Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Auf neuem Fundament gemeinsam in die Zukunft
Nach dreijähriger Schließungs- und Bauzeit wird St. Simon und St. Judas in Zußdorf wiedereröffnet
WILHELMSDORF - Es schneit und stürmt in Oberschwaben. Doch das Wetter am vergangenen Sonntag stört die Zußdorfer an ihrem großen Festtag nicht wirklich. Schließlich dürfen sie heute nach über drei Jahren Schließung und Bauzeit endlich ihre Pfarrkirche St. Simon und Judas wieder beziehen und haben dazu ein umfangreiches Festprogramm zusammengestellt.
So beginnt der Sonntag mit Böllerschüssen, Kirchenglocken und dem festlichen Einzug in die neue alte Kirche, zuerst der Vereine mit ihren Fahnen, gefolgt von einer großen Schar Ministranten und fünf Zelebranten, alle in festlichem Rot. Das Schneetreiben hat pünktlich zum Einzug aufgehört und so bieten sich dem Fotografen prächtige Motive gelebter Frömmigkeit und katholischer Festlichkeit.
1,3 Millionen Euro Baukosten
Hauptzelebrant des nun folgenden Hochamts ist Domkapitular Scharfenecker von der diözesanen Kurie aus Rottenburg, dort der Leiter für kirchliches Bauen. Eine große Ehre für das kleine Zußdorf, doch wenn man bedenkt, dass der Großteil der 1,3 Millionen Euro Baukosten aus Rottenburg kommt, ist es nachvollziehbar, wenn sich der Geldgeber davon überzeugen will, ob die Mittel hier gut angelegt sind. Die komplette Neugründung mittels aufwändigem Düsenstrahlverfahren verschlang dabei ein Großteil der Summe. Aber nun steht die Kirche wieder auf einem soliden Fundament und die großen Risse, die 2015 zur sofortigen kompletten Schließung der Kirche durch das Bauamt geführt hatten, sind verschwunden. In diesem Zug wurden dann auch die Fassaden neu gestrichen, das Dach neu eingedeckt, die Haustechnik, Elektrik und der Innenraum komplett renoviert und modernisiert.
Den Höhepunkt des Programms bildet die Festpredigt von Scharfenecker. Der Domkapitular betont, passend zum Anlass, dass neben einem äußeren, nun sanierten Fundament die Kirche und die Gemeinde insbesondere angewiesen sind auf ein inneres Fundament des Glaubens und des Vertrauens auf Jesus. Wobei Jesus, so Scharfenecker weiter, eben keinen blinden Gehorsam will, sondern Glauben und Denken unbedingt zusammengehören. „Keiner muss seinen Kopf abgeben, wenn er in die Kirche kommt!“und „Alle sind eingeladen, in ihrer Verschiedenheit, keiner wird abgewiesen.“
Nach dem Gottesdienst wird im Zußdorfer Dorfgemeinschaftshaus Schalander weitergefeiert. Besonders viel Zuspruch finden auch die liturgischen Kirchenführungen von Ulrike Krezdorn aus Ehingen, welche den Teilnehmern auf eine ganz besonders schöne Weise das Geheimnis eines Gotteshauses näherbringt.
Am Abend gestaltet Diakon Gregor Schweizer zusammen mit einer kleinen Band eine Dankandacht, welche die Kirche nochmals fast füllt und so einen besinnlichen Abschluss des Festtags darstellt. Gregor Schweizer lädt im Anschluss alle Jugendlichen zum „Diakonbierle“in den Landjugendraum und diskutiert mit ihnen bis weit in den Abend hinein über alle Fragen, die die Jugendlichen und jungen Erwachsenen an einen angehenden jungen Priester eben so haben. Dabei wurde anscheinend kein Thema ausgespart.
Das Fazit des Tages: Der Schnee ist dem Regen gewichen und die Zußdorfer haben ihr Gotteshaus in einem denkwürdigen Festtag nun wieder in ihren Besitz genommen. Sie gehen nun, wie das Plakat am Eingang der Kirche verkündet: „Auf neuem Fundament gemeinsam in die Zukunft!“Den Abschluss bildet am Mittwoch um 19 Uhr ein Vortrag von Schwester Magdalena vom Kloster Siessen über die franziskanische Spiritualität, mit dem vielsagenden Titel: „Franziskus, stelle mein Haus wieder her, das ganz zerfällt, wie Du siehst.“