Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Die 90er-Jahre sind vorbei
Musiksender Viva wird 25 – und stellt den Betrieb ein
FRANKFURT (epd) - Als „deutsches MTV“ist Viva vor 25 Jahren gestartet. Heike Makatsch, Stefan Raab, Sarah Kuttner, Matthias Opdenhövel – sie alle haben hier ihre Karriere begonnen. Nun wird der Musiksender am 1. Dezember endgültig zu Grabe getragen. Aus dem einstigen Trendund Kultsender der Jugend ist lange schon ein seelenloses Gefäß aus
Charts und MTV-Wiederholungen geworden.
Vielleicht werden manche trotzdem ein wenig wehmütig sein – jene, die 1993 und in den folgenden Jahren jung genug waren, um sich an die Zöpfe von Heike Makatsch, die Rastalocken von Mola Adebisi und die bunten Mützen von Nils Bokelberg zu erinnern. „Alles, was euch angeht, geht uns genauso an. Wir sind euer Fernsehen, eure Sprache, eure Farben und vor allem eure Musik.“Das war das Versprechen, abgegeben vom 17 Jahre alten Bokelberg zum Sendestart am 1. Dezember 1993. Der erste Videoclip: „Zu geil für diese Welt“der Fantastischen Vier. Raab
Ende 1993 hatte auch UkuleleSänger Stefan Raab, damals 27 und ein junger Musikproduzent, sein Fernsehdebüt, bohrte erst mal in der Nase und trällerte ein Geburtstagsständchen. Raabs freche, frische und bisweilen übergriffige Moderation der Sendung „Vivasion“wurde zu einem ersten Markenzeichen.
Die verspielten Anfangsjahre sind lange Geschichte. Das langsame Dahinscheiden von Viva begann bereits im Juni 2004. Viacom, der Mutterkonzern des Musikfernsehsenders MTV, verleibte sich diesen zeitweise erfolgreichen Konkurrenten aus Deutschland für mehr als 300 Millionen Euro ein. Danach folgte auf den anfänglichen Höhenflug der Kölner „Videoverwertungsanstalt“das stete Abwickeln: Hunderte Entlassungen, der Umzug nach Berlin, das Ausdünnen des Programms, bis nur noch die Hülle übrig war.
Versendet wird es zwischen zwei Uhr nachts und 14 Uhr am Nachmittag, danach übernimmt „Comedy Central“, ebenfalls aus dem Hause Viacom, das ab dem 1. Januar 2019 rund um die Uhr senden darf.