Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Caritas-Projekt: Leutkirch bittet „herein“
Gemeinderat gibt grünes Licht für die Beteiligung an Wohnraumoffensive
LEUTKIRCH - Die Stadt Leutkirch beteiligt sich an der Wohnrauminitiative „Herein“der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Das haben die Stadträte am Montag beschlossen. Ziel des Projektes ist es, Wohnraum für einkommensschwache Menschen zu gewinnen. Für die Vermieter soll der Aufwand und das Risiko so gering wie möglich gehalten werden, erklärt Christian Mayer von der Caritas. Der Plan sieht vor, in Leutkirch zunächst zehn Wohnungen anzumieten.
Wie Mayer ausführt, gebe es in Leutkirch, wie auch in anderen Städten, zahlreiche Wohnungseigentümer, die ihre Räume nicht mehr vermieten wollen. Die Folge sind Leerstände. Grund dafür seien in einigen Fällen schlechte Erfahrungen mit Mietern. Vor allem solche Wohnungsbesitzer möchte die Caritas mit ihrer Initiative erreichen. Um ihnen mehr Sicherheit bei der Vermietung zu geben, will der Verband selbst als Zwischenmieter auftreten, um die Fläche dann wiederum an einkommensschwache Menschen zu vergeben. „Die Caritas ist der Garant für die Eigentümer“, so Mayer. Auch in anderen Städten im Raum Bodensee-Oberschwaben ist der Verband mit dem Projekt bereits aktiv.
Die Mietverträge im Rahmen der Initiative „Herein“– der Begriff steht für Herberge und eintreten – werden zunächst nur auf einige Jahre befristet abgeschlossen. Sofern Vermieter und Mieter gut miteinander auskommen, soll das Mietverhältnis anschließend dann direkt abgeschlossen werden. Zusätzlich begleitet die Caritas die einkommensschwachen Bürger in Form einer Sozialbetreuung. Das Konzept sieht zudem vor, solchen Vermietern unter die Arme zu greifen, die Unterstützung bei der Sanierung von geeignetem Wohnraum benötigen. Den Umbau-Aufwand würden vor allem ältere Menschen häufig scheuen.
Kosten fallen an
Die Verwaltung der von der Caritas künftig angemieteten Wohnungen soll durch einen „professionellen Wohnraumverwalter“erfolgen. Die Kosten dafür – jährlich 430 Euro pro Wohnung – trägt die Stadt Leutkirch. Zusätzlich bezahlt die Kommune einmalig 1200 Euro pro Wohnung. Mit diesem Geld will die Caritas eine Rücklage bilden, um beispielsweise Reparaturen oder Mietausfälle abdecken zu können. Wurde der Betrag nach dem Ende des Mietverhältnisses nicht gebraucht, soll er an die Stadt Leutkirch zurückbezahlt werden.
Lobende Worte für das Konzept gab’s in der Gemeinderatssitzung von Stadträtin Hedwig Seidel-Lerch. Sie ist froh, dass an die Beteiligung der Stadt Leutkirch „jetzt ein Knopf drankommt“. Von Christian Mayer will sie unter anderem wissen, welchen Einfluss die Caritas auf die Miethöhe hat. „Wir orientieren uns an werteorientierten Eigentümern“, entgegnet der Sozialpädagoge. Die Miete müsse festgelegten Richtlinien entsprechen und dürfe eine gewisse Höhe nicht übersteigen.
Auf welchen Zeitraum die Mieten befristet sind, will derweil Stadtrat Waldemar Westermayer (CDU) wissen. Die Antwort: Für Eigentümer gilt eine Befristung auf fünf Jahre, für Untermieter auf drei Jahre und für Flüchtlinge auf zwei Jahre. Für Walter Braun (Freie Wähler) stellt sich die Frage, welchen finanziellen Beitrag die Caritas beim Konzept leistet. Wie Christian Mayer ausführt, stelle der Verband 1,65 Personalstellen für die Betreuung der Vermieter und Mieter zur Verfügung und trage zudem ein finanzielles Risiko, sollten die von den Kommunen entrichteten Rücklagen für Wohnungsreparaturen nicht ausreichen.
Steigende Obdachlosigkeit
Von einer „guten und löblichen Initiative“sprach am Montag Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle. Aus Sicht der Stadtverwaltung biete das Angebot der Caritas eine gute Möglichkeit, Wohnraum für einkommensschwache Leutkircher zu schaffen. Diese Personengruppe ist laut Sitzungsvorlage für die Gemeinderatssitzung häufiger von Obdachlosigkeit bedroht und müsse dann in städtischen Unterkünften untergebracht werden. Dort stehe allerdings häufig kein ausreichender und geeigneter Wohnraum zur Verfügung.
Derzeit leben 51 Menschen in den städtischen Obdachlosenunterkünften. Auffällig ist laut Verwaltung, dass in den vergangenen Monaten zunehmend Bürger untergebracht werden müssen, die keine für sie bezahlbare Wohnung finden, obwohl sie einen festen Arbeitsplatz haben.