Schwäbische Zeitung (Bad Waldsee / Aulendorf)
„Frei.Wild“-Gastspiel hat ein Nachspiel
Ravensburger Grüne stellen sich gegen Auftritt – Bürgermeister Blümcke sieht Gesprächsbedarf
RAVENSBURG (fh) - Das Konzert der umstrittenen DeutschrockBand „Frei.Wild“in der Ravensburger Oberschwabenhalle am 10. April dürfte ein Nachspiel haben. Die Ravensburger Grünen haben sich nach der Berichterstattung in der „Schwäbischen Zeitung“klar gegen den Auftritt der Südtiroler positioniert, denen Kritiker vorwerfen, mit der rechten Szene zu sympathisieren. Bürgermeister Simon Blümcke sieht grundsätzlichen Gesprächsbedarf mit den Verantwortlichen der „Lira“, die die Oberschwabenhalle im Auftrag der Stadt betreibt.
Wie berichtet, haben Gegner der Musiker in sozialen Medien auch zum Boykott des Konzertes in Ravensburg aufgerufen. Sie werfen der Gruppe vor, sich mit „völkischnationalistischen Texten einer Blutund-Boden-Rhetorik“zu bedienen, „wie sie von rechtsextremen Gruppierungen wie der NPD und Identitären Bewegung verwendet wird“. Die Band selbst weist die Kritik zurück. Sänger Philipp Burger hat sich inzwischen aber auch von einzelnen „Frei.Wild“-Liedzeilen distanziert.
Ginge es nach den Grünen, würde der Auftritt in Ravensburg abgesagt. Ingrid Brobeil-Wolber, Otti Reck-Strehle und Ozan Önder sitzen für die Fraktion im Aufsichtsrat der „Live in Ravensburg“(Lira), vormals Oberschwabenhallen GmbH. Die Lira, die das Programm für die Oberschwabenhalle erstellt, ist eine hundertprozentige Tochter der Stadt. „Wir wollen nicht, dass die Stadt Ravensburg einer solchen Band ein Forum bietet“, schreiben die Grünen in einer Stellungnahme an Bürgermeister Simon Blümcke und Willi Schaugg, Geschäftsführer der „Lira“. Die Grünen erklären in der Stellungnahme weiterhin, dass sie sich dem Boykott-Aufruf für den Auftritt der Tiroler anschließen.
Ravensburgs Bürgermeister Simon Blümcke sieht ebenfalls Handlungsbedarf. Auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“antwortete er: „Wir werden über die Programmierung der Halle und zukünftige Leitlinien hierfür im kommenden Aufsichtsrat sprechen. Bisher war das nicht notwendig. Ein solches Konzert zeigt aber, dass dies dringend geschehen muss.“Willi Schaugg hatte im Gespräch mit der SZ zuvor erklärt, er halte die Musik von „Frei.Wild“für unproblematisch: „Wir kennen den Ruf der Band und haben versucht, uns abseits jeder Hysterie ein Bild von der aktuellen Haltung der Band und dem Verlauf und Umfeld der Konzerte zu machen.“Und weiter: „Es gibt nach unserer Einschätzung keinen Grund, die Fans und Besucher an den rechten Rand zu rücken oder das Konzert als eine Art Rechtsrock darzustellen.“
Laut Thorsten Hindrichs, der das Forschungsprojekt „Musik und Jugendkultur“an der Uni Mainz leitet, sei „Frei.Wild“keine Rechtsrock-Band. Die Gruppe artikuliere aber „eindeutig rechtspopulistische Haltungen“. Problematisch seien ihre Botschaften allemal.