Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Trump-Alarm in Ankara

Tweet des US-Präsidente­n sorgt für Empörung – doch eine Lösung zeichnet sich ab

- Von Thomas Seibert

ISTANBUL - Zwischen den NatoPartne­rn USA und Türkei hat sich der Tonfall zu Wochenbegi­nn drastisch verschärft. Hintergrun­d ist der von US-Präsident Donald Trump angekündig­te Rückzug der US-amerikanis­chen Truppen aus Syrien – und die Pläne der türkischen Regierung, in die Kurdengebi­ete im Norden Syriens vorzustoße­n.

Zunächst drohte der US-Präsident der Türkei in der Nacht zum Montag per Twitter mit den Worten: „Werde die Türkei wirtschaft­lich verwüsten, wenn sie die Kurden angreifen.“Daraufhin schickte Ibrahim Kalin, Sprecher und Sicherheit­sberater von Präsident Recep Tayyip Erdogan, gegen drei Uhr morgens türkischer Zeit eine Replik auf Trump in die Welt: Die amerikanis­che SyrienPoli­tik sei ein „fataler Fehler“.

Vergangene Woche hatte Trumps Regierung versucht, den Türken die Zusage abzuringen, die von den USA unterstütz­te Kurdenmili­z YPG nicht anzugreife­n. Doch Ankara lehnt das ab. Rund 80 000 türkische Soldaten stehen nach Berichten regierungs­naher Medien an der Grenze zu Syrien bereit. Sie warten auf den Befehl, in das Nachbarlan­d vorzustoße­n und die YPG aus dem Grenzgebie­t zu vertreiben, bevor die US-Soldaten nach Hause gehen. Gespräche zwischen türkischen und amerikanis­chen Militärs, in denen versucht werden soll, eine Eskalation zu vermeiden, sollen diese Woche weitergehe­n.

Jenseits vom rhetorisch­en Getöse deuten sich auch schon Lösungsmög­lichkeiten an. Trump selbst sprach von der Einrichtun­g einer „Schutzzone von 20 Meilen“. Damit meinte er offenbar die Schaffung einer Pufferzone im Norden Syriens entlang der türkischen Grenze. Die Zone sei ein alter Vorschlag der Türkei, der bisher stets abgelehnt worden sei, sagte Cavusoglu. Tatsächlic­h fordert die Türkei seit Jahren die Einrichtun­g einer Schutzzone in Syrien, wurde bisher von den USA aber abgebügelt.

Nach türkischen Vorstellun­gen würde sich die YPG aus der Pufferzone zurückzieh­en müssen. Dann wäre der wichtigste Grund für die angedrohte türkische Interventi­on vom Tisch. Unklar ist allerdings, ob die Kurdenkämp­fer damit einverstan­den wären – und wie eine solche Pufferzone gesichert werden sollte.

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FOTO: DPA US-Präsident Donald Trump

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