Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die Region unter der Haube
Der Gourmetführer Gault Millau hat einige Häuser aufgewertet und so das Angebot für Feinschmecker erweitert
RAVENSBURG - Er ist neben dem Guide Michelin der bedeutendste Führer, wenn es um guten Geschmack geht: der Gault Millau – und er hat in seiner jüngsten Ausgabe gleich siebenmal den Daumen gehoben und Restaurants heraufgestuft. Dabei bedient sich der Gourmetführer des französischen Schulnotensystems, das maximal 20 Punkte vergibt. Eine weitere Orientierung bieten die Kochmützen: Wer 13 und 14 Punkte bekommen hat, wird mit einer Haube bewertet, für 15 und 16 Punkte vergibt der Gault Millau zwei Hauben, für 17 und 18 drei und für 19 Punkte vier Kochmützen. Fünf Hauben sind das höchste der kulinarischen Gefühle, das es für die erreichbaren 19,5 Punkte gibt.
Schattbuch punktet
Im Folgenden die Veränderungen gegenüber dem Vorjahr: An der Spitze steht – wie seit Jahren schon – das
Ophelia in Konstanz mit 18 Punkten. Der Führer bescheinigt Küchenchef Dirk Hoberg eine „virtuose Hommage an die Fischwelt“des Bodensees. Um einen Punkt hat Christian Grundl im Restaurant Schattbuch in
Amtzell den Abstand zum Primus vom See verkürzt: Das Lokal ist von 14 auf 15 Punkte hochgestuft worden. Gaul Millau lobt den „superben Dreiklang von Frucht, Säure und Süße“im Dessert.
In Langenargens „Schuppen 13“hat es ebenfalls eine Heraufstufung gegeben – seit heuer stehen statt 13 nun 14 Punkte in der Bewertung. Besonders gefreut haben dürfte sich das Küchenurgestein Thomas W. Kraus aus Lindau, der über lange Jahre hinweg mit seinem Schachener Hof stets im Gault Millau Würdigung fand, bevor er Mitte dieses Jahrzehnts sang- und klanglos gestrichen wurde. Jetzt strahlen wieder 13 Punkte über dem bewährten Haus, das immer erfolgreich darauf geachtet hat, die rechte Balance zwischen Eleganz und Bodenhaftung zu einem außerordentlich fairen Preis zu wahren.
Zu seiner bisherigen Spitzennote von 17 Punkten haben auch Markus Philippi und Manfred Lang im Casala in Meersburg zurückgefunden, nachdem sie im Vorjahr erstmals einen Punkt abgeben mussten. Der Gault Millau lobt dann auch: „Die Küche von Markus Philippi erscheint uns gegenüber dem Vorjahr fokussierter, präziser und inspirierter.“Ein paar Kilometer weiter, in Überlingen, hat auch das Restaurant
Johanniter Kreuz Grund zur Freude über einen zusätzlichen Punkt von 13 auf 14. In Ulm ist das Restaurant
Seestern auf Anhieb mit 14 Punkten neu in den Gault Millau eingestiegen. Ein besonderes Kunststück ist dem Gourmetlokal Siedepunkt in derselben Stadt gelungen: Seit drei Jahren hat sich das Haus bei jeder Neuerscheinung des Führers um einen Punkt verbessern können und ist jetzt bei beachtlichen 16 angelangt. Im nahen Neu-Ulm gibt es mit dem „Schierhuber“einen Neueinstieg mit 13 Punkten. Der Führer lobt den Küchenchef Matthias Schiehuber für seine „geerdete, klassische Jahreszeitenküche ohne extravagante Effekte.“
Weißer Fleck Friedrichshafen
Das große und ansonsten in allen Bereichen prosperierende Friedrichshafen ist inzwischen aus Sicht des Gault Millau ein komplett weißer Fleck auf der kulinarischen Landschaft. Das bisher konstant mit 14 und zuletzt 13 Punkten geführte Goldene Rad taucht in der neuen Ausgabe des Führers nicht mehr auf – das Hotel hat das bislang dazugehörige Restaurant geschlossen.
Übrigens: Erstmals in der deutschen Geschichte des Gault Millau und des Guide Michelin erscheinen die Führer heuer nicht wie bisher zeitgleich. Der Michelin 2019 kommt erst im Februar heraus.