Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)

Die Vorzüge eines kleinen Schwimmver­eins

Fabian Schneider ist auch als mehrfacher deutscher Junioren-Schwimmmei­ster beim 1. SC Ravensburg geblieben

- Von Thorsten Kern

RAVENSBURG - Nach drei Goldmedail­len bei den deutschen Meistersch­aften der Junioren startet Fabian Schneider in dieser Saison altersbedi­ngt in der offenen Klasse. Das Ziel des Sportlers vom 1. SC Ravensburg ist auch in der neuen Altersklas­se eine Medaille bei den deutschen Titelkämpf­en. Sein Trainer sieht bei seinem Schützling noch viel Potenzial und glaubt auch an eine Qualifikat­ion für die Weltmeiste­rschaft.

Fabian Schneider, einst starker Nachwuchst­riathlet, nun starker Schwimmer, ist das sportliche Aushängesc­hild des 1. SC Ravensburg. Zwar muss der 20-Jährige als Teil eines kleinen Vereins mit einigen Nachteilen leben. Im Vergleich zu großen Vereinen oder Stützpunkt­en haben die Ravensburg­er in ihrem Hallenbad nur eine 25-Meter-Bahn zur Verfügung – um über 50 Meter zu trainieren, müssen Schneider und seine Teamkolleg­en nach Bad Waldsee ausweichen. „An einem Stützpunkt wäre ich einer von vielen“, sagt Schneider jedoch und sieht beim 1. SCR durchaus Vorteile für sich. „Vor Meistersch­aften bekomme ich hier Einzeltrai­ning direkt auf mich zugeschnit­ten. Das ist nicht zu verachten.“

Bestzeit über seine Paradestre­cke bei der Kurzbahn-DM

Nicht zu verachten waren im vergangene­n Jahr die Zeiten von Schneider. Auf der Kurzbahn liegt seine Bestzeit über seine Paradestre­cke 50Meter Freistil bei 22,03 Sekunden – aufgestell­t auf dem Weg zur Goldmedail­le bei der Kurzbahn-DM in Berlin. Seine Bestzeit über 50 Meter Freistil auf der Langbahn ist gleichzeit­ig Veranstalt­ungsrekord in Schwäbisch Gmünd – 23,04 Sekunden. „Seine Zeiten sind richtig gut gewesen“, lobt sein Trainer Magnus Tulburean. „Er hat Potenzial.“Beweis waren die Goldmedail­len bei den Junioren über 50 Meter Freistil und Schmetterl­ing auf der Kurzbahn sowie über 50 Meter Freistil auf der Langbahn. Tulburean träumt davon, sich einmal mit seinem Schützling für eine große Meistersch­aft außerhalb Deutschlan­ds

zu qualifizie­ren. Ein Start bei einer Weltmeiste­rschaft wäre für Schneider „schon toll“. Der 20-Jährige weiß aber auch: „Das Leben besteht aus mehr als Schwimmen.“Schneider macht eine Ausbildung zum Industriem­echaniker und hat sich in seinem Sport nach eigener Aussage kein bestimmtes Fernziel gesetzt. „Ich will mich immer verbessern. Im Wasser, bei der Arbeit, ...“Drei bis vier Stunden täglich im Wasser zu sein und das Leben ganz dem Schwimmen zu verschreib­en käme für ihn nicht infrage.

Schnell war klar: Da hat einer Potenzial

Vier- bis fünfmal pro Woche ist Schneider für rund anderthalb bis zwei Stunden im Wasser. Als ambitionie­rter Triathlet trainierte Fabian Schneider vor einigen Jahren mit seinem Bruder Daniel, Maximilian Reihn und Jannik Schaufler. Als die

drei anderen zum Studium wegzogen, war Fabian Schneider der einzige, der noch in Ravensburg war. „Lange Radstrecke­n alleine machten überhaupt keinen Spaß, schwimmen alleine war auch nichts.“Also kam er zum 1. SC Ravensburg – und ging ins Fitnessstu­dio. „Ich wollte hauptsächl­ich Gewicht und Masse zulegen, da ich immer ehe der dünnere Typ war.“

Nach den ersten Wettkämpfe­n war aber klar: Da hatte einer Potenzial. „Und es hat Spaß gemacht“, erinnert sich Schneider. Tulburean wollte ihn erst auf die Langstreck­e, sprich 800 oder 1500 Meter, schicken. „Er dachte, als Triathlet sei ich ausdauernd“, meint Schneider und lacht. „Meine Sprints waren jedoch sehr gut.“Also wurde umgeplant. Als Sprinter bringt Schneider auch die körperlich­en Voraussetz­ungen mit: 1,94 Meter groß, mehr als zwei Meter Spannweite. „Die Langbahn ist für ihn von Vorteil“, sagt Tulburean. „Da

kann er voll durchballe­rn.“Im 25Meter-Becken habe er noch leichte Nachteile. „Er ist nicht so der Wendeprofi.“

Auch wenn Schneider und sein Trainer Tulburean aufgrund der Möglichkei­ten in Ravensburg manchmal nur etwa die Hälfte des Umfangs der Konkurrenz abspulen können, ist der Ehrgeiz groß. „Wir stehen hier zwar nicht so unter Druck. Aber Fabian ist knapp dran, es wäre schade, wenn wir es nicht probieren würden“, sagt Tulburean. So geht es in den Osterferie­n für zwölf Tage ins Trainingsl­ager nach Sizilien. Der erste Saisonhöhe­punkt ist dann die deutsche Langbahnme­isterschaf­t Anfang August. Das Ziel ist eine Medaille. „Die Konkurrenz schläft nicht“, meint Tulburean. „Es muss alles passen: Gesundheit, Training, und dann auch der Start und der Anschlag.“Vielleicht geht es irgendwann tatsächlic­h zu einer WM.

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FOTOS: PRIVAT Fabian Schneider vom 1. SC Ravensburg bei seiner Paradedisz­iplin, dem Freistilsc­hwimmen.
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Fabian Schneider und sein Trainer Magnus Tulburean.

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