Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Trump-Alarm in Ankara
Tweet des US-Präsidenten sorgt für Empörung – doch eine Lösung zeichnet sich ab
ISTANBUL - Zwischen den NatoPartnern USA und Türkei hat sich der Tonfall zu Wochenbeginn drastisch verschärft. Hintergrund ist der von US-Präsident Donald Trump angekündigte Rückzug der US-amerikanischen Truppen aus Syrien – und die Pläne der türkischen Regierung, in die Kurdengebiete im Norden Syriens vorzustoßen.
Zunächst drohte der US-Präsident der Türkei in der Nacht zum Montag per Twitter mit den Worten: „Werde die Türkei wirtschaftlich verwüsten, wenn sie die Kurden angreifen.“Daraufhin schickte Ibrahim Kalin, Sprecher und Sicherheitsberater von Präsident Recep Tayyip Erdogan, gegen drei Uhr morgens türkischer Zeit eine Replik auf Trump in die Welt: Die amerikanische SyrienPolitik sei ein „fataler Fehler“.
Vergangene Woche hatte Trumps Regierung versucht, den Türken die Zusage abzuringen, die von den USA unterstützte Kurdenmiliz YPG nicht anzugreifen. Doch Ankara lehnt das ab. Rund 80 000 türkische Soldaten stehen nach Berichten regierungsnaher Medien an der Grenze zu Syrien bereit. Sie warten auf den Befehl, in das Nachbarland vorzustoßen und die YPG aus dem Grenzgebiet zu vertreiben, bevor die US-Soldaten nach Hause gehen. Gespräche zwischen türkischen und amerikanischen Militärs, in denen versucht werden soll, eine Eskalation zu vermeiden, sollen diese Woche weitergehen.
Jenseits vom rhetorischen Getöse deuten sich auch schon Lösungsmöglichkeiten an. Trump selbst sprach von der Einrichtung einer „Schutzzone von 20 Meilen“. Damit meinte er offenbar die Schaffung einer Pufferzone im Norden Syriens entlang der türkischen Grenze. Die Zone sei ein alter Vorschlag der Türkei, der bisher stets abgelehnt worden sei, sagte Cavusoglu. Tatsächlich fordert die Türkei seit Jahren die Einrichtung einer Schutzzone in Syrien, wurde bisher von den USA aber abgebügelt.
Nach türkischen Vorstellungen würde sich die YPG aus der Pufferzone zurückziehen müssen. Dann wäre der wichtigste Grund für die angedrohte türkische Intervention vom Tisch. Unklar ist allerdings, ob die Kurdenkämpfer damit einverstanden wären – und wie eine solche Pufferzone gesichert werden sollte.