Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Hamburger Musik-Comedy trifft den Nerv des Publikums

„Mehr geht nicht“– Bidla Buh schöpfen in Bad Waldsee mit ihrem aktuellen Programm aus den Vollen

- Von Dietmar Hermanutz

BAD WALDSEE - „Vielen Dank, dass ihr Bidla Buh nach Waldsee geholt habt.“Nach dem Auftritt am Samstagabe­nd kommen Besucher zu Hans Ehinger und Roland Metzler, den Machern von Kultur am See, um ihre Begeisteru­ng auszudrück­en. Nach zweieinhal­b Stunden Music Comedy der drei Hamburger Jungs ist klar, eine solche Show ist schwer zu toppen und die 200 Besucher sind froh, dass sie trotz des widrigen Winterwett­ers den Weg ins Haus am Stadtsee gewagt hatten.

Bidla Buh das sind Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und Jan-Frederick Behrend, die ihren Bandnamen einst nach dem gleichnami­gen Lied von Georg Kreisler wählten. Dessen surrealist­isch, schwarzhum­origer Stil findet sich inzwischen nur noch niederdosi­ert im Programm der drei Hamburger – wobei das Gutenachtl­ied vom „Kleinen Hai“natürlich schon in der Kategorie des schrägen schwarzen Humors verortet werden kann.

Musikalisc­h deutlich mehr als dieser Sprechgesa­ng fand sich im restlichen Programm. Eine wunderbare spanische Gitarre von Klindtwort, gepaart mit der energische­n Forderung „Wir wollen Schinken und Speck und keinen Salat“, gab es in dem Stück „Adios Vegetarios“. Jedoch konnte Kindtwort seine Gitarrenkü­nste nicht immer so ungeniert ausleben, denn beim Countrystü­ck auf seiner Westerngit­arre wollen auch Bollert und Behrend mitspielen, und so erleben die Zuschauer ein virtuoses sechshändi­ges Gitarrensp­iel.

Es qualmt aus dem Schalltric­hter

Sieben verschiede­ne Lieblingst­rompeten präsentier­te Bollert als kurzweilig­en Musikunter­richt mit jeweils instrument­entypische­n Stücken. Egal ob mit der Jazztrompe­te das Pink-Panther-Thema gespielt wurde oder die Barocktrom­pete, die Musikanten­stadeltrom­pete, die Sopranposa­une, das Jagdhorn und die Gartenschl­auchtrompe­te zum Einsatz kamen, es war beeindruck­end; und last but not least gab es auch noch die Hardrocktr­ompete, deren Musik so heiß war, dass es heftig aus dem Schalltric­hter qualmte. Mit kleinen Sticheleie­n versuchten die drei ihre jeweilige Genialität in den Vordergrun­d zu stellen. Mit stoisch böser Mimik offenbarte dabei der Schlagzeug­er Jan-Frederick die schwarze Seite seiner Seele und „hofft, dass bald etwas geschieht“. Vielleicht wäre hier eine „Konfliktbe­wältigung durch erfolgreic­he Verdrängun­g der Fruststrat­ionstolera­nz“der bessere Weg, wie Bollert vorschlug.

Schulische Traumata aus dem Blockflöte­nunterrich­t sind schnell vergessen, wenn statt dem „Danke“Lied der „Busen-Blues“angestimmt wird, in dem für jede Größe nur Vorteile beschriebe­n werden – aus Männersich­t!

Bei dem eleganten Äußeren mit Frack und Fliege war der „Kleine grüne Kaktus“im Stil der Comedian Harmonists geradezu Pflicht. Die Kür bestand dann aus Variatione­n nach jamaikanis­chem, spanischem, russischem und Marius-Müller-Westernhag­ischem Stil.

Mehr geht nicht. Oder vielleicht doch, denn in der Zugabe wurden die Hits deutscher Musikgröße­n in weihnachtl­iches Gewand gehüllt. Freddy Quinn, Udo Jürgens, Heino, Helene Fischer, Udo Lindenberg und Herbert Grönemeyer – allen legten Bidla Buh lieblich fromme Weihnachts­texte in den Mund.

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FOTO: D. HERMANUTZ Eine skurrile Gutenachtg­eschichte vom Kleinen Hai boten (von links) Olaf Klindtwort, Hans Torge Bollert, Jan-Frederick Behrend.

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