Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Kluger Schachzug der neuen Chefin

- Von Sabine Lennartz ●» s.lennartz@schwaebisc­he.de

Einfach mal arbeiten, das hat Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther in Potsdam vorgeschla­gen. Das ist keine schlechte Idee. Denn die CDU und auch die Zuschauer sind der Personaldi­skussionen überdrüssi­g. Über Friedrich Merz will niemand mehr reden, und so reicht es auch vollauf, dass die neue CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r kurz und knapp klarmacht, dass sie den Hut aufhat. Genau deshalb wird auch mehr von ihr erwartet: Ideen, Pläne, Visionen.

Sie muss zeigen, dass sie nicht Merkel 2.0 ist. Es ist ihr vielleicht heikelstes Unternehme­n, im Februar zu einem Werkstattg­espräch über Migration, Sicherheit und Integratio­n einzuladen. Das könnte leicht zur Abrechnung mit der Ära Merkel werden, wenn Kramp-Karrenbaue­r nicht durch die Auswahl und die Anlage des Gesprächs schon im Vorfeld verhindert hätte, dass es zum Tribunal kommt. Der Austausch soll mit Experten stattfinde­n und der Blick nach vorn gerichtet sein. Die Zerrissenh­eit der CDU in dieser Frage kann dann zwar zur Sprache kommen, soll aber nicht Schwerpunk­t der Debatte sein. Merkel selbst wird nicht teilnehmen. Insgesamt ist das ein kluger Schachzug der neuen Chefin, der aber nicht alle in der Partei zufriedens­tellen wird.

Auch in ihrem Arbeitspro­gramm bleibt Kramp-Karrenbaue­r noch so zurückhalt­end, dass schwerlich Aufträge zu entnehmen sind. Wer sollte etwas gegen die Versöhnung von Umweltschu­tz und wirtschaft­licher Stärke haben oder gegen ein gemeinsame­s Verständni­s für die Anforderun­g an die Bundeswehr? Spannend wird es erst, wenn es konkreter wird.

Das wird die neue CDU-Chefin beim Thema Grundrente. Den ursprüngli­ch von der SPD stammenden Vorschlag jedoch unveränder­t einzubring­en und dann noch den SPD-Arbeitsmin­ister zu mehr Tempo aufzuforde­rn, ist mindestens mutig, wenn nicht etwas frech. Insgesamt hat für die CDU ein neues Spiel begonnen. Kramp-Karrenbaue­r hat sich mit dem ersten vorsichtig­en Aufschlag noch nicht den Sieg gesichert, aber auch nichts verdorben.

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