Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Ärger und Hohn nach Kretschmanns Helikopterflug
So reagiert Ministerpräsident Winfried Kretschmann auf die Kritik an seinem Flug ins Wurzacher Ried
BAD WURZACH - Nach der Kritik an seinem Helikopterflug ins Wurzacher Ried hat sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann nun persönlich geäußert. Auch auf Schwäbische.de erhitzt das Thema die Gemüter.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Gernot Gruber aus Backnang hatte sich daran gestoßen, dass der Grüne Kretschmann Ende Juni mit dem Hubschrauber nach Bad Wurzach reiste. Der Ministerpräsident ließ sich damals im Ried die Pläne für einen Aussichtsturm am Haidgauer Torfwerk vor Ort erläutern. Wie eine Kleine Anfrage im Namen der SPDFraktion an das Staatsministerium ergab, verbrauchte der Hubschrauber für die 167 Kilometer Wegstrecke zu diesem Termin 260 Liter Kerosin. Gruber sieht zwischen dem Hubschraubereinsatz und der ökologischen Bedeutung des Naturschutzzentrums Wurzacher Ried einen Widerspruch. Die Grüne Staatssekretärin Theresa Schopper erläuterte allerdings, dass „aufgrund des engen Terminkalenders des Ministerpräsidenten und der verkehrlichen Situation (...) der Termin in Bad Wurzach an diesem Tag bei Nutzung anderer Verkehrsmittel nicht möglich gewesen“wäre.
Auch Kretschmann selbst hat sich nun zu den Vorwürfen geäußert. Auf die Frage, ob es denn sein müsse, dass er zu Terminen mit einem Hubschrauber fliegt, sagte er am Dienstag in Stuttgart: „Ich muss nicht. Ich kann auch das Auto nehmen. Oder die Bahn. Oder laufen. Dann gibt es halt weniger Termine.“An dem Tag, als er mit dem Hubschrauber nach Bad Wurzach flog, sei er zuvor in der Schweiz gewesen. Dort hätten sich Termine so verschoben, dass er den in Bad Wurzach verpasst hätte – wenn er nicht in einen Hubschrauber eingestiegen wäre. „Und dann hätte sich der Termin wieder ewig nach hinten verschoben“, so Kretschmann.
„Haben wir nicht alle einen engen Terminkalender?“
Auch auf Schwäbische.de löste dessen Helikopterflug eine breite Debatte aus. Manche halten den spritintensiven Flug für unnötige Umweltverschmutzung, andere machen über die Debatte lustig.
So kommentiert Markus O.: „Meine Güte, als hätten wir keine andere Sorgen! Muss sich die SPD nun an solchen Themen aufhängen, um vorwärts zu kommen?“Auch Peter V. findet, der SPD-Landtagsabgeordnete Gruber sei ein Erbsenzähler. „Wer sich an solch einer Sache stört, der wird niemals unser Land regieren können.“
Das Argument des vollen Terminkalenders will Thomas-Jürgen M. dagegen nicht gelten lassen. Er stellt die rhetorische Frage: „Haben wir nicht alle einen engen Terminkalender? Sollte sich also irgendwann einmal ein Dieselfahrer in einer Umweltzone bewegen, könnte dass auch als Ausrede gelten.“Auch Artur S. findet: „Wenn man die Terminpläne von unnötigen Laberrunden, die nur zur Selbstbeweihräucherung dienen, befreien würde, könnte man sicher auf den Hubschrauber verzichten.“
Manfred B. nimmt es mit Humor: „Der Hubi ist wenigstens geflogen und musste nicht wie der Airbus der Kanzlerin wegen eines Defektes wieder umdrehen“, kommentierte er. sich