Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Verlieren erlaubt
Wieso VfB-Coach Vital Heynen das Volleyball-Spitzenspiel in Haching entspannt sieht
FRIEDRICHSHAFEN - Das Spitzenspiel der Volleyball-Bundesliga steht am Sonntag in der Bayernwerk Sportarena in Unterhaching (17 Uhr/ sporttotal.com) auf dem Programm – und startet diesmal mit umgekehrten Vorzeichen. Die Alpenvolleys Haching, erst im zweiten Jahr in der Liga, empfangen den Bundesliga-Rekordmeister und amtierenden Bundesligavize VfB Friedrichshafen als ungeschlagener Tabellenführer. Meister Volleys Berlin, am Samstag bei den Netzhoppers aktiv, leckt die Wunden vom recht blamablen Pokalaus in Lüneburg – wo man eine 2:0Satzführung nicht über die Zeit bringen konnte – und ist auch in der Bundesliga mit Platz sechs nicht unbedingt überragend. Verschieben sich die Kräfteverhältnisse in der Bundesliga – oder alles nur eine Momentaufnahme vor dem neunten Spieltag?
VfB-Trainer Vital Heynen ist das einerlei. Er hat ohnehin seine Strategie gewechselt. Und die könnte man frei nach Uli Hoeneß, dem Präsidenten des FC Bayern München, so umschreiben: Der Nikolaus war noch nie der Osterhase. Sprich: Am Ende der Saison werden die Titel gewonnen. „Wir waren zweimal in Folge Erster der Bundesliga-Hauptrunde und am Ende wurde jeweils Berlin Meister. Das heißt, dass die Platzierung vor den Play-offs unerheblich ist, weil gute Teams überall gewinnen können.“Die Meisterschaft könne man „auch noch später gerade biegen“, erklärt der Trainer.
Heißt das also für das Gastspiel vor den Toren Münchens für die Häfler: Verlieren erlaubt? „Ich will nicht unhöflich sein, aber das wichtigste Spiel dieser Woche war für mich das Pokal-Halbfinale gegen Düren. Das haben wir gewonnen. Danach kommt das Champions-LeagueSpiel am Dienstag in Chaumont. Da wollen wir etwas mitnehmen, um die Gruppenphase zu überstehen. Das Spiel in Unterhaching steht nur auf Rang drei“, sagt der VfB-Trainer.
Wie auch immer. Geht es nach Hachings Trainer Stefan Chrtiansky weist sein Team am Sonntag den VfB ohnehin in die Schranken. Mit Respekt, aber auch mit breiter Brust tritt der Spitzenreiter dem Pokalfinalisten entgegen. „Wir müssen nicht nur den Angriff entschärfen, sondern auch mit einem starken Service die Annahme der Häfler unter Druck setzen. Friedrichshafen hat alle Positionen sehr gut besetzt und kann dadurch sehr variantenreich spielen. Da müssen wir uns schnell auf die neuen Gegebenheiten einstellen“, wird Chrtiansky auf der Hachinger Webseite zitiert.
Diagonalangreifer Klets ist die Entdeckung der Saison
Was macht die Mannschaft der Alpenvolleys in dieser Saison so stark? Da ist zunächst Zuspieler Danilo Gelinski. Der 27-jährige Brasilianer ist seit 2017 beim Kooperationsprojekt zwischen Innsbruck und Unterhaching unter Vertrag und spielt eine gute Saison. Er führt die Mannschaft mit ruhiger Hand und hat immer den Blick für seine starken Angreifer. Die Offensive des Spitzenreiters ist das Prunkstück. Allen voran Diagonalangreifer Kirill Klets. Der 20-Jährige stammt aus Sibirien und spielte in der vergangenen Saison in Bulgarien. Klets ist die Entdeckung der laufenden Spielzeit. Der zweite gelungene Transfer ist der 22-jährige polnische Außenangreifer Pawel Halaba. Er spielte zuletzt beim tschechischen Spitzenclub Jihostroj Budweis. Halaba ist nicht nur ein guter Angreifer, sondern nimmt auch sehr gut an. Der dritte im Bunde ist Hugo De Leon Guimaraes da Silva, ein 28-jähriger Außenangreifer aus Brasilien, der schon in Italien und Polen spielte.
Die Verantwortlichen der Alpenvolleys bewiesen mit ihren Verpflichtungen ein glückliches Händchen. Dass aber auch Haching schlagbar ist, zeigte Düren im Achtelfinale des DVV-Pokals. Mit 3:0 gewannen die Dürener, die gerade im Halbfinale 1:3 gegen Friedrichshafen unterlagen.