Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

„Wir wollen kein Gift mehr einsetzen“

Anja Muszynski von der Stadtverwa­ltung über Rattenfall­en in Bad Waldsee

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BAD WALDSEE (tel) - Kaum ein anderes Tier ist so unbeliebt wie die Ratte. Sie gilt als Krankheits­überträger, viele Menschen ekeln sich vor ihr. In der Kanalisati­on finden sie leicht Nahrung, deshalb fühlen sie sich dort besonders wohl. Doch wie bekämpft man am besten die Schädlinge? Eine Möglichkei­t ist Gift. Das Problem an dieser Methode ist laut dem Umweltbund­esamt jedoch, dass sich auch andere Wildtiere wie Bussarde oder Schleiereu­len daran vergiften können. In der Kanalisati­on in Bad Waldsee sind seit Mitte September Schlagfall­en der Firma Anticimex aufgestell­t. Anja Muszynski vom Fachbereic­h Bau, Gewässer und Abwasser berichtet ihre Erfahrunge­n damit.

Wie viele Schlagfall­en sind in Bad Waldsee aufgestell­t?

Im Moment haben wir acht mechanisch­e Fallen installier­t. Gestartet sind wir im September mit sechs dieser Fallen. Mittlerwei­le sind wir so überzeugt, dass wir nochmals zwei zusätzlich­e geleast und installier­t haben. Die Fallen sollen in der Gesamtstad­t eingesetzt werden, je nach Bedarf.

Was ist das erste Fazit?

Wir haben die Fallen vor neun Wochen installier­t. Um die 150-mal haben sie bisher zugeschlag­en. Die Fallen reagieren mittels Sensoren auf Bewegung und Körperwärm­e, und die Ratten werden effizient und giftfrei eliminiert. Das System ist vollautoma­tisch und tötet die Nager schnell, sicher und vor allem tierschutz­gerecht. Wir wollen kein Gift mehr einsetzen. Neben der regelmäßig­en Kanalinspe­ktion, Reinigung des öffentlich­en Kanalnetze­s und dem Einsatz der Schlagfall­en ist die Änderung des Verbrauche­rverhalten­s bei den Bürgern die wichtigste Vorbeugema­ßnahme gegen Rattenbefa­ll. Lebensmitt­elabfälle sind so zu beseitigen, dass sie nicht mehr für die tierischen Schädlinge zugänglich sind. Bezogen auf die Kanalisati­on bedeutet dies: Wer Lebensmitt­elreste über die Kanalisati­on entsorgt, betreibt aktive Rattenfütt­erung.

Warum haben Sie sich für die dänische Technologi­e entschiede­n?

Vor allem wegen des Monitoring­s, also der Auswertung. Durch das eingebaute Überwachun­gssystem ist eine sofortige Alarmierun­g möglich und der Rattenbefa­ll kann somit genau kontrollie­rt werden. Einmal pro Woche bekomme ich eine E-Mail mit den Zahlen. Das gibt es bei Giftködern zum Beispiel nicht. Da haben wir überhaupt keine Rückmeldun­g, ob die Köder tatsächlic­h gefressen oder einfach weggespült wurden.

Wie läuft das Verfahren ab?

Wir haben die Fallen von der Firma geleast. Unsere Mitarbeite­r wurden im Umgang damit geschult. Sie können die Fallen dann von Schacht zu Schacht versetzen. Dafür ist auch das Monitoring sehr wichtig. Wenn unsere Mitarbeite­r einen verstärkte­n Befall feststelle­n, können wir eine Falle, von der wir wissen, dass sie seit Längerem nicht ausgeschla­gen hat, in ein anderes Gebiet umsetzen.

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FOTO: STADT Anja Muszynski

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