Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Es wundert mich, warum es denkmalgeschützt war“
BAD WALDSEE - Das Kavaliershaus hinter dem Schloss ist in der Nacht auf Montag bei einem Brand zerstört worden. Seither diskutieren viele Bad Waldseer über die einstige Funktion des Gebäudes. Wolfgang Heyer hat bei Stadtarchivar Michael Barczyk nachgefragt.
Herr Barczyk, was hat es mit dem Kavaliershaus auf sich? Können Sie einen kurzen geschichtlichen Abriss dazu geben?
Dieses Haus würde ich eher als Teehäuschen bezeichnen. Es ist quasi eine Orangerie wie in Wolfegg. Die Adligen und Fürsten suchten das Teehäuschen beispielsweise nach einem Spaziergang auf, um sich dort zu verlustieren. Die Lakaien brachten Tee und Törtchen. Der damalige Fürst Franz Ludwig von WaldburgWolfegg-Waldsee hat das Häuschen an den Bad Waldseer Bildhauer Sepp Beyerle vermietet. Er nutzte es als Atelier. Ebenso, wie im Anschluss Künstler Richard Allgaier. Danach stand es leer. Immer wieder haben Landstreicher dort übernachtet. Es gab manchmal auch Vandale.
Welche Bedeutung hatte das Kavaliershaus für das Waldseer Schloss?
Es liegt keine kunsthistorische Bedeutung im eigentlichen Sinne vor. Für das Waldseer Schloss spielte es eine eher untergeordnete Rolle, aber für das Anwesen als solches war es wichtig.
Warum erhielt das Teehäuschen das Prädikat „Denkmalgeschützt“?
Es wundert mich auch, warum es denkmalgeschützt war. Aber es gehörte zum Ensemble des Wasserschlosses unabdingbar dazu. Das Ensemble umfasst das Corps de Logis, also das Wohnhaus, die zwei Anbauten, die in der Barockzeit gegen 1745 dazugekommen sind, sowie die Schlossküche und die Kapelle.
Was sagen Sie zum Brand?
Ich gehe davon aus, dass es sich um Brandstiftung handelt. Da hat irgendjemand ein Interesse daran gehabt, dass es wegkommt. Schließlich wird es nun automatisch aus dem Denkmalbuch gestrichen und kann abgerissen werden.