Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
OSK stellt jede Menge neue Pflegekräfte ein
Finanziert werden die Stellen in Ravensburg dank eines neuen Gesetzes von den Krankenkassen
RAVENSBURG - Überlastete Krankenschwestern, gehetzte Pfleger, Personal, das für die Patienten kaum noch Zeit hat: Das ist die Realität an vielen Krankenhäusern. Mit dem Pflegepersonalstärkungsgesetz, das zum 1. Januar 2019 in Kraft tritt, steuert die Bundesregierung gegen. Auch die Ravensburger Oberschwabenklinik (OSK) baut massiv Personal auf, um die neuen Schlüssel erfüllen zu können und die alten Mitarbeiter zu entlasten: allein 59 Vollzeitkräfte in der Pflege, was dank der hohen Teilzeitquote in der Branche 120 neue Mitarbeiter bedeutet. Hinzu kommen 15 Ärztestellen und personelle Aufstockungen im Medizintechnischen Dienst, beim klinischen Hauspersonal und im Wirtschaftsund Versorgungsdienst. „Wir stehen vor den tiefgreifendsten Änderungen der Krankenhausfinanzierung seit Einführung der Fallpauschalen im Jahr 2005“, sagt OSK-Geschäftsführer Sebastian Wolf. Dank des Gesetzes werde die Finanzierung der zusätzlichen Stellen in der Pflege nicht den Kliniken aufgebürdet, sondern von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.
Zumindest im Übergangsjahr 2019. Zu den derzeit 555 Vollzeitstellen kommen laut Wirtschaftsplan 59 hinzu, was einer Personalaufstockung von gut zehn Prozent entspricht. „Der Personalaufbau wird zu deutlichen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen auf den Stationen führen“, sagt Wolf. Da kommt es gelegen, dass die OSK nach ihrer finanziellen Sanierung wieder nach Tarif zahlt. Verlässliche Dienstpläne, die es in der Vergangenheit wegen Personalmangels nicht immer gegeben habe, sollen die Attraktivität des Berufsbildes erhöhen.
Um die neuen Mitarbeiter auf einem nahezu leer gefegten Arbeitsmarkt zu bekommen, bildet die OSK einen Großteil davon selbst aus: 150 Ausbildungsplätze gibt es in der Pflege. In Wangen sei ein Frühjahrskurs hinzugekommen, um auch unterjährig einstellen zu können. Alle Absolventen der Gesundheitsakademie, die ihre Prüfung bestehen, werden auch übernommen. 20 Prozent fallen durch, wiederholen aber in der Regel die Prüfung. Außerdem startet der kommunale Klinikverbund eine groß angelegte Werbekampagne und hat eine Rückholaktion gestartet. Ehemalige Mitarbeiter, die nach der Familienpause nicht zurückgekommen sind oder die die Branche gewechselt haben, werden gezielt angesprochen. „Einige konnten wir so schon wieder einstellen“, sagt Wolf. Er ist daher optimistisch, dass sich die benötigten Stellen besetzen lassen.
2019 gelten die Pflegeuntergrenzen, die sich an der Zahl der behandelten Patienten bemessen, zunächst nur für die sogenannten pflegeintensiven Abteilungen, zum Beispiel die Intensivstationen oder die Unfallchirurgie. Dafür braucht die OSK noch fünf bis sieben neue Mitarbeiter. Wer diese Untergrenzen nicht erfüllt, muss Abschläge in der Vergütung hinnehmen. Ab 2020 wird der Pflegeanteil dann aus den Fallpauschalen herausgelöst und nach tatsächlichem Aufwand honoriert. So wird gewährleistet, dass das zusätzlich eingestellte Personal nicht wieder abgebaut wird. Zusätzlich braucht die OSK 15 weitere Vollzeitkräfte bei den Ärzten (oder entsprechend umgerechnet mehr Teilzeitkräfte).
Fünf werden benötigt, um das neue Notfallstufenkonzept zu erfüllen. Zehn neue Arztstellen fallen an, um das Arbeitszeitgesetz zu erfüllen. „Momentan helfen wir uns bei Engpässen mit Leihärzten“, sagt Wolf. Aber die Kosten dafür sind etwa viermal so hoch wie für festangestelltes Personal. Zum einen, weil der Markt leer ist und die Leihärzte astronomische Honorare verlangen können. Zum anderen, weil Agenturen zwischengeschaltet sind, die mitverdienen. Und drittens, weil die Unterkünfte teuer sind.