Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Warten aufs Visum
Frau eines Waldburgers darf nicht einreisen
WALDBURG (syg) - Peter Vogt hat seine Jugend in Waldburg verbracht, fühlt sich dort daheim. Auch ein neues Haus hat er sich dort gebaut. Im September 2017 heiratete der 61jährige Pensionär nach seiner Scheidung zum zweiten Mal. Die in Dänemark geschlossene Ehe wurde in Deutschland anerkannt. Doch ob seine Ehefrau Marites sein Haus in Waldburg jemals sehen wird, ist unsicher. Denn sie ist Filipina und bekommt für einen Besuch in Deutschland kein Visum.
Nicht einmal zu ihrer eigenen Hochzeitsfeier auf der Waldburg im Mai vergangenen Jahres konnte sie kommen. Und wie Peter Vogt auf Nachfrage der „Schwäbischen Zeitung“schildert, wird sich daran so schnell nichts ändern. „Das Visum wurde definitiv abgelehnt. Aufgrund der Begründung sehe ich kurzfristig auch keine Chance für ein Visum. Das Ganze ist für uns beide sehr belastend. Gerne würden wir gemeinsam ein paar Wochen in meiner schönen Wohnung in Waldburg verbringen. Das steht momentan aber in den Sternen.“
Um die Chancen auf ein Visum zu erhöhen, seien sie dabei, auf den Namen seiner Frau ein Grundstück auf den Philippinen zu kaufen, erzählt Vogt weiter. Wenn Marites Eigentum auf den Philippinen vorweisen kann, so die Hoffnung, werde sie ein Visum für Deutschland bekommen. Der Kauf soll die Deutsche Botschaft in Manila davon überzeugen, dass die 47-jährige Filipina nach Ablauf des Visums aus Deutschland ausreisen und wieder in ihre Heimat zurückkehren wird. Denn das war der Grund für die Ablehnung des Visums für die Hochzeitsfeier: Die Behörden zweifelten an der Rückkehrwilligkeit der philippinischen Braut. Dabei gibt es mehrere Gründe, weshalb Marites nicht in Deutschland bleiben, sondern in ihr Heimatdorf auf den Philippinen zurück möchte: Sie hat drei Kinder im Alter zwischen 15 und 21 und eine pflegebedürftige Mutter.
Puppe trägt Brautkleid
Rückblick: 26. Mai 2018: Rund 70 Hochzeitsgäste stehen bei strahlendem Sonnenschein im Burghof der Waldburg, es gibt Häppchen und Getränke, der Fanfarenzug Vogt spielt. Eine normale Hochzeitsfeier, könnte man meinen. Einzig eine wichtige Person fehlt: die Braut. Peter Vogt, der Bräutigam, ist bei der Begrüßung der Gäste den Tränen nahe und steht vor einer Schaufensterpuppe in einem hellen Kleid. Das hätte seine Braut bei der Feier tragen ANZEIGEN sollen. Doch die ist auf den Philippinen. Vor neun Monaten hat er sie geheiratet, wollte auf der Waldburg mit seiner Familie und Freunden die Hochzeit feiern, doch die Deutsche Botschaft hat den Visumsantrag seiner Frau abgelehnt. „Mutig“nennt eine der Gäste die Entscheidung, die Feier trotzdem stattfinden zu lassen. „Für mich gab es keine andere Möglichkeit“, erklärt Peter Vogt. Ein Jahr im Voraus hätten sie die Feier geplant, die Waldburg gebucht, Freunde und Familie aus der Schweiz und aus ganz Deutschland eingeladen. Die Gäste ihrer Hochzeitsfeier begrüßt die Braut dennoch alle persönlich – über ein Handy, das von Tisch zu Tisch gereicht wird.
Dabei konnte die Filipina damals, als sie den Visumsantrag stellte, alles vorweisen, was die Botschaft von ihr verlangte: Ihr deutscher Mann hatte eine Erklärung unterschrieben, mit der er sich verpflichtete, alle Kosten zu übernehmen, die durch ihren Aufenthalt in Deutschland entstehen könnten. Inklusive der Kosten für eine Abschiebung. Auch eine Krankenversicherung konnte Marites vorweisen. Und eine unterschriebene Verpflichtung, dass sie vor Ablauf des Visums wieder aus Deutschland ausreisen werde.
Dennoch bekam sie kein Visum. Nach der Ablehnung ihres Antrags setzte Vogt alle Hebel in Bewegung, um zu erreichen, dass seine Braut doch noch zu ihrer Hochzeitsfeier nach Waldburg kommen kann, wandte sich sogar an den Außenminister Heiko Maas. Ohne Erfolg.
„Ein Visum kann immer abgelehnt werden. Das wissen wir. Aber Marites hat schon dreimal ein Visum für Europa bekommen, ist immer pünktlich ausgereist. Deshalb habe ich nicht damit gerechnet, dass es solche Schwierigkeiten gibt“, erklärt Vogt.
Vor gut acht Jahren habe er Marites bei einem Tauchurlaub kennengelernt, von Anfang an sei eine „große Vertrautheit“zwischen ihnen gewesen, schwärmt er. Wegen der Visumsprobleme halte er sich kaum noch in Deutschland auf, sondern verbringe die meiste Zeit auf den Philippinen bei seiner Frau, erzählt er. Was ihn am meisten ärgert, ist die Art, wie sich die Behörden ihm und seiner Frau gegenüber verhalten. „Die Arroganz der deutschen Behörden gegenüber ihren Bürgern ist für mich unbegreiflich! Waldburg und Ravensburg sind schön, aber das deutsche Beamtentum ist zu ...!“, schreibt er in einer E-Mail.