Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Nie aufgegeben
Kubica fährt 2019 Williams – als Stammpilot
ABU DHABI (SID/dpa) - Robert Kubica nahm die letzten Treppen auf die prall gefüllte Dachterrasse mit einem Sprung, im Hintergrund glitzerte die Fassade des luxuriösen Yas-Hotels, im Hafen schaukelten die Yachten. Der Rahmen war ebenso spektakulär wie das Comeback selbst, das in Abu Dhabi verkündet wurde: Kubica kehrt als Stammpilot in die Formel 1 zurück. Acht Jahre nach seinem Horrorunfall schenkt Williams dem Polen das Vertrauen – obwohl ihm sein rechter Arm weiter Probleme macht. Seine Rückkehr schreibe eine „Geschichte, an die wohl keiner geglaubt hat“, sagte Kubica stolz, aber auch etwas schüchtern: „Ich habe nie aufgegeben, nichts ist unmöglich.“Dieser Moment sei nach all den Qualen, nach all der Arbeit in den vergangenen Jahren, einer „der größten Erfolge meines Lebens“.
Dass Kubica bei Williams vom Ersatzzum Stammfahrer aufsteigen würde, hatte sich zuletzt angedeutet. Doch mehr als 50 Reporter wollten sich die offizielle Bestätigung dann doch nicht entgehen lassen, die Geschichte des 33-Jährigen ist zu erstaunlich: Kubica galt als kommender Weltmeister, der WM-Vierte von 2008 stand vor einem Wechsel zu Ferrari, als er sich im Februar 2011 bei einem schlimmen Rallye-Unfall schwer verletzte. Dabei hätte Kubica beinahe eine Hand verloren, sein rechter Arm ist bis heute in der Beweglichkeit eingeschränkt und bei Weitem nicht so muskulös wie der linke. Doch Kubica, der 2008 den Großen Preis von Kanada gewonnen hatte, kämpfte all die Jahre verbissen um sein Comeback.
„Ich habe keine Angst“, sagte er nun, fast auf den Tag genau acht Jahre nach seinem bisher letzten Formel-1Rennen in Abu Dhabi. An gleicher Stelle machte Robert Kubica nun klar: Ich bin wieder da. „Ich weiß, was es braucht, um ein Topfahrer zu sein“, sagte der Mann aus Krakau, der aber auch zugeben musste: Seit seinem letzten Rennen hat sich die „Formel 1 verändert“.
Doch Kubica ging in diesem Jahr bei Williams ja quasi in die Lehre, kennt die Abläufe und den Wagen. Mit seiner Akribie und seinem absoluten Willen, es allen zu zeigen, überzeugte Kubica schließlich Claire Williams, die Tochter des legendären Teamgründers Sir Frank Williams. Er habe einen „großartigen Spirit“, sagte sie über Kubica. Er agiere „intelligent im Cockpit“und „versteht, was die Ingenieure machen“. Mit seiner Erfahrung soll er auch Formel-1-Neuling George Russell anlernen, seinen künftigen Teamkollegen. Allerdings dürften auch finanzstarke Sponsoren aus Polen ein Argument gewesen sein, das Cockpit neben dem 20 Jahre jungen Russell an Kubica zu geben. Medienberichten zufolge steuern sie eine zweistellige Millionensumme zum Williams-Etat bei.
So oder so: Weltmeister Lewis Hamilton freut sich auf Kubica. „Es ist toll, ich habe im Kart gegen ihn gekämpft und kenne ihn schon lange“, sagte der Mercedes-Mann. „Er ist einer der talentiertesten Fahrer, die ich je gesehen habe. Toll, dass er eine Chance bekommen hat.“Und Robert Kubica fühlt sich bereit, diese zu nutzen. Er sei „sicher“, dass er es noch „kann“, sagte er – und ohnehin „schränkt mich der Arm nicht so sehr ein, wie die meisten Leute denken“.