Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Verhilft Trump Saudi-Arabien zur Atombombe?
Als Saudi-Arabien im März dieses Jahres den Bau von bis zu 16 Atomkraftwerken (AKW) ankündigte, war man in Washington hoch zufrieden. Ein weiterer Milliardendeal mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman (alias MBS), so schien es, war in trockenen Tüchern. Doch die Vorverhandlungen mit dem US-Konzern Westinghouse, der die Technologie für die AKWs liefern wollte, die später von einem südkoreanischen Unternehmen gebaut werden sollten, gestalteten sich schwieriger als erwartet.
Die von MBS instruierten saudischen Unterhändler bestanden nämlich darauf, den Brennstoff für die AKWs selbst herzustellen, obwohl es wesentlich günstiger wäre, ihn im Ausland zu kaufen. Damit nicht genug: Nach Exklusivinformationen der „New York Times“weigern sich die Saudis bis heute, ein Abkommen über den Kauf von Atomkraftwerken zu unterzeichnen, wenn damit Inspektionen der Wiener Atomenergiebehörde verknüpft sind.
Die durch die saudischen Sonderwünsche alarmierten US-Geheimdienste fragten sich deshalb, ob sich die Araber mit amerikanischer Hilfe die Grundlagen zum Atombombenbau sichern wollten. Schließlich hatte MBS während der Vorverhandlungen klargestellt, dass sein Land „sofort“eine Atombombe bauen werde, falls Iran eine eigene Nuklearwaffe entwickeln sollte.
Tatsächlich hatte Teheran zu diesem Zeitpunkt schon längst sein Atomabkommen mit den fünf Supermächten (plus Deutschland) unterzeichnet. In dem Vertragswerk verpflichtete sich das Land, seinen bis dahin selbst hergestellten Kernbrennstoff zu verdünnen und außer Landes zu bringen sowie die Zahl der Gaszentrifugen, mit denen Uran angereichert werden kann, um Drittel zu reduzieren.
Die Auflagen werden laut Atomenergiebehörde (IAEA) von Iran befolgt, was US-Präsident Donald Trump bekanntlich nicht daran hinderte, im Mai dieses Jahres das Abkommen unter lautem saudischen und israelischen Applaus einseitig zu kündigen. Die Bedenken der CIA über die wahren Absichten hinter den Atomplänen der Saudis bestanden schon damals. Sie waren aber kein Thema, weil Trump mit Riad gute Geschäfte machen wollte.
Das Misstrauen wächst
zwei Nach dem Auftragsmord an dem saudischen Journalisten Jamal Khashoggi hat sich dies nun geändert. Auch wenn US-Präsident Trump dem saudischen Kronprinzen weiterhin die Stange hält, verliert die Monarchie in den USA langsam ihre Glaubwürdigkeit. „Einem Land, das in seinen Botschaftsgebäuden mit Knochensägen hantiert, können wir nicht vertrauen und erst recht keine Nukleartechnologie verkaufen“, zitiert die „New York Times“den demokratischen Kongressabgeordneten Brad Sherman. Der Verkauf von Flugzeugen sei akzeptabel, die Weitergabe nuklearer Technologie dagegen nicht.
Laut „New York Times“wollte US-Energieminister Rick Perry im Kongress nicht auf die Frage antworten, ob die Trump-Administration in den Verhandlungen mit Riad darauf bestehen würde, dass Saudi-Arabien keinen eigenen nuklearen Treibstoff produzieren dürfe.
Um das Abzweigen von spaltbarem Material zu verhindern, hatte sich das Emirat Abu Dhabi, wo bald der erste Atomreaktor der arabischen Welt ans Netz gehen soll, verpflichten müssen, den sogenannten Goldstandard einzuhalten. Dieser verlangt ausdrücklich den Verzicht auf Urananreicherung und Wiederaufbereitung.