Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Motorräder als Wertanlage
Der Sammlermarkt erfordert fundierte Kenntnisse
FILDERSTADT/MAINZ (dpa) - Manche Motorräder erzielen auf Auktionen enorme Summen. Ist das vielleicht auch ein Anlagetipp für den kleineren Geldbeutel? „Wer heute, in der Niedrigzinsphase, Geld nicht auf dem Geldmarkt investieren möchte, denkt zunächst an Immobilien – Betongeld verkommt nicht“, sagt Auktionator Frank Ehlert vom Auktionshaus Auktionspunkt in Potsdam. „Aber wie alte Autos sind auch klassische Motorräder eine gute Möglichkeit, Geld sicher anzulegen.“Allerdings handele es sich um einen Sammlermarkt, auf dem man sich auskennen müsse.
Klaus Limbächer ist überzeugt, dass bei Fahrzeugen, die heute schon einen Sammler- und Begehrlichkeitswert haben, die Preise definitiv steigen werden. Der Inhaber des Motorradhauses Limbächer & Limbächer Biker’s World in Filderstadt rät, „bei sehr teuren Fahrzeugen aus der Zeit um den Zweiten Weltkrieg auf eine nachvollziehbare Historie, am besten mit Originalpapieren, zu achten“. Als Beispiele nennt er „englische Marken wie Vincent und Brough Superior oder auch die deutsche Firma Zündapp mit der KS 800“. Gerade die Modelle von Brough Superior und Vincent stehen auch für Peter Mergelkuhl „ganz oben auf der Preisliste“. Zudem nennt der Redakteur der Zeitschrift „Oldtimer Markt“mit Münch eine weitere deutsche Marke, die in den vergangenen Jahren enorm zugelegt habe.
Anfang 2018 wurde in Las Vegas eine Vincent Black Lightning von 1951 zum Rekordpreis von 929 000 Dollar versteigert. In diese Preisregionen stößt man vor allem dann vor, wenn eine besondere Vorgeschichte vorliegt, sagt Mergelkuhl, „etwa wenn das Fahrzeug aus prominentem Besitz stammt“. Es geht aber auch günstiger. So sieht Limbächer zum Beispiel eine Kawasaki Z 900 oder eine Honda CB 750 Four als Wertanlage. „Bei diesen Maschinen liegen die Preise aktuell in einem Bereich zwischen 15 000 und 20 000 Euro“, sagt Mergelkuhl.
Wer glaubt, dass ein Klassiker sein Wertpotenzial ausschließlich in der Garage steigert, der irrt. „Salopp gesagt, haben Fahrzeuge, die auf den ersten Kick anspringen, immer einen höheren Wert als Fahrzeuge, die stehen“, sagt Auktionator Ehlert. Etwas differenzierter sieht das Mergelkuhl: „Bei einem Motorrad, das gefahren wird, ist es kaum möglich, den Zustand 1 zu erhalten. Selbst geringe Einfärbungen an den Vergasern bedeuten bereits eine Abwertung.“