Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Superior Martin Sayer verlässt nach 14 Jahren das Kloster Reute
Der 72-jährige Geistliche tritt seinen Ruhestand im Jordanbad an - Viele Gäste beim Abschied
BAD WALDSEE - In der Klausurkapelle des Klosters Reute ist am Sonntagnachmittag mit einem festlichen Dankgottesdienst der langjährige Superior Martin Sayer verabschiedet worden. Neben den zahlreichen Franziskanerinnen waren auch der Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung Bad Waldsee sowie viele Weggefährten des Superiors anwesend.
Seit 2004 lebte und wirkte Martin Sayer (Jahrgang 1946) im Kloster Reute. Er folgte dem Ruf der ehemaligen Generaloberin Schwester Paulin. Sein priesterliches Amt als Superior der Franziskanerinnen erfolgte zu 50 Prozent, die weitere Zeit war er in der Bildungsarbeit des Klosters tätig. Weihbischof Thomas Maria Renz dankte dem scheidenden Priester nach 45 Berufsjahren für sein engagiertes und fruchtbares Wirken.
Superior Martin Sayer wählte für seine Abschiedspredigt eine Erzählung aus dem Neuen Testament: Jesus tritt in Bethanien in das Haus von Marta und Maria. Sie waren zwei Frauen mit ganz unterschiedlichen Charakteren. Während Maria der Lehre Jesu lauschte, war Marta als gute Hausfrau emsig mit der Bewirtung beschäftigt. „Zuhören und selber aktiv anpacken, diese Spannung habe ich in meinen ganzen Leben auszuhalten versucht“, so der Prediger. „Mir war immer wichtig, die Meinung aller Gläubigen zu hören.“Und schmunzelnd fügte er zu: „Die großzügige Gastfreundschaft im Kloster Reute habe ich natürlich mit allen Sinnen auch gerne genossen.“
Neben ganz persönlichen Worten verlas Weihbischof Thomas Maria Renz ein Schreiben von Bischof Gebhard Fürst. Dieser Brief enthielt auch die Vita des scheidenden Superiors. In Horb am Neckar geboren, wurde er im Jahre 1972 im Dom zu Rottenburg zum Diakon geweiht. Von 22 Jungen in der Klasse des Konvikts in Rottweil ist Sayer als einziger auch Priester geworden. Nach seiner Vikarszeit in Ludwigsburg begab er sich nach drei Jahren Jugendarbeit in Cleebronn als Jugendpfarrer nach Ulm. Er stieg dort in die Bildungsarbeit ein. Im Jahre 1984 wurde er Mentor für Laientheologen, also für all jene, die katholische Theologie studierten und nicht Pfarrer wurden – etwa Frauen. Acht Jahre später übernahm er eine Gemeinde in Tübingen. Weihbischof Renz zollte Martin Sayer seinen hohen Respekt. Als einziger Mann bei einer großen Gemeinschaft von Frauen habe er in Reute Geschichte geschrieben.
„Nach dem 70. Lebensjahr ist es einem Priester möglich, ohne besonderen Grund in Pension zu gehen“, mit diesem Satz begann Generaloberin Schwester Maria Hanna ihre Rede. Doch dieser Entschluss des Superiors bedeute für das Kloster Reute einen herben Verlust. In 14 Jahren habe er mit seinem beratenden Sitz im Generalrat der Franziskanerinnen viele wichtige Impulse gegeben. Sehr lebendig seien seine geistlichen Abende sowie die vielen Familienfreizeiten. Geschätzt waren seine Seelsorge sowie die geistliche Begleitung der Schwestern. Als Geschenk zum Abschied überreichte Maria Hanna einen Gutschein für Exerzitien in Monte Luca, einem Berg nahe Spoleto/Umbrien.
Peter Wittmann dankte als Vorstand der St. Elisabeth-Stiftung dem scheidenden Superior für seine langjährige Mitgliedschaft im Stiftungsrat. Seit dem Jahre 2015 war Sayer auch stellvertretendes Vorstandsmitglied. Wittmann lobte ihn als jemanden, der sich nie aufdrängte, aber eine klare Position einnahm. Sein verschmitztes Lachen sowie sein Blick von unten werden künftig fehlen. Seinen Ruhestand verbringt Superior Sayer ab Januar 2019 im Jordanbad. Eine Nachfolgeregelung ist noch nicht getroffen.