Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Umfahrungen sollen konkreter werden
Schon lange will Kißlegg zwei Ortsumgehungen bauen: im Süden und Osten
KISSLEGG - Schon lange gibt es in Kißlegg die Überlegung, eine Ortsumfahrung im Osten der Gemeinde zu bauen. Auch die sogenannte Südspange soll als Umfahrung im Süden eine Entlastung der Ortsmitte bringen. Da das Land Baden-Württemberg selbst momentan keine Straßen plant, will die Gemeinde dies selbst in die Hand nehmen. Oder einen Planungsverbund des Landkreises beauftragen. Das geht aus der Vorlage für die Gemeinderatssitzung heute, Mittwoch, hervor.
10 000 Autos fahren täglich die Herrenstraße im Ortskern von Kißlegg entlang. Darunter 1000 Laster. Viele kommen von der Autobahn oder fahren durch Kißlegg zur A96. Mit Tempo 30 hat die Gemeinde schon versucht, das Klappern der leeren Anhänger auf dieser Strecke zu verhindern. Doch der Verkehr soll langfristig raus, sagte Bürgermeister Dieter Krattenmacher bereits vor einem Jahr, „um den Ortskern wieder lebenswert zu machen.“
Eine geplante Umfahrung für den Ortskern ist die sogenannte „Südentlastungsstraße“. Diese soll von der Lorettokappelle über die Kläranlagenstraße bis zur Wangenerstraße führen. Dass diese Straße geplant wird, hatte der Gemeinderat im Oktober 2017 beschlossen. „Die Straße soll so ausgebaut werden, dass sie den landwirtschaftlichen und den Schwerverkehr aufnehmen kann. Ebenso wird ein Geh- und Radweg gebaut“, erklärte Krattenmacher damals. An der Wangenerstraße soll die Südentlastungsstraße in einen Kreisverkehr münden, der gleichzeitig die Zufahrt zur Käserei leichter und sicherer gestalten könnte. Die Zufahrt an der Lorettokapelle ist dagegen etwas schwieriger: Hier muss ein Höhenunterschied überwunden werden. Außerdem liegt nebenan ein Naturschutzgebiet. Darum werde derzeit eine Alternative zum Kreisverkehr geprüft.
Selbst planen ist angesagt
Die eigentliche Ortsumfahrung Kißleggs soll aber im Osten liegen: über die Emmelhofer und Gebrazhofer Straße bis zur Wangener Straße, wo sie wiederum auf den Kreisverkehr im Süden trifft. Hierzu gibt es einen Planentwurf des Landes aus dem Jahr 2012. Die Planungskapazitäten des Landes seien derzeit in anderen Großprojekten wie etwa dem Molldietetunnel in Ravensburg gebunden. Darum nimmt die Gemeinde das Projekt selbst in die Hand.
Die Südumfahrung soll von der Gemeinde in Abstimmung mit dem Landkreis geplant werden. Es soll also eine Gemeindestraße sein, die dann zu einem späteren Zeitpunkt eventuell in die Zuständigkeit des Kreises gehen soll, erklärt Bürgermeister Dieter Krattenmacher: „Die Gemeinde plant schon. Es geht bei der Gemeinderatssitzung nun in erster Linie um den genauen Verlauf und die Einmündungen bei der Lorettokapelle und der Käserei. Sobald die Entscheidung des Gemeinderats gefallen ist, können wir in die Detailplanung, den Grunderwerb und die Behördenabstimmung gehen. Eine Zeitprognose wage ich nicht.“Anders sehe es bei der Entlastungsstraße im Osten aus. „Hier verspreche ich mir mit einer Planung durch den Kreis anstatt dem Land einen erheblichen Zeitvorteil“, erklärt Krattenmacher. Bekanntermaßen plane das Land hier derzeit nicht. „Wir stecken hier seit über fünf Jahren faktisch fest. Und ich habe angesichts der Aufgabenfülle, der Prioritätenliste und der Personalsituation beim Land erhebliche Zweifel, dass der gordische Knoten anders durchschlagen werden könnte“, so der Bürgermeister weiter. Dass die beiden Umgehungsstraßen kommen, sei für Kißlegg wichtig, betont Krattenmacher: „Die Südumfahrung ist bereits heute sehr belastet. Bei Hochwasser wird die Misere besonders deutlich, wenn dieses ,Sträßle’ gesperrt werden muss. Dann läuft die Herrenstraße noch mehr voll. Schon jetzt ist die Zumutbarkeitsschwelle bei den 10 000 Fahrzeugen je Tag mehr als überschritten.“Bei der Belastung von Anwohnern gehe es aber nicht nur um die Becherhalde mit ihren rund 300 Bewohnern. Im gesamtem Gebiet dort leben über 1500, also mehr Menschen als beispielsweise in Waltershofen, erklärt Krattenmacher: „Wir wollen möglichst viele Kraftfahrzeuge aus der Ortsmitte heraus bekommen, auch die großen Fahrzeuge wie Lkw.“