Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Das alles erlebt ein Zeitungsausträger bei der Arbeit
Franz Lorenz berichtet von morgendlicher Ruhe, Sonnenaufgang und einer unvergesslichen Begegnung mit einem Hund
BAD WALDSEE - Nur Rente und im Ruhestand die Füße hochlegen, das ist nichts für Franz Lorenz. Seit dem Jahr 2011 trägt der Pensionär die „Schwäbische Zeitung“aus. Er kennt die Vorteile der frühen Arbeit, hat aber auch schon eine schlimme Erfahrung gemacht.
„Ich wollte nicht nur daheim rumsitzen. Das ist nicht mein Ding“, erklärt der 72-Jährige und lacht beherzt. Vor acht Jahren hat er seinen Dienst bei der Post nach insgesamt 51 Jahren Berufstätigkeit beendet und sich direkt als Zeitungszusteller beworben. Seither ist er als sogenannter Generalspringer im Einsatz und trägt dort aus, wo er gebraucht wird. Beinahe jedem Zeitungsleser im Landkreis Ravensburg hat er am frühen Morgen bereits die Leselektüre in den Briefkasten oder die Zeitungsrolle gelegt. Je nach Zustellbezirk und Anfahrtsweg steht er dafür zwischen 2 und 4.30 Uhr auf.
Die frühmorgendliche Arbeit macht Lorenz nichts aus. „Durch meine Arbeit im Briefzentrum in Weingarten war ich Nachtschichten gewohnt“, berichtet der Bad Waldseer und hält kurz inne. Sein Blick schweift aus dem Fenster, er atmet tief ein und ergänzt: „Um diese Uhrzeit ist es angenehm ruhig und man bekommt viel von der Natur mit. Auch wenn in der Früh die Morgensonne aufgeht und der Himmel erstrahlt, ist das schon was. Das bekommt man nicht mit, wenn man im Bett liegt.“ Außerdem habe man den Nachmittag frei.
Je nach Zustellbezirk trägt Lorenz zwischen 70 und 200 Zeitungen aus und kennt zwischenzeitlich die Hürden, die ein Austräger zu meistern hat. So käme es ab und an vor, dass Hausnummern nur schwer auffindbar oder gar nicht an den Häusern angebracht sind oder dass Namen nicht an den Briefkästen angeschrieben sind. Aber noch hat der leidenschaftliche Zusteller jede Zeitung zu den Lesern gebracht.
Zuletzt musste Lorenz auch eine ungute Erfahrung machen. Im vergangenen Jahr wurde er bei der Arbeit von einem Hund angefallen. „Es war eines der letzten Häuser an diesem Tag, und die Haustüre war halb geöffnet. In dem Moment, als ich die Zeitung eingeworfen habe, habe ich einen Biss an der Wade gespürt und laut geschrien“, beschreibt der Zeitungsausträger den schmerzhaften Moment. Mit der stark blutenden Wunde ging es ins Krankenhaus, wo eine Hautübertragung vom Oberschenkel in die Wade veranlasst werden musste. Heute ist die Wunde gut verheilt. Ans Aufhören hat Lorenz trotz dieser Erfahrung nie gedacht. „Bei Hunden bin ich aber schon vorsichtiger geworden“, so der 72-Jährige, der selbst einen Vierbeiner hat.
Die Zeitung trägt er immer noch gerne aus. Warum? „Ich habe schon immer gerne Zeitung gelesen, vor allem den Sport- und Regionalteil“, sagt Lorenz dazu.
„Ich wollte nicht nur Daheim rumsitzen. Das ist nicht mein Ding“, erklärt der 72-jährige Franz Lorenz.