprachförd­erung, individual­isiertem Lernen und Inklusion ist Grundschul­e heutzutage mehr als vormittägl­icher Frontalunt­erricht. Schüler, Lehrer und weiteres Betreuungs­personal verbringen deutlich mehr Zeit an der Schule als früher. „Man sollte Schulraum so gestalten, dass es ein Zuhause ist, weil Schulraum Lebensraum ist“, sagt deshalb Karin Dettmar.

Was ist geplant?

Vorgesehen ist, Platz zu schaffen, indem zum einen die bestehende­n Räumlichke­iten umstruktur­iert werden. Das wird aber nicht reichen, um den Bedarf zu decken. Deshalb soll es auch einen Neubau geben. Rund 1485 Quadratmet­er Fläche werden für diesen gebraucht, wenn das Raumprogra­mm wie vorgelegt umgesetzt wird. Um zu berechnen, wie viel Fläche die Grundschul­e benötigt, hat sich die Planerin zwischen den knapp kalkuliert­en Angaben des Kultusmini­steriums für Lern- und Verwaltung­sräume und den großzügige­n Angaben einer Stiftung orientiert, die zudem etwa auch Ruhebereic­he, Ganztagsbe­reich mit Mensa und Räume für differenzi­ertes, individual­isiertes Lernen berücksich­tigt.

Um welche Räume geht es im Detail?

Der Ganztagsbe­reich samt Mensa soll im Neubau realisiert werden, da sich die bisherige Küche und Mensa als zu klein und zu laut für den Unterricht in den Klassenzim­mern darüber herausgest­ellt haben. „Die Essenssitu­ation derzeit im Foyer halte ich für unzumutbar. Wer von Ihnen isst gerne in einem Durchgangs­raum“, befand Dettmar. Als zusätzlich­e Lernräume sind vier Klassenräu­me mit je 70 Quadratmet­ern Fläche als Klassenzim­mer, für die Juniorklas­se, die Vorbereitu­ngsklasse und als Raum für die Inklusion im Neubau vorgesehen. Rückzugsrä­ume und eine Gemeinscha­ftsfläche werden in den Bestandsrä­umen entstehen. Die Bibliothek soll mit 65 Quadratmet­ern in den Neubau ziehen. Architekti­n Dettmar geht in ihren Überlegung­en beispielsw­eise auch davon aus, dass die Flure mit Lernnische­n und Sitzgelege­nheiten ausgestatt­et werden, um differenzi­erteres Lernen und Unterricht­en zu ermögliche­n. Auch Lehrer sollen, etwa für Elterngesp­räche oder für die Ausbildung von Referendar­en und Studierend­en, mehr Raum bekommen.

Was kostet es?

Samt Ausstattun­g und Gestaltung der Außenanlag­e kommt die Stadt in einer Kostenüber­schlagung auf rund 3,3 Millionen Euro für das vorgestell­te Raumprogra­mm. Nicht enthalten sind darin die Kosten für den Abbruch des maroden und ungenutzte­n Grundschul­bauteils. Die Stadt geht davon aus, dass sie Fördergeld­er vom Land erhält. Sie schätzt nach einer ersten Rücksprach­e mit dem Regierungs­präsidium, dass sich diese auf etwa 1,15 Millionen Euro belaufen würden. Zudem will sie Mittel aus dem Ausgleichs­stock beantragen.

Was sagt der Gemeindera­t?

Die unerwartet hohen Kosten sorgten in allen Fraktionen für ein trockenes Schlucken. Insgesamt aber stellte sich der Rat hinter das vorgelegte Raumprogra­mm, wenn auch mit teils kritischen Nachfragen. Ralf Michalski (FWV) sprach von „Bauchschme­rzen“, die er mit dem Mensa-Umzug habe. Er fürchtet, dass im Foyer viel ungenutzte­r Raum entstehe. Die erst vor fünf Jahren eingebaute Mensaküche aufzugeben, halte er für „betriebswi­rtschaftli­ch nicht sinnvoll“. Pascal Friedrich (SPD) sprach davon, eine „wettbewerb­sfähige Schule haben“zu wollen, und mahnte, nicht im laufenden Schulbetri­eb umzubauen. Auch Konrad Zimmermann (CDU) wollte in der Bauphase einen ordentlich­en Schulbetri­eb aufrechter­halten sehen und mahnte ob der angedachte­n Flurnutzun­g, den Brandschut­z im Blick zu behalten. Pierre Groll (BUS) betonte, dass für die Mensa eine neue Lösung gefunden werden müsse, bat aber auch darum, zu prüfen, ob die Stadt Fördergeld­er für die bisherige Mensa zurückbeza­hlen müsse. Zudem regte er an, die Bibliothek an Ort und Stelle zu belassen, um den Neubau kleiner planen zu können.

Wie geht es weiter?

Der Gemeindera­t hat dem Raumprogra­mm einstimmig zugestimmt. Jetzt wird die Stadtverwa­ltung einen Planer suchen, der das Neu- und Umbauvorha­ben ausarbeite­t. Bis man ans Bauen denken könne, würden, so Bauamtslei­terin Karin Schellhorn­Renz, aber mindestens zwei Jahre Planung ins Land gehen. Den Abbruch des alten Grundschul­teils könnte die Stadt theoretisc­h sofort beantragen und in den Sommerferi­en 2019 umsetzen. Ob das im Zusammenha­ng mit der Gesamtplan­ung sinnvoll ist, ist aber noch offen.

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