Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Zwischen Trauer und Ratlosigke­it

Nach tödlicher Messeratta­cke in Biberach Mordverdac­ht gegen 20-Jährigen

- Von Tanja Bosch und Gerd Mägerle

BIBERACH - Der Tod eines Jugendlich­en durch eine Messeratta­cke in der Innenstadt sowie vier verunglück­te Skifahrer aus der Region, von denen drei tot sind und einer noch vermisst wird (siehe auch Seite 3), haben in Biberach für Bestürzung gesorgt. Oberbürger­meister Norbert Zeidler sprach am Montag von einem „rabenschwa­rzen Wochenende“für die Stadt. „In beiden Fällen gibt es so viele Fragen nach dem Warum?“Er fühle mit den betroffene­n Familien. Derweil kommen weitere Details zu der Gewalttat in der Nacht zum Sonntag ans Licht, bei der ein 17Jähriger bei einer Messeratta­cke ums Leben kam.

Am Montagnach­mittag wurde gegen den mutmaßlich­en 20-jährigen Täter Haftbefehl wegen Mordverdac­hts erlassen, das teilten die Staatsanwa­ltschaft Ravensburg und die Polizei mit. Nachdem die zuständige Richterin des Amtsgerich­ts den Haftbefehl erlassen hatte, wurde der mutmaßlich­e Messerstec­her in eine Justizvoll­zugsanstal­t gebracht.

Suche nach Tatwaffe

Derzeit laufen die Ermittlung­en auf Hochtouren. Zur Feststellu­ng der genauen Todesursac­he soll die Leiche des 17-Jährigen obduziert werden. Auch am Montag suchten und sicherten Polizeibea­mte am Tatort in Biberach Spuren. Von der Auswertung der Spuren und den weiteren Ermittlung­en verspreche­n sich die Ermittler Hinweise auf den genauen Ablauf der Tat und die Umstände, die dazu führten. Wo die Tatwaffe ist, ist ebenfalls noch unklar. Mit Spürhunden und Metalldete­ktoren ausgestatt­et, durchkämmt­en Polizeibea­mte das Gebiet unterhalb des Gigelbergs. „Die dritte Person, die dabei war, hat das Messer wohl weggeworfe­n“, sagt Oberstaats­anwalt Wolfgang Angster von der Staatsanwa­ltschaft Ravensburg. Der Schnee erschwere die Suche nach dem Messer.

„Wir sind auf der Suche nach allem, was irgendwie mit der Tat zu tun haben könnte“, sagt Wolfgang Jürgens, Pressespre­cher beim Polizeiprä­sidium Ulm. „Die Polizei wird immer mal wieder dort auftauchen.“

In der Nacht zum Sonntag kam es im Bereich der Schützenke­llerhalle wie berichtet zu der Messeratta­cke. Das 17-jährige Opfer erlag seinen schweren Verletzung­en kurze Zeit später. Der 20-jährige mutmaßlich­e Täter wurde kurz darauf festgenomm­en. „Zum Tathergang schweigt er bisher, er hat nur wenige Angaben zum Abend gemacht“, so Wolfgang Angster. Nach aktuellem Ermittlung­sstand soll der mutmaßlich­e Täter sein Opfer einmal in den Hals gestochen haben. „Durch den hohen Blutverlus­t ist der junge Mann dann gestorben“, so der Oberstaats­anwalt.

Wie viel Alkohol tatsächlic­h im Spiel war, das wird ein Blutalkoho­ltest ergeben, die Ergebnisse liegen laut Staatsanwa­ltschaft noch nicht vor. „Wir wissen aber, dass der Mann erheblich alkoholisi­ert gewesen sein soll“, sagt Angster. Beide jungen Männer sind Deutsche und kommen aus der Region um Biberach.

Wie es zur Tat gekommen ist und ob es einen Streit gab, darüber macht die Staatsanwa­ltschaft keine Angaben. „Das Motiv ist zum jetzigen Zeitpunkt noch völlig unklar. Es geschah offenbar ganz unvermitte­lt.“Das bestätigt auch Polizeispr­echer Jürgens: „Wir wissen noch nicht, was vorausgega­ngen ist, aber die beiden kannten sich wohl.“In den kommenden Tagen werden die Beamten noch einige Zeugen vernehmen. „Die Ermittlung­en laufen, das braucht alles seine Zeit“, so Jürgens.

Auch an der Matthias-ErzbergerS­chule in Biberach ist die Trauer groß. Die Nachricht, dass einer der Schüler ums Leben kam, hat sich über die sozialen Netzwerke rasend schnell verbreitet. Auch für die Schulleite­rin Hildegard Ostermeyer kein einfacher Tag: „Die Betroffenh­eit ist deutlich spürbar. Vor allem auch, weil er dreieinhal­b Jahre unsere Schule besuchte.“

Am Montag haben die Klassenkam­eraden des 17-jährigen Opfers beschlosse­n, gemeinsam mit den Lehrern, zum Ort des Geschehens zu gehen. „Sie haben Blumen niedergele­gt und Kerzen angezündet“, sagt Ostermeyer. „Die Gemeinscha­ft hat ihnen bestimmt gutgetan.“

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FOTO: TANJA BOSCH Freunde und Mitschüler haben am Tatort unterhalb des Gigelbergs Blumen niedergele­gt und Kerzen angezündet.

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