Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
VfB-Volleyballer zeigen souveräne Reaktion
Friedrichshafen bezwingt nach der Niederlage gegen Berlin den kommenden Pokalgegner Herrsching
HERRSCHING - Bis zum ersten großen Aufreger beim Bundesliga-Gastspiel von Friedrichshafens Volleyballern im oberbayerischen Herrsching dauerte es keine zwei Minuten: Die Schiedsrichter hatten den Ball nach einem Angriff der Gastgeber am Boden gesehen – Vital Heynen nicht. Wer den 49-jährigen Belgier kennt, weiß ungefähr, was eine solche Meinungsverschiedenheit bedeutet. Der VfB-Trainer lief aufgebracht gestikulierend hin und her, diskutierte verbal mit dem zweiten und parallel dazu mimisch mit dem ersten Unparteiischen. Um es vorwegzunehmen: Es blieb der einzige Aufreger, und Heynen sagte später: „Ich war doch ganz ruhig heute.“
Ob aber aus Kalkül oder spontaner Entrüstung, Heynen hatte seinem Team mit diesem emotionalen Ausbruch beim Stand von 1:2 in jedem Fall deutlich gezeigt, was er von ihm nach der Heimniederlage gegen Berlin am Donnerstag erwartete: eine klare Reaktion. Und die bekam er beim 3:1 (25:21, 25:13, 19:25, 25:15) im ersten von zwei Duellen mit Herrsching binnen acht Tagen auch.
Vierter Satzball genutzt
Im Vergleich zum Spiel in Berlin ließ er Andreas Takvam in der Mitte und den ehemaligen Herrschinger Daniel Malescha in seiner alten Heimat auf der Diagonalposition beginnen. Bis zur ersten technischen Auszeit blieb Herrsching dran (8:6), dann zog der VfB jedoch schnell auf 17:12 und 21:15 davon. Die Häfler hatten sechs Satzbälle, von denen Herrsching den vierten durch einen Aufschlagfehler selbst verwandelte.
Im zweiten Durchgang gingen die Herrschinger zwar mit 3:1 in Führung, dann aber spielte Heynens Team derart kompromisslos auf, als hätte es an diesem Abend noch einen sehr wichtigen Termin, den es wahrzunehmen gelte. Im dritten Satz ließ aufseiten der Häfler im Allgemeinen die Spannung und beim lange verletzten, aber insgesamt soliden Malescha im Speziellen die Kraft nach. Heynen brachte für ihn beim Stand von 17:20 Bartlomiej Boladz. Der Wechsel zahlte sich in diesem Satz allerdings nicht mehr aus. Herrschings Mittelblocker Alpar Szabo gelangen drei Asse in Folge. Der Satzball war schließlich symptomatisch für vieles, was Heynen am derzeitigen Leistungsstand seines Teams noch bemängelt: Der Ball plumpste nach einem geblockten Angriffsversuch samt Rettungstat von Philipp Collin wegen eines Abstimmungsfehlers zwischen den an diesem Abend erfolgreichsten VfBAngreifern Protopsaltis und David Sossenheimer zu Boden.
Heynen konnte sich jedoch Nachsicht leisten, denn im vierten Durchgang hatte sich sein Team wieder sortiert und keine Zweifel mehr am Sieg aufkommen lassen. Er sehe bei der Mannschaft unverändert viel Luft nach oben. „Wir sind von 50 Prozent auf 55 Prozent. Mehr nicht.“