Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
Krieg und Frieden sind ein Thema
Podiumsdiskussion in Bad Waldsee zu Deutschlands Rolle in der Welt
BAD WALDSEE (sz) - Der Ortsverband von Bündnis 90 / Die Grünen und die Stadtbuchhandlung hatten zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Krieg und Frieden – Deutschlands Rolle in der Welt“eingeladen, heißt es in der Pressemitteilung. Corinna Kreidler, Sprecherin des Grünen-Ortsverbandes und Moderatorin des Abends, stellte einleitend die Frage, ob dies möglicherweise ein zu großes Thema für das kleine Bad Waldsee sei. Ihrer Meinung nach hatte Bad Waldsee spätestens Ende 2015 sein „Rendezvous mit der Globalisierung“(Wolfgang Schäuble), als die Stadthalle zur Notunterkunft für geflüchtete Menschen umfunktioniert wurde, und spätestens seit diesem Zeitpunkt sei klar, dass Kriege in anderen Teilen der Welt auch Auswirkungen auf Oberschwaben haben.
Die Journalistin Andrea Böhm, von 2013 bis 2018 die Nahost-Korrespondentin der ZEIT mit Sitz in Beirut, berichtete, wie man sich als Journalistin in einem Krisenumfeld bewegt und wie meist die Tagesaktualität die Themen diktiere. Zum Beispiel schockierten die vom „Islamischen Staat“medienwirksam inszenierten Schrecken Politik und Weltöffentlichkeit. Gleichzeitig rückte dadurch der Blick auf Assads Verbrechen am syrischen Volk zeitweise in den Hintergrund. Sie habe immer versucht der deutschen Leserschaft zu vermitteln, dass es selbst in Bürgerkriegsländern einen Alltag gibt, und wie die Menschen zum Beispiel damit beschäftigt sind, einen sicheren Schulweg für ihre Kinder zu organisieren.
Anschließend erfolgte eine Diskussion deutscher Außenpolitik, zusammen mit der Bundestagsabgeordneten Agnieszka Brugger (Bündnis 90 / Die Grünen). Es begann mit der Frage, was mehr deutsche Verantwortung in der Weltpolitik eigentlich konkret heißen könnte oder sollte: ob es darum geht, dass Deutschland mehr bezahlt, mehr Militär einsetzt oder sich vor allem im Bereich der zivilen Konfliktbearbeitung stärker engagieren müsste. Außerdem wurde die Frage nach der Glaubwürdigkeit deutscher Außenpolitik gestellt und ob diese nicht vor allem von wirtschaftlichen Interessen dominiert wird, zum Beispiel wenn die Bundesregierung entgegen den Abmachungen im Koalitionsvertrag weiter Waffen an Saudi-Arabien liefert, obwohl das Land diese Waffen im Krieg im Jemen einsetzt.
Zuletzt wurde die Frage diskutiert, ob eine stärkere Rolle Europas in der Sicherheitspolitik wünschenswert wäre. Der Idee einer europäischen Armee erteilten beide Fachfrauen eine Absage, dies sei keine realistische Option, da im militärischen Bereich die EU-Mitgliedsstaaten noch immer betont nationale Interessen und Prioritäten verfolgen. Andrea Böhm schlug als kurzfristiges Ziel vor, europäische Kontingente für UN-Blauhelmmissionen bereitzustellen, was ein machbarer und positiver Beitrag zur Eindämmung internationaler Konflikte sein könne.